Zuhause ist, wo man es fühlt

41 – Januar 2025

Die Schule hat wieder begonnen und es ist ruhig. Fast schon zu ruhig. Wie immer schwebt der nächste Klassenarbeitstermin über allem, aber es sind viele Kinder immer wieder krank und es sind nur 3 Wochen bis Seollal (Lunar New Year). Man muss ja erstmal was lernen, bevor man ne Klassenarbeit darüber schreiben kann. Und dafür ist zu wenig Zeit. Fünf hat die Klasse schon geschrieben, keine Ahnung, wie jetzt noch 10 unterzubringen sind in den nächsten Monaten…

Was anderes. In Korea wird man ehrlich behandelt. Fundsachen werden abgegeben, niemand bereichert sich, es gibt kein „Trinkgeld“, auch nicht im Taxi, das gehört sich nicht. Nun ja, auch das ändert sich ganz langsam. Aber seit man mit der App ein „UBER“ bestellen kann, spielt das keine Rolle. Umso erstaunlicher ist es, wenn man gleich 3x an einem Tag über den Tisch gezogen wird!
Es beginnt bei meinem Rollerhändler. Ich glaube schon, dass er bestimmte Reparaturen hat machen lassen, hoffe es zumindest. Und dann verkauft er mir ne Zündkerze für 40 Euro! Nun, wenn sie hält, was sie verspricht, soll es gut sein. Das Rasseln im Roller ist auch erstmal weg. Okay. Geben wir ihm ne Chance. Die Angestellten und die alten Mechaniker sind ehrlich, nur der Chef ist ein Wiesel. Wir werden sehen.
Danach geht es nach Myeongdong. Ne neue Sauna ausprobieren. Soll ein Djimjilbang sein. Als ich ankomme, schwatzt man mir ne Massage auf, dabei wollte ich nur „Taemaeri“, also die Hautschrubberei. Well, Die Tante geht 10.000 Won runter und ich bekomme Eintritt und Massage für 70.000 Won. Touri-Gegend halt. Da kann man das machen.
Ich bekomme nicht gleich Saunaklamotten – nun, vielleicht ist das hier anders. Ich gehe nach dem Umziehen in die Sauna, die ist gut (Bulgama mit Sitzbänken) und schon nach 10min geht es zur Massage. Als diese vorbei ist, bin ich richtig sauer! Es war keine Massage, es war die Hautschrubberei! Und die kostet normalerweise um die 20.000 Won! Noch mehr verwundert bin ich, als mir plötzlich Japaner in Saunaklamotten entgegen kommen. Da haben mir die Halsabschneider doch tatsächlich nur den Saunabesuch für das Geld gegeben! Djimjil gibt es aber doch! Und man bekommt dazu die Klamotten am Eingang! Richtig stinkig bin ich! Ich beruhige mich erst beim Pennen auf der beheizten Fläche in der Sauna und gehe dann nach der Sauna in Myeongdong mit der 360°-Kamera umher, nen Walk machen. Unterwegs überlege ich mir, dass ich doch nochmal in die Sauna wiederkehren muss, denn ich hab das Djimjilbang nicht getestet. Und ich muss ja wissen, wie das ist und wie und ob man das mit Übernachten einplanen kann. Nun, nicht in nächster Zeit.
Nach dem Walk genieße ich das schillernde Ambiente, die Neon- und LED-Lichter von Myeongdong. Zum Abschluss gibt es Odeng, schön scharfe. Etwas teuer (2000Won, woanders kosten sie 1000Won, Touri-Gegend halt), aber sehr lecker. Ich bezahle gleich zwei mit meinem zerknorkelten Taschen-Geld. Da sie echt gut scharf und heiß sind, brauche ich etwas länger. In der Zeit kommen viele Touristen, kramen im Geld, kaufen einen Stick und sind wieder weg. Als ich dann gehen will, meint der Verkäufer, ich solle noch den zweiten Stick bezahlen! Hey, ich hab zwei bezahlt! Schau in deine Kasse! Die zerknorkelten Scheine sind meine! Er stöhnt nur und nimmt mir das nicht ab, schaut nur halbherzig in die Kasse und brabbelt respektlos vor sich hin. Ich bestehe darauf, dass er die Scheine checkt, aber er tut es nicht. Angepisst ziehe ich ab – hier komme ich nicht wieder her! Digga, was ist los in Korea?
Es bewahrheitet sich aber auch wieder – Touristengegenden meiden! In Myeongdong wimmelt es nur so von (meist asiatischen, aber auch anderen) Touristen.

