36 – Herbstferien 2024 – Reise nach Jeju
Es soll nicht viel Verkehr geben. Weder in Seoul, noch in den Städten auf dem Weg. Drei Stopps auf dem Weg, nirgendwo wollen wir im Stau stehen. Das ist die erste Maxime auf dieser Reise. Schaffe ich es, „azyklisch“ (wie es ein damaliger Kollege einst ausdrückte) zu fahren?
1 1/2 Stunden lang Streetfighting, die One X2 nimmt davon leider nur 29min auf, angeblich ist die SD-Karte zu langsam. Die ich schon seit Ewigkeiten für Aufnahmen mit der 360°-Kamera nutze… Wird also nicht aus dem Video „Leaving Seoul – Escape to Korea“ 😀
Wetter ist prima und das einzige Problem, das ich habe, ist, dass der Metallstab, an den alle Anbauten wie Navihalter, Kamerahalter etc. angebaut sind, locker ist und ich ihn ständig fixieren muss, damit mir das Navi nicht ständig auf dem Schoß liegt. Gummibänder verhindern das temporär.
20°C und die Abendsonne lässt den Himmel über Sejong in einem goldenen Abendlicht erstrahlen – ein weiterer Vorteil, wenn man nachmittags losfährt. Tief über den Bergen stehend und die Landschaft fast schon kitschig schön beleuchtend bedaure ich, dass ich keine echte „Point&Shoot-Kamera“ griffbereit habe. Jaehans Handy geht zwar auch, ist aber nicht so praktisch wie ein echter, kompakter kleiner Fotoapparat, den man, immer griffbereit, an einem Band um den Hals hängen hat.
Daejeon
In Daejeon, meinem ersten Zwischenstopp, übernachte ich im „Rodeoland“ (k.A., warum das so heißt), einem Djimjilbang / Saunahaus, das 24h geöffnet ist. Nach der feuchten (Nackt-)Sauna probiere ich nicht viele Trockensaunaräume aus, ich möchte nur schnell was essen, schreiben, Filmchen oder lesen, schlafen. Es gibt keine separaten Schlafkojen („dugouts“), aber es ist nicht sehr voll. Im Restaurant kann man sich die für koreanische Djimjilbangrestaurants obligatorische Algensuppen (Miyok-Guk) selbst nehmen, das restliche Essen ist auch lecker.
Einen Handy- oder Tablethalter, den man sich an die Schlafmatte stellen kann, bekomme ich umsonst, weil ich auf Naver eine (meine erste) Bewertung schreibe 🙂 12.000 Won (knapp 8 Euro) gespart. Eine Schlafdecke gab es für 2 Euro Miete die Nacht.
Mit zwei jungen koreanischen Männern unterhalte ich mich bei einem oder zwei Bier. Sie kommen aus Cheongyang (청양), einer Stadt, berühmt für ihre Chili-Schoten. Sie erzählen mir von einem großen, berühmten Markt, der in regelmäßigen Abständen stattfindet. Wenn ich es gut plane, könnte ich mir den am Dienstag in der zweiten Ferienwoche ansehen. Dort sind selbst die Straßenlampen in Chili-Form – genau mein Ort! Mal sehen, ob ich das irgendwie reinbauen kann in meinen Fahrplan (von dem ja erst eine Hälfte steht 🙂 )
Für jede Übernachtung, die für unterwegs geplant ist, habe ich eine kleine Tasche mit Unterwäsche, Socken, Powerbank, Kopfhörern, Ladekabeln und -stecker gepackt. Die liegt nun neben meinen drei Schlafmatten. Noch n bissel Filmchen („Hell Bound“ – kor. Serie), dann Schlaf.














Gwangju
Auf dem Weg nach Gwangju mache ich einen kleinen Umweg über den Daedunsan, um Kopftücher aus dem Provincialpark zu holen 🙂
Das klappt auch, kleiner Umweg hat sich gelohnt. Noch ein zweiter Ort verheißt im Laufe der Fahrt Kopftuchglück. Prima!
