13 – Von Blumenläden, Nachtgeschäften und Motorrollern

Früher ging ein Nachhausespaziergang in der Nacht nur knapp 300m den Berg hoch. Jetzt sind es 2,5 – 3 km. Bergauf und bergab. Aber nicht gerade ungesund, Bewegung tut gut. Egal, wie viel man getrunken hat. Da Nachtbusse um diese Zeit zwar nicht sehr selten, aber zu ungünstigen Orten fahren, von denen man nach Hause auch wieder irgendwo nen Berg hoch muss, geht man am besten gleich direkt nach Hause. Ab und zu ist auch ein Taxifahrer noch bereit, diese kurze Strecke zu fahren.

Aber wenn man mal bewusst Nebenstrecken geht, weil man da noch nie war, findet man schon sehr interessante Orte. Zum Beispiel Itaewon-Class-Fans, die nachts um 2:30 Uhr vor dem Film-Danban (dem ersten in der Serie) posieren und Fotos machen. Hab ich auch schon. Nur Fans der Serie interessiert das, ansonsten ist ab und zu mal ein neues Restaurant/Café da drin.

Nicht nur an der Itaewon, auch woanders sind diese 24h-Läden ein Phänomen. Das koreanische Äquivalent zu deutschen Tankstellen (ohne Benzin aber immer auf) macht tagsüber kaum Sinn, es gibt in der Nachbarschaft immer irgendein Geschäft, das günstiger ist, aber abends und vor allem nachts staunt man nicht schlecht, wenn sich gegen 3 Uhr Schlangen an der Kasse bilden! Und die Leute warten geduldig, wenn gerade keiner da ist. Kann schon sein, dass in einem Nebenraum der oder die Angestellte ein Nickerchen macht. Wenn einem das Bier ausgeht, sind diese Läden ein „life saver“ 😀 Manche Leute haben überhaupt kein Bier im Kühlschrank, weil so ein 24h-Laden (genannt Pyeonuijjom) der Nähe ist. Getränke, Ramyeon, Snacks, ganze „Mittagessen“, man kann größtenteils vor Ort essen, die Mikrowelle benutzen, heißes Wasser kostenlos für die Suppen nehmen, Mülltüten kaufen, Kopfhörer, Nageletui, Hautcreme, Kondome, Nähnadeln, Akkupacks, Taschentücher, Süßigkeiten, Nagelknipser, Waschpulver und mehr erstehen. Sehr sinnvoll, die Dinger. Wenn sie da sind, geht man auch hin. Überall, zu jeder Zeit.

Vertrauen steht in Korea ganz hoch im Kurs. Wüsste nicht viele Orte, wo Selbstbedienungsläden so selbstverständlich sind. Neulich war mir kalt und ich wollt nur kurz irgendwo rein auf dem Nachtheimweg. Am Ende einer Seitengasse sah ich ein Licht. Es war ein Blumenladen! Offene Tür, Pflanzen verschiedener Arten und Preisklassen. Eine Geldkasse gab es nicht, ein QR-Code zum Scannen und eine Kreditkartenkasse zum Bezahlen und kein Personal war, was man antraf. Klasse. Kurz Aufwärmen war kostenlos. Klasse. Und alles liebevoll eingerichtet. Ich hoffe, sie machen genug Geld, um diesen Raum zu halten. Ein tolles Konzept!

Der 3Alley Pub hat wieder auf. Heißt jetzt „Itaewon Pub“. Passt. Hat eine „Gedenktafel“ innen, die an die Vorgeschichte erinnert. Habe mir T-Shirt und Sweatshirt gekauft. Gute Qualität. Von Coupang nur Billigzeug, teure Shirts aus Kneipen. Erinnerungswert inklusive.

An der Itaewon gab es am 29. Oktober 2022 eine Katastrophe: Über 150 Menschen sind knapp 150m von hier umgekommen, erdrückt in einer kleinen, schmalen Seitengasse, die ich selbst oft langgegangen bin. Als ich diese Bilder sah (Kalle erzählte mir davon), hielt ich es kaum aus vor Schmerz. An der Stelle, wo diese unfassbare Tragödie passierte (die Gasse ist eigentlich offen, war aber dennoch verstopft, weil wohl irgendwer gestürzt war und es einfach zu voll war, 10.000 Menschen wurden erwartet, über 100.000 waren es), gibt es jetzt ein Memorial, eine Lichtinstallation, sehr dezent, aber gut. Schade nur, dass ein Pyeonuijjom direkt daneben mit Sitzplätzen Individuen anzieht, die dort saufend und ignorant lachend sitzen. In die Fresse hauen!

