37 – Herbstferien 2024 – Jeju
Von der Fähre runter geht es gemächlich. So gemächlich, dass meine frisch angezogenen Klamotten gleich wieder durchgeschwitzt sind. Glücklicherweise ist mein Hotel nur 2 Fahrminuten vom Fährhafen entfernt. Dass eine Fahrzeit von 15 min zustande kommt, liegt an den eigenartig geschalteten Ampeln. Die zeigen gerne rot für alle Seiten, auch wenn nirgends ein Fahrzeug steht. Schon ab der dritten Ampel lege ich die Vorschriften etwas großzügiger aus.
Mein Hotel hat eine Sauna. „Palace Hotel Sauna“ ist die einzige im Umfeld. Das Djimjilbang, in dem ich damals übernachtete, existiert als solches auch hier nicht mehr. Die Sauna ist gut und für Hotelgäste 50% reduziert. Wird natürlich gleich benutzt. Außerdem steht auf dem Plan, gleich für die Rückfahrt zu sorgen, was ja online für Ausländer nicht einfach ist. Und tatsächlich ist es auch vor Ort nicht unproblematisch. Im Passenger Terminal, das nicht dort ist, wo ich gerade ankam, ist niemand. Die Touristeninformationsdame ist eine Anfang Zwanzigerin, die mir nicht helfen will oder kann. Eine erfahrene Dame hätte mir wahrscheinlich ausgeholfen, was die Bedienung der rein koreanisch gehaltenen Webseite angeht, aber dieses Mädchen kannte seine Jobbeschreibung und ging darüber nicht hinaus. Ist zwar verständlich, aber als einzig Englisch sprechende Person im ganzen Terminal wäre sie meine einzige Hilfe gewesen.
Sie schickt mich hoch zur Fährgesellschaft, die Wando ansteuert, aber da ist niemand, alle Türen zu. Überhaupt ist alles geschlossen. Ich bin ziemlich sauer. Es ist überhaupt nichts los, dabei fahren in 2-3h schon wieder Fähren ab in alle Richtungen. Ich fahre nach unten, um es nochmal bei der Touri-Info zu versuchen, um zu erfahren, wann da oben jemand aufmacht. Aber die Frau hat sich festgelegt, mir ist nicht zu helfen. Meine Urlaubsruhe gerät für ein paar Momente aus der Balance, ich fahre wieder mit der Rolltreppe nach oben und siehe da – alle Türen der Fähranbieter sind offen! Einfach schlechtes Timing gehabt vorher! 😀
Ich buche eine Spezialkabine für die Rückfahrt. Für 3 Stunden Ungestörtseins am Abend (Ankunft in Wando wird 22:30 Uhr sein) sind mir die Extrakosten recht, denn die Übernachtung anschließend wird in einem (schon ausgekundschafteten) Djimjilbang für 10 Euro stattfinden. Da wird nicht lange nachgedacht. Vollbepackt und durchgeschwitzt werde ich wohl dort ankommen und wer weiß, wie voll alles wird. Und – es wird meine letzte Rollerreise nach Jeju werden. So viel steht schon fest. Zu teuer sind die Mietkosten, wenn man einen Scooter im Urlaub braucht. 2017 kosteten 10 Tage ungefähr 450-500 Euro und billiger wird es nicht in der Zukunft.
Die eigentliche Abreise wird auch nicht so einfach: Man soll das Fahrzeug zunächst an Pier 6 bringen, auf die Fähre fahren, wieder rauskommen, mit dem Shuttle-Bus zum Terminal fahren und da dann einchecken. Wohl wegen der Visa-freien Zone. Na, mal sehen, ob ich das so hinbekomme. Ist ja noch etwas Zeit.