Unterwegs begleiten mich diesmal nicht diverse Musikstücke, sondern Hörbücher von Stephen King. „Raststätte 81“ oder „Die Düne“ sind jetzt unzertrennbar mit Reisen durch Südkorea verbunden! Später auf der Reise aktiviere ich meinen Audible-Konto wieder, um mehr hören zu können. Vor ein paar Tagen hatte ich Amazon Music Unlimited aktiviert, um das neue Album von „The Cure“ hören zu können. Großartige, zeitlose Musik. Wenn auch so nicht unbedingt gleich radiotauglich. Aber das braucht es auch nicht.
In Gwangju bin ich in einem ziemlich armen Gebiet gelandet. Oder sagen wir „alt“. Ist die Stadt so? Nein, Gwangju ist ja ne Millionenstadt, etwas kleiner als München. Nun, diese Gegend hier schillert nicht, die Gassen sind schmuddelig, nicht verdreckt, aber benutzt, Autoreifen vom Shop gegenüber vom Restaurant liegen halb auf der Straße, es gibt keine Gehwege, kalte, weiße Neonlampen werfen hartes Licht aus den Restaurants ohne Stil auf die Straße. Aber ich habe Hunger und dann Pech. Ich bestelle Ssundae-Suppe und die Blutwurstglasnudelwürste darin haben Zwiebeln. Ich pule und esse. Nun ja. Muss nun nicht mehr essen. Im Djimjilbang, in dem ich hier übernachte, gibt es nichts extra. Kein Restaurant, keine Snackbar. Im Feuchtraum eine 78°C-Sauna (die aber gut schwitzen lässt), das Kaltwasserbecken sieht schmuddelig aus. Ist es aber nicht, es sind die Fliesen. Sie sind nicht schmutzig, nur alt. Im Djimjilbereich gibt es nur einen einzigen Saunaraum, einen Salzraum, aber der ist nicht geheizt. Der Rest besteht nur noch aus einem zentralen Raum mit durchgesessenen, aber bequemen Sesseln an der Seite und sonst nichts. Okay, Mücken noch. Die sind schnell gekillt. Insgesamt sauber und vor allem sehr billig. 9 Euro kostet die Nacht. Lange wird es dieses „Kleinod“ (das es vielleicht mal war) wohl nicht mehr geben. Ein paar Folgen „Hell Bound“ im bequemen Sessel und dann gibt es nichts mehr zu tun. Schlafen um 21 Uhr.
Am nächsten Morgen nochmal husch, husch in die Sauna und dann… Regen. Na toll! Überall Baustelle längs der Hauptstraße (da wird wohl ne U-Bahn-Linie gebaut) und der Umweg ins angrenzende Gebirge lohnt sich nicht, ich finde keinen Wandereingang und damit keine Tücher. Die Straße ist grausam im Regen zu fahren! Überall Metallplatten, die die Baustelle abdecken und die sind rutschig!
Ein Vollidiot beschließt, vor dem Auto vor mir drei Fahrbahnen zu kreuzten, der Fahrer vor mir und ich gehen in die Eisen und es passiert Gott sei Dank, auch wegen des ABS, nichts. Hier hätte die Reise zu Ende sein können! Gerade keine Metallplatten. Doctor Who auf einem Piratensenderboot auf den Ohren, schaffe ich es unbeschadet raus aus Gwangju.

















Mokpo
Lange dauert die Reise nach Mokpo nicht, nach knapp 2h bin ich gegen Mittag am „Lee-Haekyang-Guesthouse“. Viel zu früh, aber es ist okay und der Gastherr ist vorbereitet. Und wie! Er hatte bereits eine Excel-Tabelle vorbereitet, die alle Fragen, die ich hatte, beantwortete. Und das, bevor ich die Fragen stellen konnte! 😀
Ich darf direkt vor dem Eingang parken. Hoffentlich zickt der Roller nicht rum morgen, der Anlasser spinnt und hört sich nicht gut an!
Ich habe durch die frühe Ankunft viel Zeit. Mal schauen, wo die Fähre morgen abfährt. Dahin mache ich einen Spaziergang. Exakt die Strecke, die ich morgen fahren muss. Um keine Überraschungen zu erleben. Ein Terminal existiert nicht, nur ein Container mit Fenstern. Die heute zu sind. Wo muss ich hin? Keine Telefonnummer, die irgendwas bringt, „no English“ oder Ewigwarteschleife. Ich gehe zum Coastal Ferry Terminal, wo die Reisen zu den Häfen der Festlandumgebung beginnen. Dort spricht niemand Englisch. Und noch nicht einmal Deutsch! Eine Frau kommt hinter ihrem Ticketschalter hervor und führt mich einmal quer durchs Gebäude, um mir, aus einem Fenster deutend, zu zeigen, wo das „Jeju-Terminal“ liegt. Hätte sie nicht machen brauchen, hat sie aber 🙂
Im Terminal versichert man mir, dass ich da, wo ich gerade war, morgen auch hin muss und händigt mir die „echten“ Papiere aus, nachdem ich meine Reservierung (Danke, Taemi-Mama!) gezeigt hatte.