Zu Seollal war ich mit dem Roller in Boryeong, Daecheon Beach. Boryeong, der Ort meiner ersten großen Rollertour (mit dem damaligen 250er Daelim Freewing) und der Ort, wo ich auf Oma kurz nach ihrem Tod mit Koreanern an einem großen Platz angestoßen hatte und kurz darauf die Waschbecken im Hotel verfärbt hatte mit meinem Reiseshirt. Etwas teureres Hotel diesmal, aber eine irre Sicht aufs Meer – das Schöne an der Westküste sind ja die Sonnenuntergänge! Kurzer Ausflug, auf dem mir der Motor auf dem Rückweg kurz zweimal ausfiel. „Muss wohl zur Werkstatt“, so mein Gedanke.
Die Zeit in Buryeong war schön, muss aber nicht nochmal, es gibt ja noch viel mehr! Man muss nicht immer nur Vergangenes wiederbeleben.
Auf dem Rückweg lief auch alles gut, kam gut voran, Musik auf den Ohren, nur fiel ab und zu der Motor aus. Und wieder. Und nochmal. Und dann ging nix mehr. So stand ich nun da. In the middle of nowhere. Jaehan angerufen, der Gute organisierte mir einen lokalen Mechaniker, der auf nen Feiertag rauskam und meinen Downtown abschleppte (100.000Won) und nicht reparieren konnte, denn: KEIN MOTORÖL! Da war echt etwas kaputt! Dabei war der Roller vor der Tour 2x in der Werkstatt, um ihn reisefertig zu machen! Da war ich ziemlich sauer! Nach ein paar Stunden kam die Abschleppung nach Seoul, meine Reise war vorbei. Abschiedsfoto vor meiner Wohnung/meinem Haus, als der Abschleppwagen den Berg hinabfuhr. Sollte den Roller 3 Wochen lang nicht wiedersehen…

Letztes Wochenende war Wandern angesagt. Eine Schülerin mit Freund, 3 Lehrer. Aber hat stattgefunden. Und war gut. Schöne kleine Wanderung zum Achasan. Hatte die 360°-Kamera mit, aber nur die Fotos sind etwas geworden. Bei der Videoeinstellung hatte ich irgendetwas geändert für Nachtaufnahmen und dadurch, dass ich die nicht vorher kontrolliert hatte, sind die Videos überbelichtet. Schade, denn sonst hätte man zwei ferngesteuerte Geländeautos bestaunen können, die von ihren Herrchen und Frauchen den Berg hoch gefahren wurden! Sachen gibt es…

Wir sind einen anderen Weg runter als hoch (es gab noch Mittagessen und einen Kaffee hinterher – beides spendiert!), also konnte ich erst beim Abstieg mal nachsehen, welche Saunen es in der Gegend gibt. Und was sagt mir Naver? Es gäbe eine Sauna namens „Silloam“ in der Nähe! Silloam (oder Siloam) – der Name meiner alten Djimjilbang-Sauna an der Seoul Station (in deren Gebäude jetzt ein Bürokomplex ist). Zufall? Nachfolger? Schwestersauna? Neben einer großen Kirche gelegen bot sich mir der Anblick eines Gebäudes, das das Zeug für ein großes Djimjilbang hätte! Drinnen allerdings die Ernüchterung: Djimjilbang gibt es seit Corona nicht mehr, in den Räumen wäre jetzt eine Kirche. Aber die Sauna – das ist Silloam 1:1! Die Schilder, die Schriftarten, die Farben, die Einrichtung, alles Silloam! Und dann: die Salzsauna! Der Pott mit Salz zum Einreiben! Hier war ich nicht zum letzten Mal! Ich saß kaum 5min in der Sauna, kam ein Koreaner herein und begrüßte mich auf Englisch. Wir kamen ins Gespräch und siehe da, es muss entweder Nachfolger oder Schwester sein- der Typ kannte Silloam aber erst, nach dem es an der Seoul Station zu machte, daher war es nicht ganz klar. Wie auch immer: Silloam lebt! Eigentlich sollte in meiner Saunaliste die 25 etwas besonderes sein, nun ist es die 24 🙂

