34 – Herbst
„Es ist Herbst und die Welt wieder bunter.“ Das singe ich mit meinen Schülern auch hier in Seoul. Und es wird bunter.
Ich habe so viele Ideen für 360°-Videos, ich werde nicht alles bewerkstelligen können. „Mike from Korea“ hilft und hindert. Er ist seit 30 Jahren in Seoul und ich hatte ihn wegen Tipps für 360°-Walks angeschrieben. Er hat selbst viele Walking-Videos auf seinem Kanal und ich habe jetzt zu viel Input! 😀
Aber es macht Spaß! Videos in 360° zu machen, um sie später in VR selbst anzusehen oder mit anderen zu teilen. Schön, wenn auch andere daran Gefallen finden. 360°-Videos sind in VR nicht so häufig und nicht jeder kann damit umgehen. Daher ist mein Beitrag vielleicht für die Zukunft ganz brauchbar, nützlich.
Heute habe ich gleich zwei „Walks“ gemacht: Vom Hyatt Hotel zur Itaewon (Hier auf YouTube) und in einer verlassenen, weil bald abgerissenen, Geistergegend. Jangmun-ro in Bogwangdong. Sehr traurig.
Jangmunro Bogwangdong Ghosttown auf YouTube
Aber so ging es vielen Gegenden in Seoul. Abgerissen, um Hochhäuser zu bauen, mehr Geld auf kleiner Fläche, greed taking over, der Lauf der Dinge.
Im Moment probiere ich gerade meine neuen Ohrhörer aus. Hab einige geordert oder gekauft. Um herauszufinden, ob es wirklich einen Unterschied macht, Ear Phones für 60 Euro (nein, teurere hab ich gar nicht erst bestellt!) oder für 10 Euro zu benutzen. Bis jetzt hab ich nur Dinge zu bemängeln, die den Sitzkomfort in den Ohren betreffen. Aktuell höre ich Musik auf 12.000 Won-Kopfhörern, die ich eigentlich nur wegen der Farbe (lila) gekauft hatte und sie sind echt gut! Laut genug, wenn man es will und vom Klang her echt ok, genug Bass, schönes Gesamtbild, Höhen prima, nicht mittellastig, völlig in Ordnung! Bedienung mit den Touchgesten nicht ganz klar, etwas „confusing“. Aus China. Leider. Die rein koreanischen teste ich demnächst. Update: Alle „in ear“ Kopfhörer, die mit „Schlafbuds oder -kopfhörer“ vermarktet werden UND touch-Bedienung haben, taugen für diesen Zweck nicht. Sie erkennen auch Kopfkissenbezüge teilweise als Berührungen, touch hat da keinen Zweck. Echte Knöpfe brauchen solche Teile. Kein Touch. Manche passen aber gut unter den Helm, verrutschen nicht, wenn man ihn aufsetzt oder absetzt.
Hab mir Eminem auf den MP3-Spieler geladen, weil ich einfach weniger von ihm kenne, als nötig wäre. Shit, der hat echt gute view points, natürlich ausgehend von einem „American“. Hilft, ihn mehr zu verstehen. Hilft, die Welt besser zu verstehen!
Klassenfahrt ist in trockenen Tüchern. What ein Krampf, braucht man nicht unbedingt. Für die Kinder wird es wohl aber schön werden, war selbst vor ein paar Wochen da und befand alles für schön. Einen 360°-Walk von der Gegend gibt es auch. Hier kann man sich den ansehen, am besten im Vollbild, egal, welches Gerät. Oder, noch besser, in YouTube VR!
Eine Reise online zu buchen, ist in Korea auch ein Krampf! Webseiten werden im übersetzten Modus nicht korrekt angezeigt, Daten werden nicht übernommen, Namen lassen sich nicht so eintragen, wie sie im Pass stehen, weil der Platz nicht ausreicht und und und. So bekommt man ständig neue Fehlermeldungen, die man mangels ausgefeilter Koreanisch-Kenntnisse nicht versteht und auch nicht übersetzen kann, weil Screenshot-Übersetzungen einfach keinen Sinn ergeben. So bekommt man keine SMS-Rückmeldung, weil die Namen nicht übereinstimmen, werden falsche Daten in die Buchung übernommen und so kommt es, dass man schnell eine Buchung auf den übernächsten Schultag bucht und das erst nach dem Abschluss der Buchung merkt! Gut: Wenn man nicht innerhalb von 24h bezahlt, wird die Buchung (die mehr eine Reservierung ist) storniert. Hab noch eine Buchung abgesetzt und diesmal die koreanische Version der Seite bedient. Die passte. Allerdings gab es keine Bestätigung, weil der Name, den ich eintragen konnte, zu lang ist, nicht in die Matrix passt. In meinem Pass und meiner ID UND in meinem Telefonvertrag steht KAY GRONEBERG und eintragen konnte man nur KAYGRONEB, mehr Platz war nicht.
