38 – Herbstferien 2024 – The way back
Wando
Ich wache gegen 9:30 Uhr auf und bin erstaunt, wie spät es geworden ist. Die Ohrenstöpsel, die ich aufgrund der Tatsache, dass ich im Djimjilbang im Schnarchraum übernachtete, vorsichtshalber benutze, haben sehr gute Dienste geleistet. Fast schon zu gut. Auch lag ich recht bequem, vier Liegematten, zwei Decken und ein paar „Kissen“ (diese quaderförmigen pflastersteinförmigen Teile, die es in fast allen Djimjilbangs gibt) verhalfen mir zu einer guten Nacht, die so gegen 0:40 Uhr begann.
Zuvor war ich ja, wie schon gesagt, als erster Motorisierter von der Fähre gefahren und war wohl schon im Saunahaus, als die letzten Fährpassagiere das Schiff verließen. Nach meiner Nachtdusche kam dann auch noch der Vespafahrer zum Schlafen ins Djimjilbang, der andere Scooterist hatte sich ein Hotel gesucht.
Der kommende Morgen ist schön, strahlende Sonne, blitzeblauer Himmel, fast schon wieder zu warm für meine Kleidung. Die, die ich in der Nacht versuchte, zu trocknen, wurde nicht trocken. Kleines Bündel hinten auf den Roller und los! Mein Reifenprofil ist schon fast nicht mehr vorhanden – vorsichtig und „gemütlich“ fahren, dann sollte das schon noch passen. Am Tag nach meiner Rückkehr ist die Werkstatt geplant.
Nach Gwangju
Heute führt mich der Weg nach Gwangju. Auf dem Weg, den ich mir immer schön zusammenstückele (heute früh, auf dem Saunaklo! :-D) liegen zwei gesetzte Punkte – für Tücher aus National- und Provinzialparks. Alles andere, was noch so auf dem Weg liegt, werde ich genießen, hie und da mal anhalten und hoffen, dass der Roller nicht überhitzt.
Auf Wando (Wando ist eine Insel) halte ich bei einer recht imposanten Statue, Information hatte zu, aber es wird wohl ein koreanischer Seegeneral gewesen sein, der hier geehrt wird. Ist schon von weitem sichtbar.
Ich tingele auf dem Hafenweg so daher und irgendwann verschwindet das Meer und ich werde es auf dieser Reise nicht mehr sehen.










Der erste Stopp lohnt sich: ein lokaler Markt, mitten im Tal eines Wandergebietes bietet mir einen kleinen Snack, ein Koffeingetränk und drei Tücher des Duryunsan- (oder Turyunsan-) Gebirges. Blumendinosaurier verabschieden mich auf meinen weiteren Road Trip.









Schon auf dem Weg dahin eine kleine, aber schöne Überraschung: Unterwegs wollte ich diesmal keine Musik hören. Stattdessen hab ich mir bei Audible Hörbücher von Stephen King geholt. „Der Anschlag“ und „Ihr wollt es dunkler“. Auf das Kennedy-Attentat habe ich keine Lust und starte daher das andere Hörbuch – 23h müssen ja mal irgendwann beginnen. Und dann stelle ich fest, dass es, wie ich es wünschenswerterweise eigentlich auch haben wollte, keine durchgehende Geschichte ist, sondern viele kleine Kurzgeschichten! Der Tag startet perfekt!
Unterwegs halte ich ein paar Mal an. Und auch, wenn die Zündung recht unsicher arbeitet, mache ich den Roller immer wieder aus. Überhitzung! Beim langsamen Serpentinencruisen bei 20°C. Hmmm.
Im Wolchulsan Nationalpark finde ich nicht den richtigen Wanderzugang, dadurch gibt es auch keine „Map Hand Towels“ (diese Wandertücher).
Auch der dritte Wandergebietsstopp ist unbefriedigend, das Gebiet sieht aus wie ein Wanderklamottenzeugs-Outlet. Keine kitschigen Krimskramsverkäufer, sondern High Style Läden wie North Face & Co. Morgen?
Nichts zu finden im Mudeungsan National Park bei Gwangju. Versuche es am nächsten Tag wieder, aber auch da finde ich nichts. Hab wohl wieder nicht den richtigen Wandereinstieg gefunden. Hier gibt es jetzt nur alte, verrottende, ehemals wohl sehr geschäftige Hotels und Rest Areas, sogar ein kleiner Park mit Fahrgeschäften für Kinder – alles schon vom Grün der Natur überwuchert und sehr trostlos und traurig anzusehen.
Aber zunächst komme ich unter im ARTHEIM Hotel, weil es recht günstig, vor allem aber mit Sauna (nur 1 von 2 im Ort) ausgestattet ist. Nächste Enttäuschung: Sauna hat montags zu! Aber wegen der Sauna bin ich doch extra hier her gefahren! Die Dame am Empfang hat Mitleid mit mir und gibt mir dann einen Saunagutschein. Prima! Dann halt früh am nächsten Tag 😀