Direkt am Hotel unten befindet sich ein Chicken-Restaurant von einer großen Kette (gleichbleibende Qualität, egal wo), da fällt die Entscheidung leicht. Nur nicht zuviel bestellen, wir brauchen keine Doggybag, um das Restessen mitzunehmen!
Nun, es passiert dennoch und ich plane deshalb Hühnchen zum Frühstück ein.
Nächstes Ziel ist das „Seawater Spa Hotel“ Seogwipo, das sich aber nicht, wie die eigentliche Stadt, im Süden der Insel befindet, vielmehr im äußersten südlichen Westen. Aber es gehört zum District Seogwipo.
Es ist umständlich, die Strecke zu planen, weil ich „eine gute Aussicht“ nicht in die Planung eingeben kann und mich deshalb das Navi immer wieder auf die großen Straßen zurückführt. Ich will aber nicht in nur 40 Minuten schon da sein, weil ich im Hotel erst um 15 Uhr einchecken kann.
Also lasse ich das Navi irgendwann Navi sein und fahre nach Auge. Immer die kleinsten Wege am Wasser entlang. Das ein oder andere Mal ende ich in einer Sackgasse, weil der weitere nur ein Fußweg wäre. Aber ich habe ja Zeit. Wieder einziges Problem auf diese Art zu reisen: der Roller überhitzt wieder schnell beim gemütlichen Fahren. Das ist Mist und deshalb lege ich ab und zu eine Pause ein oder fahre an uninteressanten Stellen eben wieder auf die schnellere Hauptstraße. Schöne Bilder von der zerklüfteten, rauen Küste mit steifen Brisen und schwarzen Felsen, an denen sich schäumend die Wellen brechen. Großartig! Genau das, was ich von Jeju erwartet habe!





















Das „Seawater Spa Hotel“ ist auf den ersten Blick eher enttäuschend – es gibt keinen Spa! „Spa“ bedeutet hier (wie in Suanbo), man hat eine große Badewanne auf dem Zimmer (wie ein Whirlpool), das speziell mit Meerwasser befüllt wird. Davon bemerke ich nicht viel, es ist kein Salzwasser. Am Abend genieße ich aber doch die Blubberblasen der übergroßen Wanne.
Vorher jedoch bin ich eine Stunde zu früh am Hotel, das aber ein Café beherbergt und sehr gut schmeckenden Kaffee zubereitet. Ich gehe mit „entkoffeiniert“, da in letzter Zeit die Pumpe eigenartig reagiert. Ich werde alt.
Ich darf dann doch gegen 14 Uhr einchecken, die Leute hier sind supernett. Sie betreiben auch das Café und den 24h-Laden, zu dem man vom Hotel aus Zutritt hat.
Überschattet wird der gesamte Tag vom trumpalen Wahlerfolg in the big Juh Ess. Ich bin so verstört und sauer, dass ich nichts genießen kann. Es schlägt sich so sehr auf meine Laune aus, dass ich im Restaurant, nachdem ich wieder diese leidliche „nur für 2 Personen“-Geschichte ertragen sollte, ohne ein Wort und ohne zurückzuschauen eher unhöflich den Laden verließ!
Meine Fähigkeit, Niederlagen oder Probleme zu bewältigen war für heute zum Erliegen gekommen! Ja, das tut mir heute leid, denn die Leute konnten ja nix dafür, aber in dem Moment war mir das egal. Nicht zu ertragen! Wie dumm sind denn die Amis, wie schwach die bekloppten Demokraten da! Was ein tröstlicher Gedanke, dass Netti das nicht mehr erleben muss!
Ich vertröste mich mit einem Blubberblasenbad und 2-3 Folgen irgendeiner Serie. Schlafen. Vergessen.
Am nächsten Morgen ist es schön, ich checke spät aus, habe ich doch den ganzen Tag Zeit, in dieser Hanok-Style (koreanischer Stil) Anlage einzuchecken.
Nach einer kurzen Fahrt und einer kleinen Kaffeepause treffe ich auch auf die Meerfrauen, die Haenyeo, die nur hier vorkommen (in Japan gibt es die Ama Frauen, so ähnlich), die nach Meeresfrüchten tauchen. Sie sind auch Teil der „Intangible Cultural Heritage of Humanity by UNESCO“.
Ich will nicht im Weg stehen oder als Gaffer herumgammeln, daher schnell ein paar Fotos und weiter. Werde ich sicherlich noch öfter sehen hier auf Jeju.
Auf der Fahrt immer der Küste entlang liegt hinter einer Kurve auf einmal die schönste Aussicht vor mir. Erhöht auf die Südküste runterschauend, auf Sagye Beach und den Sanbang Berg, der sich knapp 400m steil in die Höhe erhebt, ist ein so erhebendes Gefühl. Klasse, Jeju!