Noch bevor ich das mit einer netten Angestellten in der Schule klären konnte, bekam ich heute einen Anruf vom Fährhafen Mokpo, dass ich jetzt einsteigen müsse – mitten in der Deutschstunde 😀 – Meine Kollegin ging für mich ans Telefon und klärte das schnell. Ihr hatte ich vorher von meinen Problemen diesbezüglich erzählt und daher wusste sie, worum es ging. Gut zu wissen, dass ich zumindest im System bin! Eine Stunde später konnten wir dann alles telefonisch klären! Phuu, zumindest die Hinfahrt nach Jeju ist geregelt. Von Incheon aus kann man seit 10 Jahren (seit dem Sewol-Unglück) nicht mehr fahren. Ein ganzes „Jeju-Terminal“ in Incheon und keine Fahrten mehr von dort aus…
Auch Djimjilbangs konnten heute antelefoniert werden. Viele 24h-Saunen sind keine 24 Stunden lang mehr offen. Corona und Geld sind die Gründe. Habe für die Hinfahrt zur Fähre zwei Djimjilbangs, also Saunahäuser zum Übernachten, gefunden, die als günstige Übernachtung völlig ausreichen. Dafür sind kleine Täschchen gepackt mit Unterwäsche, Socken, Akku-Pack, Kopfhörern und Chargerkabeln. Koffer auf, Täschchen raus, kaum Gepäck in der Sauna. Rest bleibt im/auf dem Roller. In Korea wird nichts geklaut. Zumindest nicht von Koreanern. Und Ausländer erwarte ich unterwegs nicht. Vielleicht auf Jeju.
Heute war Sauna Nr.51 dran. Auch eine „Sparex“-Location. Am Dongdaemun. Übernachtung 15.000 Won. Sieht sehr schön aus, alles im „Hanok-Style“, also koreanisch. Leider heute ne Busladung voller Taiwanesen, die überall in Grüppchen nicht gerade leise gequatscht haben. Aber die Saunen selbst, also die trockenen, waren sehr gut. Hatten zwar nur unterschiedliche Temperaturen beim gleichen Stil (Ruß/Bulgama), aber es gab auch einen Eisraum, ein gutes Restaurant, Gym, Snackshop, Massagesessel, jede Menge Schlafkojen und viel Platz. Und das alles in diesem tollen Design! Einziger Wermutstropfen: Der Nasssaunabereich hatte zwar eine Feuchtsauna und eine trockene, aber die hatte keine Bänke/Sitze! Man musste auf dem Boden sitzen. Was sonst kein Problem ist in Korea, ist in einer Sauna, wo in Kopfhöhe die Temperatur gemessen wird, erstens unsinnig und zweitens auch sehr unbequem. Dazu kommt, dass es, nicht wie sonst bei jeder noch so billigen Sauna, keine Handtücher im Feuchtbereich gibt! Man bekommt zwei beim Bezahlen und beim Austeilen der Djimjilbangklamotten, aber vor dem Feuchtbereich keine und da liegt auch nix. Und dann eine Sauna ohne Sitzmöglichkeit! Und der Boden ist heiß. Es hielt niemand lange aus in der Sauna. Ich habe mir so einen Dusch-Schemel geholt, wie ihn Koreaner beim Sitzduschen benutzen. Handtuch drauf (eines, was draußen rumlag und unbenutzt aussah) – so ließ es sich aushalten.
Am Dongdaemun gelegen, leicht zu erreichen, ist es vielleicht ein Djimjilbang für die erste Nacht (bei späteren Besuchen 😉 Auf jeden Fall eine, die infrage kommt.