Google Lens übersetzt manchmal komisch. Bei der Essensbestellung kommt doch tatsächlich „live Octopus“ als Übersetzung! Hahaha! Aber dann auch als Speise – die kleinen, zwar schon geschnittenen, aber nicht erhitzten Tintenfischärmchen krümmen und winden sich. Ooaaahh… Einmal schnell draufbeißen und dann den Geschmack genießen. Bitte! Dieses Oktopus-Bibimbap war eine der wenigen Speisen, die es für Einzelpersonen auf der Karte gab. Hier kam dieses Problem auf der Reise erstmalig auf. Das, was ich eigentlich haben will, kostet fast 50 Euro (man kann nur ein Bild der Speise beim Bestellen sehen) und ist gedacht für zwei Personen. Dabei hatte ich extra DIESES Restaurant betreten, weil vor der Tür explizit steht: „allein essen, allein trinken“. Es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein.
Gegen 14:30 Uhr mache ich mich auf zu einer lokalen Sauna. Diese, wie auch alle anderen in Gehreichweite liegenden, hat natürlich am Montag zu. Also weiter. Einen Berg im Navi eingegeben und losgewandert. Irgendwie werde ich fehlgeleitet und ich finde mich in einem Gestrüppwirrwarrdjungel wieder, wo man eine Machete bräuchte. Laut Navi geht es hier lang! Spuren vom Weg sind zu sehen, aber alles überwuchert! Ich kämpfe mich durch wie ein Guerillakämpfer und habe überall Blätter und Holzstückchen in den Klamotten! Plötzlich stehe ich an einer Seilbahnstation. Ich habe kein Ticket, aber nach unten geht es eh nicht, diese fährt auf eine vorgelagerte Insel oder auf den Berg weiter hoch. Keine Talstation von hier aus zu erreichen. Aber es bietet sich vom Dach dieser Station ein fantastischer Blick auf Mokpo, die Inseln, das Meer! Wunderschön!
Einen direkten Wanderweg ins Tal gibt es nicht, ich muss beinahe um den ganzen Berg rennen, bevor sich ein Abstieg öffnet. Hier war mit Sicherheit niemand mehr seit Monaten! Andersrum hätte man den Weg nie gefunden!
Ich komme an der Marine-Uni raus und starte den Weg zurück. In einem Café kann ich den Sonnenuntergang dennoch genießen. Zu Fuß zurück und ich falle im Guesthouse in tiefen Schlaf.
Der Gastgeber weiß, mit welcher Fähre man nach Jeju möchte und bereitet einem ein extra frühes Frühstück zu. Er brät mir sogar persönlich ein Ei. Großartig! Dann folgen Polaroid-Fotos für seine eindrucksvolle Pinnwand (und Social Media?) und dann geht es los gegen 7:30 Uhr.
Am Container klappt alles reibungslos, die Papiere stimmen und ich stehe als erster in der Fährzufahrtsreihe. Alles geht fix, dass ich nicht einmal schaffe, die One X2 zu mounten und die Auffahrt zu filmen.
Auf dem Schiff habe ich eine Schlafkoje gemietet in einem Zimmer mit 2×4-Konstellation. Vorhänge , Decken, Kissen und USB-Lademöglichkeiten nutze ich genauso aus wie die Dusche gegenüber vom Zimmer. Doppelter Preis von 45 Euro sind angemessen. 3-4h Schlaf sind drin. Wir haben 1h Verspätung, was mir Zeit gibt, noch etwas im 7eleven zu essen. Inklusivem Ausblick aufs Meer. Klasse!








































































































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