In Seogwipo erkenne ich nichts wieder bis auf die Serpentinenstraße runter zum Hafen. Ich erinnere mich jetzt, dass ich damals einmal mit meinem roten Roller und mindestens einmal mit dem Burgman auf Jeju war. Das erste Mal war ich mit einer Kollegin im Mietwagen gefahren – sie (oder besser der Pfarrer) hatte Übernachtungen im Jeju Hyatt gewonnen (der Pfarrer gab den Gewinn weiter, da es auf dem Gemeindefest verlost wurde :-), da haben wir dann auch die Klassenfahrtslocation ausgekundschaftet.
Die Klassenfahrt ging dann auch da hin, da waren die Klasse 4, die Kollegin und ich mit dem Flugzeug unterwegs. Gerade lese ich, dass die Flugstrecke Seoul – Jeju die meistgeflogene der Welt ist!
Ist also mds. mein 5.Mal auf der Insel. Damals fuhren die Fähren noch von Incheon aus, das geht seit dem Sewol-Unglück nicht mehr. Das ist sehr schade, wir haben damals nach Pizza und Bier an Deck unter freiem Himmel geschlafen. Das war besonders. Wollte dieses Jahr ja auch von Incheon aus, aber frühestens Mokpo war ja als Fährhafen möglich.
Irgendwann nach 1-2 Stunden komme ich am „Canopus Resort Pension (oder Jeju Namgeuk Noinseong Hanok Stay)“ an. Bin der erste Gast heute, nach einem kurzen Anruf lässt mich der Besitzer ein. Ich bekomme gleich einen Bonus: Ich hatte mich erst für nur eine Nacht entschieden, wollte später dazubuchen, aber das ging nur mit kleineren Zimmern in einem anderen Gebäude. Jetzt durfte ich alle Nächte in dem größten Haus am Ort verbringen. JETZT hatte dich der relativ hohe Preis schon gelohnt!
Wenn auch das Saunahäuschen eine kleine Enttäuschung ist (es gibt keine Sauna, nur ein hölzernes Sitzbecken für 1 Person, max. 2, das man selbst füllen musste), das Gelände und die Gebäude sind wunderschön! Überall Fußbodenheizung und viel Platz.
Ich richte es mir schön, so dass ich abends am Laptop noch etwas machen kann.













Da das Wetter schön und die Zeit da ist, fahre ich nochmal runter zur Küste. Dort gibt es zwei Wasserfälle, den Jeongbang- und den Sojeongbang-Wasserfall. Ich mache einen 360°-Walk mit Kamera und Uhr(enfernbedienung) und fahre nach diesen schönen Aufnahmen (Jeju ist das koreanische Hawaii!) noch in eine kleine Sauna. Perfekter Tag! Denkste!
Abends muss ich am PC feststellen: Der Walk ist im Arsch, der Stabilisator hat aus irgendeinem Grund nicht funktioniert und die beiden Linsen kamen im Video nie zusammen und alles hat geruckelt wie verrückt! Muss ich nochmal hin. :-/ Die Aufnahmen vom Seobok Park kamen jedoch okay raus – was war da los?

















Zum Abendessen gibt es irgendwas, was man auch für 1 Person bestellen kann und als sie dann kommen, esse ich die Fischköpfe. Nicht, ohne vorher über den Anblick gelacht zu haben! Ins Blaue bestellt und das kommt bei raus.













Zum Abschluss des Tages mache ich Fotos von der Brücke in Seogwipo, viel zu viele, und dann mache ich mich zurück zur Pension, die Fußbodenheizung genießen.
Morgen zum Halla. ?