Ich treffe mich mit einer Kollegin, der ich noch so viel mehr Zeit in Korea wünsche. Zeit, um Dinge zu sehen und zu erleben, die ich erlebt habe und die ich gerne geteilt hätte, die ich nie bereut und immer erinnert habe. Sie hat noch so viel vor sich – sie ist offen, versucht Neues, fährt raus und macht Dinge. Das Land bietet so viel! Private Missgriffe haben sie bisher ausgebremst und ich hoffe, sie kann diese Bremsen dauerhaft lösen! Denn hier ist so viel! Beruflich liegen auch noch ein paar Stolpersteine im Weg, was auch nicht sein müsste, ginge man von „Qualität setzt sich durch“ aus. Zitat ist von mir. Schwierig, wenn du siehst, dass die Qualität da ist, nur nicht an der richtigen Stelle eingesetzt. Und Altlasten sind eben das: Lasten. Lasten, die belasten.
Das Leben könnte für alle so viel einfacher sein.
Ich bin ruhig geworden. Nein, nur ruhiger. Ich habe eine Schulwoche (fast) ohne Probleme hinter mir. Das ist selten und verdient Erwähnung. Nächste Woche ist Klassenfahrt – und was kann da schon schiefgehen!!!!! Hahaha! Siehe Vergangenheit! Es gibt immer Menschen, die in Nichts Vertrauen haben und ihr Leid an alle anderen Menschen verteilen oder sogar forcieren. Scheiß auf die Konsequenzen! Lehrerwohl? What is that? Forget it. Nicht wert, darüber weiter zu schreiben. Ich bin Experte in meinem Gebiet, Profi, ich kann das. Da muss ich mir üble Nachrede nicht zu Herzen nehmen. Bescheid wissen darüber schon, aber unter „Es gibt immer ein paar Spinner!“ abhaken.
Und wenn diese Extremeltern wieder meinen, dass Zurechtweisungen Kindesmisshandlungen sind, dann sollen sie sich halt beschweren. Ich glaube, dass die Schulleitung sehr wohl in der Lage ist einzuschätzen, was die Scheiße soll. War bisher so und wird sich auch nicht ändern. Weil sich die Voraussetzungen ja nicht ändern.
Es ist so schade, dass man schon jetzt seine Zeit so zusammenfassen muss. Dabei ist es ungerecht. Das Gute überwiegt ja. Jeden Tag. Jeden Tag, an dem die Kinder „Herrn Gronebergi“ oder „Herrn Grünbergi“ (weil ich an dem Tag grün gekleidet bin, inklusive Brille 😉 begrüßen. Ich bin gut zu Kindern, ich liebe sie, liebe die Arbeit mit ihnen. Sie sind pur und größtenteils ohne Vorbehalte – unvoreingenommen sehen sie Menschen, wie sie sind. Aber auch, wie sie sich entwickeln oder ob sie sich verstellen. Vorurteile gibt es nicht. Es gibt Urteile. Und Kinder fällen sie ehrlich. Das liebe ich. Allerdings nicht, wenn diese Urteile von den Eltern eingepflanzt werden. Was ein paar wenige leider tun.
Dennoch setzt sich auch hier Qualität durch. Und Ehrlichkeit.
Und meine letzte Klassenfahrt soll gut werden, unvergesslich (im positiven Sinne) und als etwas, was lange positiv nachhallen soll. Vielleicht ist es meine letzte Klassenfahrt. Vielleicht ist es EINE letzte Klassenfahrt.
Ich glaube nicht, dass das Konzept Zukunft hat (was schade wäre!), weil die rechtlichen Voraussetzungen mehr und mehr in die Richtung gehen, dass man keine außerunterrichtlichen Veranstaltungen mehr machen möchte! Ich denke da an Lehrer, deren Schüler auf Klassenfahrten sterben, weil deren Eltern nicht ehrlich waren bei der Angabe von gesundheitlichen oder mentalen Problemen. Liest man ja immer wieder. Und da stehen dann die Kollegen als Versager, als „Nichtkümmerer“, als „Mir-doch-egal-Pädagogen“ unter Anklage der unterlassenen Hilfeleistung oder Schlimmerem da.
Ich selbst habe genug erlebt, was, wenn veröffentlicht, niemanden ermutigen würde, Lehrer zu werden. Nicht in Deutschland, nicht in Ägypten, nicht in Südkorea, nirgendwo!
Wir sind diesmal fünf Kollegen – die Voraussetzungen sind daher recht gut. Was Rechtssicherheit angeht. Ich hoffe, die Kinder erzählen von sich aus, wie es war.
Aber: Wer weiß schon, was schiefgehen kann.
Hoffen wir das Beste, dass das nicht passiert.
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