Zuhause ist, wo man es fühlt

Am Wochenende muss man raus aus der Stadt. Macht man viel zu wenig. Nicht, dass es nicht auch Schönes in der Stadt gibt, aber das kann man auch bei schlechtem Wetter machen. Vieles zumindest. Wenn aber das Wetter schön ist und deine Handballer für Samstag eine Party außerhalb von Seoul angesagt haben, dann fährst du halt gleich nach der Schule am Freitag los, schonmal in die Gegend, wo die Party (mit Wasser-Fun-Sport, Pension, Grillen und Getränken) steigen soll.
Gapyeong darf es sein. 1 – 1/2 h außerhalb von Seoul, ca. 70km östlich. Hotel, Motel, Djimjilbang? Meine Wahl trifft auf „Caravaning“. Da es ja dieses Jahr eh nichts wird mit der Wohnmobilreise nach Irland, dann wenigstens Wohnwagen in Korea.
Günstig ist das nicht, ein Hotelzimmer kostet genauso viel. Ca. 85 Euro kostet eine Nacht. Egal, das Ding hat Klima, Strom, nen eigenen Pavillon am Fluss. Und es passt. Zwar ist nichts los vor Ort, d.h. das Restaurant hat geschlossen, Pool hat zu und der überteuerte Laden ist nicht gut bestückt. Ich kaufe das letzte Sixpack für 15 Euro und bin am Abend dennoch sehr glücklich. Ich kontrolliere eine Klassenarbeit und einen Mathe-Test und das geht bei plätscherndem Wasser, kaltem Getränk und schöner Aussicht bei Sonne und später Nachtlichtern prima! Bestes Büro!

Am Samstag kann ich nicht lange ausschlafen, eine Krähe sitzt irgendwo in der Nähe und kräht mich wach. Kaum 8 Uhr früh. Aber früher Fänger wurmt den Vogel oder wie es heißt. Ich genieße mein Frühstücksramyeon und den Kühlschrankkaffee. Es ist herrlich hier! Auch diese morgendliche Runde und Aussicht sind das Geld wert. Gut ausgesucht, den Spot hier, liebe Betreiber!

Kurz nach 11 Uhr, keine Sekunde früher, checke ich aus und mache mich auf dem Weg zum „Petit Paris“. Unterwegs passiere ich den angeblich tiefsten Tauchpool Asiens – nie davon gehört, aber mds. der tiefste Koreas könnte stimmen.
Bin nicht der Erste an der Pension, ein paar Leute sind schon hier und verbringen den Nachmittag im Wasserpark ein paar Kilometer weiter. Ich schaue zu, gerne sogar, hab aber keine Lust, unbedingt selbst mitzumachen. Man kann Pakete aussuchen, die man buchen möchte, mit entweder 2, 3 oder mehr „Events“ (Dingen), die man machen kann – Banane fahren, Liegekissen fahren, dies und das („nur“ 50.000 Won statt 150.000 Won! 😀 ), inklusive des Parcours, bei dem alle glorreich scheitern 🙂
Am Nachmittag wird gechillt und bis zum Abend rumgehangen, Boule gespielt und Draft Beer getrunken (das ich allmählich, damit es nicht zu teuer wird, mit mitgebrachtem, austausche). Geht auch mal. Und ist auch nicht verboten, schließlich sind wir Partygäste der Pension. Und dann wird gegrillt, es schmeckt, obwohl es nicht Koreanisch ist!

Lange halte ich bei der Party nicht durch, mache mein Partynickerchen, bevor ich ins Bett geschickt werde. Die anderen machen munter weiter, laut und lustig feiern Franzosen und Französinnen, Russinnen, Deutsche, Norweger, Amis, Kanadier und Koreaner. Viele, d.h. die meisten, kenne ich gar nicht. Aber macht nichts. Man kommt nicht mit jedem ins Gespräch, aber muss auch nicht. Meine Gesprächspartner sind alle nett und ich bin auch nett.
Irgendwann morgens wache ich auf, weil gegen 8 Uhr laute Katzen jaulen. Und warm ist es auch, die Sonne scheint mir auf die Beine. Vorhang ist offen. Das ganze Haus ist voller schlafender Menschen – auf Fußböden, in Betten (ich hatte eins – bin ja auch der Älteste hier!), auf Couches. Nicht jeder hat es in einen Schlafraum geschafft. Das ist Jugendprivileg und toll und für mich in Ordnung. Boah, früher war ich das! Oder wäre es gerne gewesen – war ja nie der Partytyp 🙂
Stellt sich heraus, dass die Katzen keine sind, sondern ganz spezielle Vögel in der Nachbarschaft. Egal, ich bin wach und gehe nach unten, wo zwei ganz Harte schon wieder sitzen und frühstücken. Aber kein Alkohol zu sehen. Aber nach 4h Schlaf, wie sie angeben, ist das hart. Ich hatte mds. 6h. Und es geht mir gut. Ich hatte viel, aber über die Zeit verteilt, immer guten Pegel. Andere dagegen, wie unser Captain, hatten eine ansteigende Kurve und die kam einher mit steigendem Pegel, sprich härteren Sachen! Whisky, Wodka, keine Ahnung – nix für mich! Mir geht es gut, aber einige liegen im Koma – oh, oh, oohh…

