13 – Von Blumenläden, Nachtgeschäften und Motorrollern

Früher ging ein Nachhausespaziergang in der Nacht nur knapp 300m den Berg hoch. Jetzt sind es 2,5 – 3 km. Bergauf und bergab. Aber nicht gerade ungesund, Bewegung tut gut. Egal, wie viel man getrunken hat. Da Nachtbusse um diese Zeit zwar nicht sehr selten, aber zu ungünstigen Orten fahren, von denen man nach Hause auch wieder irgendwo nen Berg hoch muss, geht man am besten gleich direkt nach Hause. Ab und zu ist auch ein Taxifahrer noch bereit, diese kurze Strecke zu fahren.

Aber wenn man mal bewusst Nebenstrecken geht, weil man da noch nie war, findet man schon sehr interessante Orte. Zum Beispiel Itaewon-Class-Fans, die nachts um 2:30 Uhr vor dem Film-Danban (dem ersten in der Serie) posieren und Fotos machen. Hab ich auch schon. Nur Fans der Serie interessiert das, ansonsten ist ab und zu mal ein neues Restaurant/Café da drin.

Nicht nur an der Itaewon, auch woanders sind diese 24h-Läden ein Phänomen. Das koreanische Äquivalent zu deutschen Tankstellen (ohne Benzin aber immer auf) macht tagsüber kaum Sinn, es gibt in der Nachbarschaft immer irgendein Geschäft, das günstiger ist, aber abends und vor allem nachts staunt man nicht schlecht, wenn sich gegen 3 Uhr Schlangen an der Kasse bilden! Und die Leute warten geduldig, wenn gerade keiner da ist. Kann schon sein, dass in einem Nebenraum der oder die Angestellte ein Nickerchen macht. Wenn einem das Bier ausgeht, sind diese Läden ein „life saver“ 😀 Manche Leute haben überhaupt kein Bier im Kühlschrank, weil so ein 24h-Laden (genannt Pyeonuijjom) der Nähe ist. Getränke, Ramyeon, Snacks, ganze „Mittagessen“, man kann größtenteils vor Ort essen, die Mikrowelle benutzen, heißes Wasser kostenlos für die Suppen nehmen, Mülltüten kaufen, Kopfhörer, Nageletui, Hautcreme, Kondome, Nähnadeln, Akkupacks, Taschentücher, Süßigkeiten, Nagelknipser, Waschpulver und mehr erstehen. Sehr sinnvoll, die Dinger. Wenn sie da sind, geht man auch hin. Überall, zu jeder Zeit.

Vertrauen steht in Korea ganz hoch im Kurs. Wüsste nicht viele Orte, wo Selbstbedienungsläden so selbstverständlich sind. Neulich war mir kalt und ich wollt nur kurz irgendwo rein auf dem Nachtheimweg. Am Ende einer Seitengasse sah ich ein Licht. Es war ein Blumenladen! Offene Tür, Pflanzen verschiedener Arten und Preisklassen. Eine Geldkasse gab es nicht, ein QR-Code zum Scannen und eine Kreditkartenkasse zum Bezahlen und kein Personal war, was man antraf. Klasse. Kurz Aufwärmen war kostenlos. Klasse. Und alles liebevoll eingerichtet. Ich hoffe, sie machen genug Geld, um diesen Raum zu halten. Ein tolles Konzept!

Der 3Alley Pub hat wieder auf. Heißt jetzt „Itaewon Pub“. Passt. Hat eine „Gedenktafel“ innen, die an die Vorgeschichte erinnert. Habe mir T-Shirt und Sweatshirt gekauft. Gute Qualität. Von Coupang nur Billigzeug, teure Shirts aus Kneipen. Erinnerungswert inklusive.

An der Itaewon gab es am 29. Oktober 2022 eine Katastrophe: Über 150 Menschen sind knapp 150m von hier umgekommen, erdrückt in einer kleinen, schmalen Seitengasse, die ich selbst oft langgegangen bin. Als ich diese Bilder sah (Kalle erzählte mir davon), hielt ich es kaum aus vor Schmerz. An der Stelle, wo diese unfassbare Tragödie passierte (die Gasse ist eigentlich offen, war aber dennoch verstopft, weil wohl irgendwer gestürzt war und es einfach zu voll war, 10.000 Menschen wurden erwartet, über 100.000 waren es), gibt es jetzt ein Memorial, eine Lichtinstallation, sehr dezent, aber gut. Schade nur, dass ein Pyeonuijjom direkt daneben mit Sitzplätzen Individuen anzieht, die dort saufend und ignorant lachend sitzen. In die Fresse hauen!