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Zuhause angekommen der nächste Ärger: Der Fahrstuhl funktioniert nicht! Also zu Fuß in den 5. Stock! Arghh! Nach zwei Tagen frag ich bei der Maklerin nach und die regelt das. Am nächsten Tag funktioniert er wieder. Stellt sich heraus, dass ich derjenige war, der den Schaden gemeldet hatte! Keiner im Haus hatte sich Gedanken gemacht – wird schon irgendwie geregelt…

Bei der Gelegenheit bittet mich die Maklerin darum, doch bitte die Pappe zu bündeln, das wäre besser. Kann es nicht fassen: Ich bin schon jetzt der Einzige, der Pappe bündelt, die anderen stellen die leeren Kartons, wie sie sind, nach unten! Alter! Der dumme Ausländer! Ist aber der einzige Bewohner, der sich an die Regeln hält!

Das Wetter ist wechselhaft, mal trocken normal kalt, mal Schmierschnee bei 1°C, dann mal ganz kalt und zwei Tage später wieder Tauwetter.
An einem „normalen“ Tag mache ich mich auf nach Hongdae. Zu Hongdae habe ich ein eigenartiges Verhältnis. Damals, bei Korea 1.0, war man ab und zu da, war auch immer gut, man ging in Clubs und Bars, hatte eine gute Zeit, aber man kam nicht mehr, bzw. sehr genervt, zurück. Die Taxifahrer waren zwar da, aber sehr „picky“, nahmen nur die großen, langen Touren an, nicht so „kurze“ wie zur Itaewon. Es war immer ein Horror, ein Taxi zu bekommen. Damals war eine Lösung, die großen Limousinen der schwarzen Taxiflotte (Mobeum-Taxi) abzuwinken, die anderen, grauen, waren zu wählerisch, was ihre Fahrtroute anging. Daher war ich selten dort, denn das machte so keinen Spaß. Uber gab es damals noch nicht. In Hongdae gab es die angesagtesten Clubs. Aber ein großer Club-Gänger war ich nie. Hab das Gebiet daher eher gemieden. Kannte mich dadurch auch nicht gut aus dort. Bei meinen Besuchen 2013 und 2015 hatte ich das gleiche Theater erneut erlebt.
In 2.0 jedoch sehe ich Seiten von Hongdae, die so gar nichts mit Clubs und Late Night zu tun haben. Von meinem Djimjilbangbesuch, inklusive des fake Feueralarms hatte ich berichtet. Da war ich an dieser ehemaligen Bahnlinie unterwegs und das war sehr nice.
Jetzt bin ich wieder dort. Eigentlich nur, um eine neue Sauna auszuprobieren. Als ich sehe, in welchem Gebiet sie liegt, zücke ich gleich 2x die Kamera und mache zwei (360°-)Walks. Erst im Abendgrauen, später in der Nacht. Zwischendurch steige ich ab in einer Draftbierbar. „Artmonster“, scheint mehrere Ableger zu haben, in Jongno sehe ich Wochen später auch ein Artmonster. Herr Gott, das Bier schmeckt! Nicht billig, aber richtig gut! Draft Beer aus eigener Produktion halt. Es gibt mittlerweile viel zu viele gute Bier-Orte! Seoul ist in der Bierwelt ganz vorne angekommen.

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Seollal. 3 Tage frei. Die Schule gibt den Freitag als beweglichen Ferientag dazu und die Regierung kurzfristig den Montag. Eine Woche Ferien, recht unverhofft. Was macht man? Groß wegfahren ist nicht drin, die Hotels in den Skigebieten sind voll und ne Rollerfahrt ins Blaue oder ans Meer könnte am Wetter scheitern. Nicht, dass mir Kälte etwas ausmacht, ich hab ja gute Klamotten und Griffheizung. Aber das Wetter spielt Streiche, nichts ist mehr mit 3 Monaten blauer Himmel und minus 5-10°C, wie damals. Klimawandel is real, Baby!