So nach und nach erwachen die Partyleichen und machen sich bereit für den Wasserpark. Ich bin auch fertig gepackt und will starten (um ihnen zuzusehen), da finde ich meinen Schlüssel nicht! Oh nein – bitte nicht! Hatte ich nicht gestern Handschuhe und Schlüssel locker im Helm liegend? Ein Handschuh luchst unter dem Sitz hervor – das darf nicht wahr sein! Hab ich es schon wieder geschafft, meinen einzigen Schlüssel in den Sitz einzuschließen?!? Ich hab noch immer keinen zweiten und das musste sich irgendwann rächen! Was mache ich nun? An das Fach unter dem Sitz kommt man nur sehr schwer ran. Aber ich muss es versuchen! Schaffe es, den Sitz etwas hochzubiegen, aber allein wird das nix. Ich frage ein paar Handballmädels, ob sie mir helfen können und ich versuche mit ihrer Hilfe, den Sitz offen zu halten. Der Versuch, das allein zu bewerkstelligen endete mit blutendem linken Ringfinger. Mit den Mädels schaffe ich es, nach geraumer Zeit eine Holzlatte in den Spalt zu hebeln. So bekomme ich nach und nach alles aus dem Fach heraus. Nur der Schlüssel, der ist nicht dabei! Ich lasse die Mädels ziehen und über lege nochmal tief, wo das Ding sein könnte. Meine Herleitungsstory, die ich den Mädels erzählt hatte, war nicht haltbar. Handschuhe waren drin, Schlüssel nicht. Wie peinlich! Ich habe eine Ahnung, wo er sein könnte, bleibe aber bei meiner Story. In der Hose. Die ich nicht anhabe (wie beim letzten Mal!). Sie ist im Rucksack, der frei zugänglich neben mir steht. Chemobrain lässt grüßen!

Nachdem ich den anderen beim Wasserspaß zugeschaut hab, fahre ich heim. Strecke rausgesucht, es ist warm. Strecke ist anfangs nice, später eher unspektakulär und endet dann doch wieder in „Streetfighting“, wie der letzte Teil bei mir heißt. Allerdings ist es nicht so schlimm diesmal. Ohne Überhitzen kann ich den Roller zuhause im Flur abstellen und mich dann oben in die „Eistonne“ setzen. So heißt mein runder Sitzpool, der wohl in Deutschland zur Sauna passen wird 🙂
Herrlich, im Kühlen zu sitzen, bei draußen 27°C. Ich esse etwas und trinke etwas Wasser. Leitung ist ja direkt neben mir. Schmeckt aber komisch, recht chemisch. Bäh, nee, nicht gut. Mir wird fast ein wenig schlecht. Was war das?
Ich sitze noch 3h am Medienkonzept der DSSI, es sind viele formale Fehler drin, zum Inhaltlichen kann ich nicht viel Beitragen. Traue mich nicht, das bisherige Konzept zu überschreiben, denn bei so vielen Fehlern weiß ich nicht, ob das inhaltliche Konsequenzen hat. Ist ja immer so ein technisches Deutsch.

Ich gehe rechtzeitig ins Bett, denn der Unterricht ist vorbereitet und recht easy für die nächste Zeit. Mitten in der Nacht wache ich mit Kopfschmerzen, Durchschmerzen und Bauchfall auf und schlafe nicht wieder ein. Das Wasser? Sage Schule per Mail ab und versuche, den Flüssigkeitsgehalt aufrecht zu erhalten. Noch habe ich Kopfschmerztabletten. Völlig gerädert und verschwitzt wache ich gegen 11 Uhr vormittags auf. Nur um festzustellen, dass es mich schüttelt! Schüttelfrost, aber wie! Alles verkrampft! Wieder ins Bett, unter die nasse Bettdecke. Umgedreht geht es noch irgendwie. Ab 15 Uhr geht nichts mehr, Decken müssen in die Wäsche! Ich halte mich warm und sage Schule für den nächsten Tag ab. Was ist denn man los? Die Kopfschmerzen werden nicht geringer. Ich habe Angst, dass ich wieder Meningitis habe! Corona ist es nicht, das hab ich getestet.