Zu Seollal war ich mit dem Roller in Boryeong, Daecheon Beach. Boryeong, der Ort meiner ersten großen Rollertour (mit dem damaligen 250er Daelim Freewing) und der Ort, wo ich auf Oma kurz nach ihrem Tod mit Koreanern an einem großen Platz angestoßen hatte und kurz darauf die Waschbecken im Hotel verfärbt hatte mit meinem Reiseshirt. Etwas teureres Hotel diesmal, aber eine irre Sicht aufs Meer – das Schöne an der Westküste sind ja die Sonnenuntergänge! Kurzer Ausflug, auf dem mir der Motor auf dem Rückweg kurz zweimal ausfiel. „Muss wohl zur Werkstatt“, so mein Gedanke.
Die Zeit in Buryeong war schön, muss aber nicht nochmal, es gibt ja noch viel mehr! Man muss nicht immer nur Vergangenes wiederbeleben.
Auf dem Rückweg lief auch alles gut, kam gut voran, Musik auf den Ohren, nur fiel ab und zu der Motor aus. Und wieder. Und nochmal. Und dann ging nix mehr. So stand ich nun da. In the middle of nowhere. Jaehan angerufen, der Gute organisierte mir einen lokalen Mechaniker, der auf nen Feiertag rauskam und meinen Downtown abschleppte (100.000Won) und nicht reparieren konnte, denn: KEIN MOTORÖL! Da war echt etwas kaputt! Dabei war der Roller vor der Tour 2x in der Werkstatt, um ihn reisefertig zu machen! Da war ich ziemlich sauer! Nach ein paar Stunden kam die Abschleppung nach Seoul, meine Reise war vorbei. Abschiedsfoto vor meiner Wohnung/meinem Haus, als der Abschleppwagen den Berg hinabfuhr. Sollte den Roller 3 Wochen lang nicht wiedersehen…

Letztes Wochenende war Wandern angesagt. Eine Schülerin mit Freund, 3 Lehrer. Aber hat stattgefunden. Und war gut. Schöne kleine Wanderung zum Achasan. Hatte die 360°-Kamera mit, aber nur die Fotos sind etwas geworden. Bei der Videoeinstellung hatte ich irgendetwas geändert für Nachtaufnahmen und dadurch, dass ich die nicht vorher kontrolliert hatte, sind die Videos überbelichtet. Schade, denn sonst hätte man zwei ferngesteuerte Geländeautos bestaunen können, die von ihren Herrchen und Frauchen den Berg hoch gefahren wurden! Sachen gibt es…

Wir sind einen anderen Weg runter als hoch (es gab noch Mittagessen und einen Kaffee hinterher – beides spendiert!), also konnte ich erst beim Abstieg mal nachsehen, welche Saunen es in der Gegend gibt. Und was sagt mir Naver? Es gäbe eine Sauna namens „Silloam“ in der Nähe! Silloam (oder Siloam) – der Name meiner alten Djimjilbang-Sauna an der Seoul Station (in deren Gebäude jetzt ein Bürokomplex ist). Zufall? Nachfolger? Schwestersauna? Neben einer großen Kirche gelegen bot sich mir der Anblick eines Gebäudes, das das Zeug für ein großes Djimjilbang hätte! Drinnen allerdings die Ernüchterung: Djimjilbang gibt es seit Corona nicht mehr, in den Räumen wäre jetzt eine Kirche. Aber die Sauna – das ist Silloam 1:1! Die Schilder, die Schriftarten, die Farben, die Einrichtung, alles Silloam! Und dann: die Salzsauna! Der Pott mit Salz zum Einreiben! Hier war ich nicht zum letzten Mal! Ich saß kaum 5min in der Sauna, kam ein Koreaner herein und begrüßte mich auf Englisch. Wir kamen ins Gespräch und siehe da, es muss entweder Nachfolger oder Schwester sein- der Typ kannte Silloam aber erst, nach dem es an der Seoul Station zu machte, daher war es nicht ganz klar. Wie auch immer: Silloam lebt! Eigentlich sollte in meiner Saunaliste die 25 etwas besonderes sein, nun ist es die 24 🙂