Nach einer vermückten Nacht (hab sie nicht gefunden!) stelle ich am Eingang des Wanderweges fest, dass man nur bis 12 Uhr überhaupt auf den Berg darf. Nicht daran gedacht. Egal, dieser von mir ausgesuchte Weg hätte eh nicht auf den Gipfel geführt. Auf dem Weg zurück ein kleiner Schreckmoment – beim Überprüfenwollen eines im Straßengraben liegenden Motorrads (hätte ja jemand daneben liegen können..!) wende ich auf freier Straße und mein Fuß verliert aufgrund der Steigung den Halt und ich packe mich hin, bekomme den Roller nicht gehalten. Es passiert nichts, die 360°-Kamera hat nur Kratzer am Rahmen, nicht auf der Linse. Phuu!
Mir geht es gut, alles heil, also mache ich unten den Wasserfall-Walk again, das Wetter ist nicht ganz so schön heute. Morgen ist auf der Ostseite der Insel ein Besuch des Folk-Villages geplant, mit einem 360°-Walk. Mache den Klippen-Walk auch morgen und streue noch 2 Saunen ein. Heute fahre ich etwas umher, um dann gutes Pferde-Galbi zu essen. Dort merke ich gleich an, dass ich zwei Portionen esse. Ein voller Tag.
Beendet wird er im „Saunahaus“.






































Am letzten Tag finde ich beim Einpacken den vermissten Lichtschalter im Schlafzimmer (3 Abende mit Handylicht!), die Mücken allerdings heute auch nicht.
Es ist Abreisetag und es regnet in Strömen!
Was eine Drecksfahrt! Schöner Weg, nicht zu genießen. Die Serpentinen machen keinen Spaß und schnell fahren geht auch nicht.
Glücklicherweise ist Jeju O-W breiter als N-S lang und ich fahre innerhalb einer Stunde direkt zum Fährterminal. Hole mein Ticket (ja, ich weiß, erst Roller abgeben, wieder mit dem Bus zum Terminal und als Fußgänger einchecken) begebe mich zum Warmwerden in eine Sauna mit Meerblick (Djimjilbang ja, aber ohne Übernachtung). Das tut gut und die Sauna ist auch prima.
Bis auf eine Kleinigkeit: Ein Becken hat fast 50°C – lebensgefährlich! Allerdings versteht mich der Saunamann falsch und glaubt, der empfindliche Ausländer verträgt koreanische Saunabeckenhitze nicht. Er sieht nicht, wie selbst alteingesessene, professionelle Beckenbenutzer (man sieht es am Gehabe, dass da Routine drin steckt) nach dem ersten Untertauchen wieder herausspringen! Alte Männer legen da eine Geschwindigkeit an den Tag, die man ihnen nicht zugetraut hätte! Der Saunamann sieht es nicht und ich gebe auf, ihm das klarmachen zu wollen. Sollen seine Landsleute machen!
Schön aufgeheizt fahre ich dann weiter im Regen zur Fähre und warte mit zwei englisch sprechenden Koreanern im Regen auf die Fähre. Einer ist mit ner Verspa unterwegs und hat ein riesiges Zelt und Koffer hinten aufgeschnallt. Habe Angst, dass das Ding hinten überkippt! Ich begegne ihm nochmal und wir quatschen über Saunen (er übernachtet auch im Djimjilbang in Wando) und ja, in Deutschland gehen Männer und Frauen gleichzeitig nackt zur Sauna! 😀
In meinem extra Raum auf der Fähre kann ich mich duschen und anschließend komplett umziehen. Allerdings ist von den 3h nicht viel übrig, nach knapp 2h kommen schon die Durchsagen zum Bereitmachen! 🙁
Ankunft in Wando ist 22:30 Uhr, ich verlasse als allererster die Fähre und bin 22:45 Uhr schon in Saunaklamotten, als der Vespafahrer die Sauna betritt.
Ich mache es mir in einer Ecke des Schnarcherzimmers gemütlich, schaue noch ne halbe Folge von irgendwas und schlafe gut auf 4 Matten.
Das war es also schon auf und mit Jeju. Doch ein wenig kurz, aber ich will ja den Chillimarkt noch besuchen. Was allerdings knapp wird.
Ich glaube, ich habe mich etwas verplant.



















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