Am Dienstag nach und nach Entwarnung: brauchte im zweiten Teil der Nacht nicht mehr aufs Klo. Kopfschmerzen sind morgens noch da, verschwinden aber im Laufe des Tages. Was durcheinander ist, ist mein Biorhythmus. Schlafe zum Mittwoch nur 3h. Obwohl rechtzeitig im Bett stellt sich nie der Schlafmodus ein. „Alexa, hilf mir beim Einschlafen!“ startet die „Barmer Schlafenszeit“, einen recht zuverlässigen Schlummermacher. Heute nicht. Draußen jault ein Hund. Fast noch ein Welpe. Der einzige in der Nachbarschaft, der regelmäßig draußen ausgesperrt wird von den Besitzern. Nur ein Häuschen mit Mauer und Tor hier in der Gegend und der Arme heult draußen, jeden Abend! Eine Schande! Irgendwann gibt er Ruhe. Gegen 2 Uhr früh werden er und ich geweckt durch Katzengejaule, Sex is in the Air und dadurch sind wir beide wieder wach. Armes puppy dog 🙁 Ich starte Alexa erneut und sie kommt mir mit „Stadtgeräuschen“ zum Einschlafen – nää, ernsthaft jetzt? Natursounds sind etwas anderes. Ich befehle Alexa: „Andere Natursounds für 40 min!“ und bekomme Regengeräusche. Na bitte, geht doch! Gegen 3 Uhr sind Hund und Katzen still und die ersten Vögel fangen an zu zwitschern. Moment. Um 3 Uhr früh? Kann nicht sein! Ist auch nicht. Alexa hat die Regengeräusche mit Vogelgezwitscher ersetzt. Ist jetzt nicht wahr! Mache alles aus bis auf mein Mückenteil und versuche, endlich einzuschlafen. Bin fast weg, da… MÜCKE! MOTHERFUCKER, YOU DIE! Finde sie nicht, sprüh mich ein mit Antimück und setze mir ne Schlafmütze über Augen und Ohren. 3h später erwache ich durch den Wecker, finde und töte die nun vollgesaugte Mücke und mach mich auf in die Schule.

Bin am Mittwoch wieder „inne Fabbrick“ und performe. Teamsitzung nach Unterricht, danach eine Konferenz, grausam letztere, allerdings nicht so sehr für mich. Dass hier etwas nicht ganz rund läuft, betrifft mich Gott-sei-Dank nicht direkt und ich bin am Ende schadlos raus. Hatte in der Wartezeit noch Möglichkeit, etwas Akkordeon zu üben auf dem Schulhof und am Abend ist alles geregelt.

Am Abend ärgere ich mich mit Magix rum. Halt, das stimmt nicht ganz. Ich ärgere mich mit einer Software rum und bin mit Magix, der Firma im Support. Meine 360°-Videos haben einen Streifen (hinter mir, 180° gedreht). Die 2020er Version funzt, die 2024er, die ich gekauft hatte (wegen 8K-Auflösung) macht den Streifen, die 25er Trialversion auch. Support antwortete nach 2 automatischen Mails direkt und nun sind wir dran, das iwie zu klären. So kann ich die Software nicht nutzen. Werde morgen wieder die 2020er installieren. Die hat zwar keine 8K aber dafür keinen Streifen.

Donnerstag ist normal Schule und abends das Flex-Fest. Erfolg, weil nochmal geübt einerseits und andererseits beigetragen zum Gesamterlebnis. Als ob es geplant ist, läuft die Probe ab, das Fest danach bringt Elterngespräche und alle sind happy. Kollegen und Eltern und Kinder und ich.

Am Freitag schlafe ich nach der Schule erstmal zwei Stunden und danach kommt es mir vor, als wäre es Sonnabend! Abends Baby Guinness, Janine und Anika kommen dazu. Taxi nach Hause. Die kleine 19jährige tauchte nicht mehr auf.

Jaehan ruft mich an und verspricht mir ein gemeinsames Wochenende auf dem Wasser in einer Hütte (wie in diesem kor. Horrorfilm). Ich hoffe, wir bekommen das irgendwann hin. Gerne auch mit seinen Kindern, wenn sie dürfen.

Die Kleine, Seoyeon, meldet sich bei mir täglich. Ich weiß immer noch nicht, was sie von mir will. Heute schlägt sie eine gemeinsame Nacht vor. Wie naiv bin ich?! Aber egal, nächste Woche ist Party bei mir und ich bin in meinem Revier. Soll sie kommen. Mal sehen, wer noch. First date on a Party Night! Haha! Aber sie forciert es ja! Nur nichts anhängen lassen! Na, dafür kann ich sorgen. Und danach wird es eh nichts aus einer Beziehung. Dafür werde ich zur Not auch sorgen müssen. Ich bin ja vermutlich eh nur ein Strich auf ihrer Strichliste. Wüsste nicht, was ich als solches für sie wert sein sollte. Aber „mal rüberrutschen“ ginge ja immer, wie mir eine Freundin empfahl. Aus der moralischen Verantwortung bin ich raus, weil es einfach nicht passt. Aber ich bin gerne ihr One-Night-Stand. Nach nunmehr 12 Jahren wär es vielleicht doch mal wieder Zeit für etwas körperlichen Spaß…

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