Jetzt ist schon März und bald sind Osterferien. Seit 3 Wochen fuhr ich mit dem Bus zur Arbeit. Geht auch, sogar ganz gut, aber es dauert länger und man ist abhängig von Fahrzeiten. Ich hatte mir vorgenommen, der Werkstatt nicht zu schreiben oder nachzufragen. Aber dann tat ich es doch. ? ? ? war meine Message. Mehrere Male an folgenden Tagen. Dann: „Komm am Dienstag zur Werkstatt!“ Also ich hin, nichts erwartend. Und natürlich war mein Downtown nicht fertig! Im Gegenteil: Keine Teile, würde sehr lange dauern und sehr teuer werden (1-2 Millionen Won!). Tja, was machen wir denn dann? „Für 2 Millionen Won mehr kannst du den da haben“, meinte der Chef und zeigte auf einen recht neuen Roller. Nöö, ich möchte nicht neu kaufen. „Was gibst du mir für meinen?“ war mein Konter. Lacher von seiner Seite nun. Er bot mir dann einen 300er an, der da schmutzig und nichts sagend rumstand. „Nää, nicht. Wo ist denn mein Roller nun?“ „Ah, dort, der Roller!“ „Nein, das ist nicht meiner.“ „Dieser Roller, hier!“ „Nein, DAS hier ist meiner.“ „DIESER Roller hier!“ Dann verstand ich: Er wollte, dass ich DIESEN Roller eintausche gegen meinen. Und das war dann auf einmal gar kein so schlechter Deal mehr!

Vor mir stand ein Kymco Xciting 400i, 50 Kubik und 5PS mehr als meiner, mit Mesh-Sitzcover. Okay, bau mir meine Anbauteile und die Kofferhalterung an und ich nehme den! Gesagt, getan! 2 1/2 Stunden später fuhr ich mit diesem Roller zurück nach Hause! Was war alles geschehen? Ich hatte keinen Ausweis mit, keinen Stempel, kein Geld dabei, keine Versicherungspapiere! Trotzdem schafften „wir“ es, den Roller auf mich anzumelden, Nummernschild zu besorgen, Versicherung zu bezahlen etc. Happy grinsend fuhr ich nachhause. Okay, 50 Kubik mehr sind nice, aber der Roller hat keine Kamera (hatte mein alter), die Spiegel sind praktisch nicht zu gebrauchen, weil Designerspiegel und dabei miniklein, man sieht nix und hier und da fehlt eine Schraube, Kabelbinder helfen hier, der ein und andere Kratzer ist auch zu sehen. Und er hat keine große Scheibe. Was gar nicht so schlimm ist. Okay, im Moment schon, der Wind ist schon stark auf dem Oberkörper und den Händen zu spüren, aber bei letzteren nur vorderflächig, denn: Griffheizung (in 2 Stufen)! Das hatte der Downtown nicht! Ach und ABS! Und, wie ich den Kabeln unter der Sitzbank entnehmen konnte, auch Sitzheizung! Werde ich austesten. Mit dem Mesh-Sitzcover war das auf der kurzen Strecke zur Schule bisher noch nicht möglich zu bemerken. Es war ein Lieferfahrzeug, deshalb hat es schon ein paar km aufm Buckel, aber mein Burgi in DS ist auch in die Jahre gekommen und – macht mir das was? Nö. Der Xciting ist gut. Ist cool. Und hat mich nur nochmal 110.000 Won Registrierung & Co. gekostet. Kamera hab ich schon dazu gekauft.
Nun ist es in Korea eher ungewöhnlich, Fehler zuzugeben, ohne das Gesicht zu verlieren und das hat mein Shop auch gut vermieden. Der Chef meinte, er hätte das Öl „zu spät draufgepackt (Übersetzungs-App) und bat mir dieses Roller-Update an. Well done, my friend! Auf der ersten Heimfahrt mit dem Roller merkte ich, dass die Spiegel unbrauchbar waren. Auf Coupang bestellt (und heute gecancelt) und vor Ort schon gestern machen lassen, vermutlich die Spiegel vom Downtown, denn da fehltern sie zuletzt, dazu das Schutzblech vom Vorderrad (das schon beim Kauf kaputt war und nur noch auf 1/4 ganz war und hing) – Kosten: Null!
Daran kann man sehen, dass man als Kunde eben nicht egal ist. Und sie haben nicht „das Gesicht verloren“.

Gut für alle. Vor meiner nächsten Tour wird das Öl gecheckt!