Da die Sauna heute Abend zu hat, suche ich bei Naver Map Ersatz und werde auch fündig. Schnell ist ein Plan gemacht, sogar ein 360°-Walk ist da drin. Walk, Sauna, Essen. Es kommt sogar noch ein Nachtwalk dazu, aber ob der was taugt, ist abzuwarten. Zunächst geht es in den Sajik-Park, der liegt vom Hotel aus praktisch auf der anderen Straßenseite. Im Park, in dem die Herbstfärbung schon gut stattfindet, befindet sich auch ein Aussichtsturm, der mit in den 360°-Walk kommt. Schöne Aussicht auf Stadt und Gebirge.
Die Sauna ist okay, ich hab sie ausgesucht, weil sie erst gegen 21:30 zumacht, während die Nachbarschaftssaunen teilweise schon um 18 Uhr schließen. Die wievielte ist das jetzt? Muss nachtragen!
Auf dem Weg zurück zum Hotel gehe ich essen – ein Restaurant wie ein Café – sehr chic und minimalistisch. Auch im Speisenangebot. Hier gibt es nur klare Schweinefleischsuppe. Klasse! Stil und Geschmack.
Kurz vorm Hotel entscheide ich ich für den Nachtspaziergang, der Parkwald ist überall mit Lichtinstallationen ausgestattet. Sogar mit einem technischen, künstlichen Echo. Meinen Juchitzer hat die Technik nicht geschaft zu replikieren 🙂
Auf dem Rückweg kehre ich ein in eine der vielen Live-Musik-Kneipen, aus der auch Live-Musik kommt. Es sind nicht viele Gäste da, aber ich bin willkommen und darf auch selbst etwas singen. Etwas besseres Karaoke, aber guter Sound und ein dankbares Publikum. Ich singe „meine“ Klassiker „Lady in red“ und „Right here waiting“. Ein Video davon befindet sich ungeschnitten hier.
Im Hotel lass ich die Videos mit dem Rendern beginnen, dann ist Schluss für heute.



































Am nächsten Morgen geht es dann, wie gewünscht, in die Sauna. Hat sich gelohnt!


Voll entspannt geht es dann auf die weitere Reise.
Unterwegs schönstes Wetter und immer wieder Stopps, Fotos, Landschaft einsaugen. Ich komme an einen lokalen Markt. Ein Holzstatuenpark und davor Zelte mit Ausstellungen von Kunst, Landwirtschaft, Schamanismus und Kommerz, Fressbuden, Stände mit Waren aller Arten, viel Erntezeugs und ich der einzige Ausländer dort. Blicke von überall 😀 Unerwartete Erscheinung, ich. Klasse! Würde gerne noch länger bleiben, aber irgendwie macht das Fahren heute ja besonders Spaß und ich bin satt vom Streetfood und dem 7eleven, der mir Würstchen am Stiel beschert. Fotos und weiter.
Und dann erreiche ich das Daedunsan Hotel.

















Daedunsan
Lustig: Im Daedunsan brauche ich keine Tücher zu kaufen – mein Hotel liegt praktisch neben dem Laden, in dem ich auf der Hinfahrt die Tücher gekauft hatte! 😀
Hier gibt es eine Seilbahn hoch auf den Berg. Auschecken ist hier um 12 Uhr mittags, da ist dann vielleicht sogar noch eine Hochfahrt drin! Mal sehen. Nur nicht wieder zu lange machen, heute! Essen, Fotos, Sauna, Blog. Mehr nicht.