Ich mache einen 360°-Walk auf der Sowol-Ro, der Bergstraße zum Grand Hyatt. So oft bin ich hier lang gefahren und gegangen. Das wird eine schöne Erinnerung. Da ich am Hyatt bin, möchte ich eigentlich noch mein altes Stammrestaurant besuchen, wo wir früher Babybilder ausgetauscht hatten („Ranya“), aber mir ist eher nach einem Kaffee zumute. In einem meiner 360°-Walks ging ich mal an einem Café vorbei. Heute probiere ich es aus. Schöne Aussicht! Ähnlich der meiner damaligen Wohnung in Itaewon-2-Dong.

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Am Wochenende wird gewandert mit Kollegen. Das ist gut und eine gesunde Aktivität. Der Achasan ist easy zu besteigen und nicht weit weg. Auch gut für Besuche 😉 Verrückt: Hier fahren die Koreaner mit ihren ferngesteuerten Autos und anderen Fahrzeugen rauf!
Es macht Spaß und es gibt hinterher gutes Essen und für mich dazu noch eine neue Sauna. Nicht ohne zu bemerken, dass sich auf dieser Bergseite viele rosa Hauseingänge mit Herzchen befinden. 😀

Am Montag entführe ich Janine nach Hanam, ich habe günstige Tickets für ein großes Djimjilbang bei Trazy.com geschossen (1+1 und reduziert). Wir sind kurz nach Öffnungszeit hier, aber wir stehen in einer seeeehr langen Schlange vor dem Eingang – hier gibt es auch eine Wasserspaßwelt. Die Saunen sind sehr gut, jedoch sehr voll.
Noch voller ist das Djimjilbang. Essen im hauseigenen Restaurant ist nicht möglich. Wir genießen die Lokalität, vor allem das Fußbad im Freien (sehr kalt, trotz der Überwurfmäntel, die wir uns nehmen konnten), so lange es geht, aber es wird immer voller. Wir entscheiden, draußen in der Starfield Mall zum Essen zu gehen. Nepalesisch/indisch. Sehr gut, obwohl eine Menge Speisen wegen Zwiebelverseuchung aus dem Speiseplan fällt.
Beim Verlassen der Mall schneit es wild. Da wir mit der U-Bahn zurückfahren, beeinflusst uns das nicht negativ.

Ein Café, an dem ich jeden Tag vorbeikomme, reizt mich, doch mal reinzuschauen. Keine 200m Luftlinie von meinem Zuhause entfernt. Eine Alternative zum Cheonggyechon-Hollys? Ich bin spät dran, habe gerade noch 40 min, um einen Americano zu trinken. Aber es soll ja eh nur ein Test sein. Fazit: Test bestanden – gute Aussicht und Steckdose in der Nähe (an mds. einem Platz). Zuhause hab ich echt zu viel Ablenkung!

Anderer Tag. Ich stehe da so rum in meiner Wohnung, denke mal gerade nichts. Außer: Wieso ist es so kalt hier? Ich checke das Duschwasser und auch das bleibt kalt. Hab ich etwa meine Gasrechnung nicht bezahlt? Ich schreibe meiner Maklerin, Kay, und die ist sofort dran. Telefoniert hin und her. Gas-Gesellschaft, Boilerhersteller, zack zack! Stellt sich heraus, dass ich eine meiner Gasrechnungen sogar doppelt bezahlt hatte und dadurch einige Rechnungen mit +/- Null ankamen 🙂 Daran liegt es also nicht. Rinnai, der Boilerhersteller, lässt Kay und damit Kay wissen, wie man den Boiler neu startet. Funktioniert und Kay (nicht die Maklerin) kann wieder warm duschen und hat wieder warme Füße.

Am Dienstag hab ich mich bei einem lieben Kollegen eingeladen. Da er an der Sowol-ro wohnt, wo ich gerade erst meinen letzten Walk hatte, nutze ich den Hinweg für den gleichen Walk noch einmal, aber diesmal mit Schnee. Daher der Titel „S(n)owol-ro“.
Ali ist so nett und richtet mir einen Server ein. Jetzt kann ich auf jedem Gerät meine Filmchen sehen oder Bücher lesen, egal wo ich bin. Wenn der Mini-PC an ist, versteht sich.