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11 – Pusan – Osaka – Kyoto – Tokio (4)

Tokio

25.12.23

Es ist beinahe überwältigend – da schaut man aus dem Shinkansen, zunächst Stadt, Stadt anders, Stadt, Stadt so, Stadt so, bissel grün, Stadt, mal ein Feld, etwas braun, ein paar Häuser, ein anderes Feld, wieder ein paar Stadthäuser, Stadt hört nie auf, ein paar die Sicht verdeckende Bauten, eine Kurve und plötzlich – erschlägt es einen fast: freie Sicht auf ein gewaltiges Etwas, was scheinbar plötzlich da war: der Fuji! Das Wort „majestätisch“ trifft es gut. „Gewaltig“ besser. Unfassbar, wie groß er wirkt, wie groß er IST! Ringsum ist es flach und alles scheint auf ihn zuzuströmen. Und dann diese enorme Höhe! Großartig! Allein dafür war die Fahrt nach Tokio es schon wert! Ich sehe ihn noch einmal wieder, jedoch auf besondere Art und Weise. Aber davon weiß ich jetzt noch nichts. Fotos, die ich schieße, zeigen nicht ansatzweise, was meine Augen und mein Hirn zusammenbrachten. Ich war nicht am Fuji, aber ich hab ihn gesehen. Nach der Mondnachtsicht auf den Mount Everest ist das die beste plötzliche Sicht auf einen Berg in my life ever!

Der Shinkansen kommt doch tatsächlich an Tokios Hauptbahnhof an! 😀 Der ist im mittigen Südosten. Ich muss zum mittigen Mittnordwesten. Das war jetzt so genau wie meine Japanischkenntnisse oder meine Selbstsicherheit in Bezug auf Public Transport in Japan. Aber ich bekomme das hin. Shinjuku ist bekannt. Sagt auch TripAdvisor. Nur, dass ich nicht nach Shinjuku muss. Aber so ähnlich. Mal sehen.

Ich finde es, es gibt drei. Ich fahre eine zu weit, muss eine zurück. Die große, vollwertige Shinjuku Station ist die dritte. Ich komme auf der Straße raus, 1 Block weiter ist mein Hotel.
Das Zimmer im Apa-Hotel Shinjuku Gyoemmae ist so klein, dass ich nicht einmal den Koffer irgendwo hinstellen kann! Ich schaue gegen eine Wand, null Ausblick, schlecht geschnitten, no space, für 100 Euro die Nacht! Im Fernsehen läuft ein Werbespot über das Hotel, warum die Zimmer so klein sind – wegen der Umwelt!!! Ja, sicher. Halbe Zimmer zum vollen Preis, weil die besser zu kühlen und zu heizen gehen. Alles klar! Tokio ist nicht nur unverschämt teuer, sondern auch noch unverschämt! Ich frage an der Rezeption nach einem Upgrade, aber alle Zimmer sind so klein. Letztendlich darf ich mir aus zwei weiteren Zimmern eines aussuchen – das hat Aussicht, wenn auch nur nach schräg rechts. Aber das ist nice. Ein Park und ein Turm, den ich von irgendwo kenne…

Der Onsen im Hotel, bezeichnet mit „Grand Spa“, ist auch nicht so grand. Eher klein (aber immerhin größer als mein Zimmer) und keine Sauna dabei. Nur heiße Becken. Eins innen, eins sort of draußen. Nun ja, immerhin. Mit nem von drinnen geborgten Stuhl kann man an der etwas kühleren Luft draußen doch die ein oder andere Minute verbringen.

Ich verpasse Yoshido! Damn! Wäre nur am Nachmittag gegangen, abends verlässt er Tokyo/Tokio wieder. Yoshido kenne ich von damals, Fahrt nach Russland, er und ich sprachen miteinander mehr Russisch als Englisch, ein Russe war noch dabei, der sprach etwas Deutsch, Winni Englisch und Deutsch. War schon lustig in Chabarowsk damals. Über Facebook hatten Yoshido und ich Kontakt gehalten über Jahre hinweg und jetzt wäre DIE Chance gewesen, sich wiederzusehen! Sollte nicht sein. Schade. Nächstes Jahr?

Mache gleich am Abend noch den ersten 360°-Walk in Tokio, im Grunde nur Shinjuku bis Shinjuku Gyoemmae. Ein bisschen „Cyberpunk“ ist da schon drin! Das wollte ich sehen! Tokio als „Night City“. Hoffe, noch viele solcher Bilder einzufangen. Hinter der Station ist der Turm dann ganz groß – es ist das, dem Empire State Building nachempfundene, NTT Docomo Yoyogi Building, immerhin auch 272 m hoch. Woher kenne ich den Turm?