Unterwegs war alles harmlos, ziemlich diesig, die Bergketten waren rechts und links nur zu ahnen. Meine Handyhalterung hatte sich gelockert, ich hab sie angeschraubt – das war schon das aufregendste auf der Fahrt, abgesehen von Steven Kings Hörbuch!
Im Naejangsan National Park zuvor war es kurzfristig sehr nervig – natürlich wollen alle die tolle Laubfärbung sehen und deshalb kamen von 2 Seiten Autos in das kleine Tal, wo auch ich einen Abstecher hin eingeplant hatte. Ich stand länger an der Kreuzung (wo ein wie ein Polizist aussehender, aber mit „Best Driver“ bedruckter Weste und Mütze gekleideter Mann mich und die anderen Verkehrsteilnehmer vom Weiterfahren abhielt), als dass ich im Tal war. Alles nicht sehr professionell, gefühlt kamen immer die Autos von rechts ins Tal, während die auf meiner Zufahrtsstraße den Berg hoch im Stau standen. Ich war vorne (Vorteil des Zweirades!) und kam trotzdem nicht vorwärts. Als ich dann reinfuhr, sah ich gleich am nächsten Laden Tücher wedeln, drei gekauft und zack, keine 2 min später war ich dann raus.
Unterwegs hätte man tolle Fotos machen können, hätte es Möglichkeiten gegeben, irgendwo sicher anzuhalten. Ein paar Fotos scheinen ganz gut zu sein, aber es gab zwischendrin bei der Abfahrt eine regelrecht leuchtende Herbstlaubfärbung in strahlendem Rot und Gelb. Auch die Autofahrer sahen das, machten aus den Autofenstern Fotos und fabrizierten so auch bei der Abfahrt Staus. Das war nicht so schön. Aber ich hatte Zeit und war happy über meine Tücher. Leider überhitzt der Roller, wenn er nicht genug Fahrtwind abbekommt, deshalb leuchtete die Anzeige selbst im Leerlauf bei der Abfahrt.
Aber nun endlich Ruhe im Daedunsan Hotel.
Reiseplan für Mittwoch steht – ich werde nicht nach Cheongyang fahren – der Chilimarkt war heute am Dienstag und nur wegen der Straßenlaternen und ohne weiteren Plan will ich nicht da hinfahren.
Also nach Suanbo. Knapp 150km von hier, keine speziellen Stopps geplant, da ich die Tücher aus den umliegenden Nationalparks schon habe 🙂 Daher ne schöne Strecke rausgesucht und die wird mit Stephen King über Serpentinen führen, mit dem ein oder anderen Foto hie und da.
Aber zunächst steht der nächste Tag an. Und tatsächlich schaffe ich es, relativ früh aufzustehen und mache die Tour den Berg rauf. Mit der Seilbahn, ganz relaxed zunächst. Ein paar Leute waren da, oben angekommen gingen die den Berg weiter hoch und ich, clever, wie ich bin, genieße erst einmal die Aussicht an der Bergstation und trinke einen gemütlichen Kaffee.
Dass das nicht die beste Entscheidung war, merke ich, als nach und nach mehr Touristen den Berg hochkommen. Es wird nicht weniger. Mein Kaffee war entspannt, aber jetzt verstopfen die ganzen taiwanesischen Touristen die Wanderwege den Berg und die Brücken hoch. Hier sind einige atemberaubende Hängebrücken, eine so steil, dass ich ständig das Geländer anfassen musste. Aus Angst. Oder Ehrfurcht. Klasse! Dennoch ist die Wanderung eine tolle Erfahrung!
Ich schaffe es den Berg runter noch in der Zeit, aber es ist schon sehr stressig – die Checkoutzeit rückt näher. Aber alles geht auf, ich trinke anschließend unten in der Hotelbar noch einen leckeren Kaffee oder was ähnliches. Ach ja – eine „Ahorn-Latte“. Um runter zu kommen.





