Jetzt ist schon März und bald sind Osterferien. Seit 3 Wochen fuhr ich mit dem Bus zur Arbeit. Geht auch, sogar ganz gut, aber es dauert länger und man ist abhängig von Fahrzeiten. Ich hatte mir vorgenommen, der Werkstatt nicht zu schreiben oder nachzufragen. Aber dann tat ich es doch. ? ? ? war meine Message. Mehrere Male an folgenden Tagen. Dann: „Komm am Dienstag zur Werkstatt!“ Also ich hin, nichts erwartend. Und natürlich war mein Downtown nicht fertig! Im Gegenteil: Keine Teile, würde sehr lange dauern und sehr teuer werden (1-2 Millionen Won!). Tja, was machen wir denn dann? „Für 2 Millionen Won mehr kannst du den da haben“, meinte der Chef und zeigte auf einen recht neuen Roller. Nöö, ich möchte nicht neu kaufen. „Was gibst du mir für meinen?“ war mein Konter. Lacher von seiner Seite nun. Er bot mir dann einen 300er an, der da schmutzig und nichts sagend rumstand. „Nää, nicht. Wo ist denn mein Roller nun?“ „Ah, dort, der Roller!“ „Nein, das ist nicht meiner.“ „Dieser Roller, hier!“ „Nein, DAS hier ist meiner.“ „DIESER Roller hier!“ Dann verstand ich: Er wollte, dass ich DIESEN Roller eintausche gegen meinen. Und das war dann auf einmal gar kein so schlechter Deal mehr!

Vor mir stand ein Kymco Xciting 400i, 50 Kubik und 5PS mehr als meiner, mit Mesh-Sitzcover. Okay, bau mir meine Anbauteile und die Kofferhalterung an und ich nehme den! Gesagt, getan! 2 1/2 Stunden später fuhr ich mit diesem Roller zurück nach Hause! Was war alles geschehen? Ich hatte keinen Ausweis mit, keinen Stempel, kein Geld dabei, keine Versicherungspapiere! Trotzdem schafften „wir“ es, den Roller auf mich anzumelden, Nummernschild zu besorgen, Versicherung zu bezahlen etc. Happy grinsend fuhr ich nachhause. Okay, 50 Kubik mehr sind nice, aber der Roller hat keine Kamera (hatte mein alter), die Spiegel sind praktisch nicht zu gebrauchen, weil Designerspiegel und dabei miniklein, man sieht nix und hier und da fehlt eine Schraube, Kabelbinder helfen hier, der ein und andere Kratzer ist auch zu sehen. Und er hat keine große Scheibe. Was gar nicht so schlimm ist. Okay, im Moment schon, der Wind ist schon stark auf dem Oberkörper und den Händen zu spüren, aber bei letzteren nur vorderflächig, denn: Griffheizung (in 2 Stufen)! Das hatte der Downtown nicht! Ach und ABS! Und, wie ich den Kabeln unter der Sitzbank entnehmen konnte, auch Sitzheizung! Werde ich austesten. Mit dem Mesh-Sitzcover war das auf der kurzen Strecke zur Schule bisher noch nicht möglich zu bemerken. Es war ein Lieferfahrzeug, deshalb hat es schon ein paar km aufm Buckel, aber mein Burgi in DS ist auch in die Jahre gekommen und – macht mir das was? Nö. Der Xciting ist gut. Ist cool. Und hat mich nur nochmal 110.000 Won Registrierung & Co. gekostet. Kamera hab ich schon dazu gekauft.
Nun ist es in Korea eher ungewöhnlich, Fehler zuzugeben, ohne das Gesicht zu verlieren und das hat mein Shop auch gut vermieden. Der Chef meinte, er hätte das Öl „zu spät draufgepackt (Übersetzungs-App) und bat mir dieses Roller-Update an. Well done, my friend! Auf der ersten Heimfahrt mit dem Roller merkte ich, dass die Spiegel unbrauchbar waren. Auf Coupang bestellt (und heute gecancelt) und vor Ort schon gestern machen lassen, vermutlich die Spiegel vom Downtown, denn da fehltern sie zuletzt, dazu das Schutzblech vom Vorderrad (das schon beim Kauf kaputt war und nur noch auf 1/4 ganz war und hing) – Kosten: Null!
Daran kann man sehen, dass man als Kunde eben nicht egal ist. Und sie haben nicht „das Gesicht verloren“.

Gut für alle. Vor meiner nächsten Tour wird das Öl gecheckt!

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