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Am Mittwoch starte ich meinen Mini-Urlaub auf Songdo, einer künstlich errichteten Insel vor/bei Incheon. Wollte nicht mit dem Roller raus (Wetter, nicht Kälte!), also ging es mit Öffies. Und das ging gut. Busse und U-Bahnen. Eine super Alternative. Muss nach der Ostertour meinen Roller so schnell, wie möglich, verkaufen und alle U-Bahn-Linien abfahren!

Gleich nach der Ankunft, ein Blick aus dem Hotelfenster reicht, mache ich mich auf, einen wunderschönen Abend-Walk zu machen.
Tolles Licht, wundervolle kalte Bilder! Zurück im Hotelzimmer muss ich feststellen: Der Walk ist verwackelt! Wie auf Jeju, wo ich die Fernbedienung benutzte! Was ist das bloß? Morgen nochmal dann! :-/

Die fantastische Aussicht, das prima Zimmer und das gute Ambiente besänftigen mich aber und ich habe trotzdem einen schönen Abend.

Am Donnerstag dann ein neuer Walk, vorher teste ich ausführlich die Verwendung der Fernbedienung und alle Versuche sind erfolgreich, also eher unerfolgreich, denn ich erfahre nicht, warum die Aufnahmen mal erwackelt sind und mal nicht…
Leider gibt es heute schlechteres Wetter, sodass der Walk eher nicht so schön in Bildern ist. Allerdings gab es heute Hirsche in kleinen Gehegen zu sehen, die gestern nicht da waren.
Ich mache also den ganzen Spaziergang nochmal. Später stelle ich fest, dass es noch ein wenig verwendbares Material vom Vortag gibt. Aus irgendeinem Grund war ich auf die Stopptaste gekommen und musste daher eine gewisse Strecke nochmal abgehen – und diese Aufnahme war fehlerfrei! Sehr eigenartig. Auf YouTube sind diese Aufnahmen jetzt einfach gemischt zu sehen.

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Da ich keine weiteren Pläne für heute habe, lass ich mich von Navermap führen. Oh, es gibt ein Djimjilbang hier in der Nähe! Dann lass uns doch dahin gehen! Hanok Style, aber leider wieder sehr sehr voll. Für eine Zufallssauna aber gut genug. Und es gibt etwas Wichtiges für Reisende: Man kann hier übernachten! Allerdings hat man nur etwas davon, wenn man als Besucher hier mit dem Taxi herkommt. Die Öffis fahren einen sehr großen 1 1/2h-Bogen Richtung Norden, während normale Autos (und damit Taxis) nur 20-25min zum und vom Flughafen brauchen, denn die dürfen über die Mautbrücke! 40.000 Won Taxi, plus 10.000 Won Übernachtung, inklusive des Saunabesuchs. Wäre eine Option auf einer der nächsten Reisen.

Abends genieße ich gleich noch eine Sauna, nämlich die des Hotels. Wegen der hatte ich ja dieses Hotel ausgewählt. Leider kostet sie extra. Da sie jedoch nur Hotelgästen zur Verfügung steht, ist es sehr leer. Die meiste Zeit bin ich alleine hier und kann sogar Fotos vom Feuchtbereich machen. Normalerweise ist es nicht erlaubt, das Handy mit reinzunehmen. Mehr als einmal jedoch hab ich schon alte koreanische Männer im Heißbecken sitzen sehen, Handy in der Hand, Videos, Nachrichten oder Sportveranstaltungen sehend!
Vom Saunaraum aus kann man durch ein kleines Fenster den Central Park sehen. Den Ausblick genieße ich auch nochmal von meinem Bett aus. Grandios, man kann sich gar nicht sattsehen!
Ein schöner, ruhiger Ausgang des Tages.

Am Freitag geht es mit dem Bus zurück. Schöne Fahrt, aber kürzer als gedacht.

In den U-Bahntunneln schützen sich Obdachlose vor der Kälte mit Kartons. Ich gehe zur Schönheitspflege, um meine Gesichtsflecken behandeln zu lassen. Die Welt ist nicht gerecht.

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