Jetzt geht es weiter nach Suanbo.
Habe viel Zeit und nur ’ne kurze Strecke zu fahren.
Suanbo
An der Touristen-Information bekam man in der Vergangenheit immer Rabattgutscheine. Unter anderem auch eine 50%-Ermäßigung für die Park Hotel Sauna. Das gab es vor 15-20 Jahren schon und hat sich immer gelohnt: Anstatt 12.000 Won bezahlte man früher nur noch 6000 Won. Heutzutage (wie ich beim vorletzten Besuch feststellen musste) sind die 12.000 Won schon der Rabattpreis!
24.000 Won ist die Sauna nicht wert: Nur ein Saunaraum, zwar große Becken mit guten Temperaturen, aber halt alles recht alt. Das Beste (und einzige Herausstellungsmerkmal) ist das Becken, was sich draußen unter freiem Himmel befindet. Von der Terrasse dort hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Täler – klasse! Im Winter wie im Herbst, im Hellen wie im Dunklen.
Aber dafür allein 24.000 Won – nein. Und deshalb wird es diesmal auch nichts mit der Aussicht – dennes gibt keine Rabattgutscheine an der Touri-Info!
Es ist Mittwoch und es haben mehrere Saunen zu: eine wegen Wochentages, eine wegen Wartung, eine wegen gibt-es-nicht-mehr. Auf der Karte war noch dieses eine Charcoal-Djimjilbang verzeichnet, mit Fotos und Rezensionen, aber vor Ort ist alles tot. Es sieht so aus, als wäre hier schon 1-2 Jahre nichts mehr auf.
Also verbringe ich die Nacht, ohne eine neue Sauna ausprobiert zu haben. Nicht, ohne vorher noch in meinem Stammrestaurant gegessen zu haben.










Die letzte Meile
Die letzte Wegstrecke gestaltet sich easy – Stephen King bzw. David Nathan erzählt von Klapperschlangen und ich komme gut voran. Auch das Wetter spielt mit. Dennoch möchte ich nicht den gesamten „stretch“ (noch ne Stunde durch die Stadt für die letzten 30km) in einem Rutsch fahren (ich nenne das „Streetfighting“) und steuere ein Djimjilbang in Süd-Seoul an. Das „Waterkingdom & Spa“ ist ein ausgewachsenes Saunahaus mit allem Pipapo. Sogar eine Wasserspaßwelt ist angeschlossen. Auch wenn es in Naver Maps als „Park Habio Dry Sauna“ eingetragen ist, war es gut zu finden. Eintritt 18.000 Won. Ist okay. Das Teil ist groß, viel Platz, nicht voll, viele Saunaräume, der Feuchtbereich ist sehr sauber und ich verbringe fast 4h hier. Sogar ein Nickerchen in einem der Trockenräume ist drin. Hier sieht man, was ein richtig gutes Djimjilbang ausmacht!





























Völlig relaxt schwinge ich mich anschließend auf den Roller und los geht es. Nach nur knapp 2km rutscht mir plötzlich beinahe der Hintern weg! Glücklicherweise beim Linksabbiegen an einer kleinen Kreuzung und nicht an einer großen. Jetzt ist es also passiert: Platten! Da gibt doch das Reifenprofil 6km vorm Zuhause den Geist auf! Was nun?
Nicht ganz das Ende, was ich mir vorgestellt hatte, aber wohl verdient, wenn man bedenkt, wie sorglos ich am Anfang der Reise losgefahren war.
Ich fahre langsam in eine Wohnanlage und stelle den Roller dort ab. Der Guard möchte mir helfen, wo er kann und mit „Papago“ kommen wir auch recht weit. Ich kann die Werkstatt anrufen.



Aber noch bevor ich eine Problemlösung vereinbaren kann, hilft ein junger, Englisch sprechender BMW-Fahrer aus: Er hilft bei der Kommunikation (ich darf den Roller dort stehen lassen, Schlüssel ins Handschuhfach und er wird noch heute abgeholt!) und nimmt mich bis nach Hannam Dong mit. Da wollte er eh hin und er lässt mich an der Kreuzung unten (von der Schule aus gesehen) raus. Danke, Unbekannter!
Ich kann noch zum Dong Ah Nengmyeon (was ich eh als Zwischenziel hatte) und lasse mich danach mit dem Taxi nach Hause fahren.
Angekommen.





No responses yet