26.12.2023

Shopping! Wenn auch nix kaufen. Aber durch YouTube weiß ich, dass hier der richtige Laden auf mich wartet, Yodobashi Camera Akihabara, ein Technik-Hochhaus, wo es ALLES gibt! Größter Elektronikladen in Japan – mal sehn, ob der mich noch überraschen kann, wo ich doch den Yongsan Electronic Market in Seoul (von früher) kenne! 9 Etagen mit allem Kram, japp, ist sehr viel, aber auch auf wenig Fläche, verglichen mit dem, was man von früher aus der Yongsan Station kannte. Floor Guide gefällig? https://aroundakiba.tv/shops/yodobashi/

Ich möchte nur das Insta Stativ kaufen, das scheint günstig zu sein, aber leider ist es ausverkauft. Das Einzige, was ich wirklich kaufen wollte… Nun ja. Unaufgeregt und nach chinesischem Essen (wieder nicht genug!) geht es zurück, nochmal Cyberpunk, nochmal Onsen und Schlaf.

27.12.2023

Was tun heute? Erstmal ausschlafen, Zimmerfrühstück, planen. Ich plane. Dabei fällt mir ein, woher ich diesen Turm kenne: „Lost in translation“, der Film mit Bill Murray und Scarlett Johansson. Den hatte ich damals gesehen, als ich selbst lost in translation war am Anfang meiner Koreazeit. VPN funzt, ich kann den Film trotzdem nicht schauen, Amazon und Netflix scheinen jetzt auch die Nord-VPN-Server zu kennen. Besorge ihn mir trotzdem irgendwie und schaue ihn dann später im Hotel. Die Filmlocations werde ich aufsuchen!
Heute erstmal Skytree, oh, es ist ja schon 14:30 Uhr! Dennoch, los, auf halben Wege beim Tokio Dome halten, Riesenrad fahren, weiter zum Skytree.

Die Sonne scheint prima, tolles Licht und klare Sicht! Könnte nicht besser sein! Bald ist Dämmerung, perfekte Stimmung. Und dann ist da die Schlange! 40-50 min Wartezeit, Baby. Das war wohl nix. Muss ich morgen wiederkommen. Schade.

Im Hotelonsen meinte ein junger Amerikaner (tätowiert und durfte trotzdem eintreten, obwohl es „Tattoo-verboten“-Schilder gab!) zu mir, dass es die beste kostenlose Aussicht auf den Gebäuden des Tokyo Metropolitan Government (Haus 1) gäbe. Und: Ja. Klasse! Man sieht zum Greifen nah das Park Hotel und ringsum ganz Tokio. Super Tipp!

An der Hauptstraße machen TikTok-Stars Musik (oder welche Social Media Platform hier auch immer gefragt ist), ich stehe vor einem deutschen Wirtshaus, aus dem Blasmusik aus Böhmen kommt, und das Plastik-Eisbein erinnert mich daran, dass ich Hunger habe. In einer Seitenstraße finde ich ein traditionelles japanisches Restaurant, dass mir Traditionelles serviert. Ich bestelle EXTRA groß und DOUBLE servings und werde dann einigermaßen satt! Bin der einzige Ausländer hier und der Chef und ein paar Leute klatschen, als ich ein traditionelles japanisches Essen bestelle (hier gibt es nur traditionelle japanische Speisen). Ein schönes Erlebnis. Wieder nicht billig, aber diesmal ist es echt und kein rip off.

28.12.2023

Am nächsten Tag steht der Sky Tree auf dem Programm. Höchstes Bauwerk Japans (634m) und drittgrößtes in der Welt. Für mich als Skyscraperfan ein Muss. Von unten megabeeindruckend, innen dagegen eher eine Enttäuschung. Nun gut, es war okay, aber natürlich war es ausgerechnet heute diesig, keine Fernsicht, Stahl, komisches Advertisingzeugs (wie kann man einen Stift kreieren, dessen Schreibspitze des Turms Basis ist und nicht die Antenne??!). Hab mir kein Andenken gekauft. Der Abeno hatte da mehr zu bieten. Schön teuer alles, aber das ist ja normal, nicht nur in Japan. Nach weniger als einer Stunde ist der Zauber vorbei. Schade, war nix.

Hier in der Nähe, in Asakusa, soll es einen netten Tempel geben, der im II.Weltkrieg nicht getroffen wurde. Der Sensoji Tempel wurde 628 erbaut und ist der am ältesten erhaltene Tempel in Tokio, lese ich nach. Im Eingang hängt eine 700kg schwere Glocke und davor und dahinter steht eine große Menge an Menschen, Touristen aus allen Ländern. Hier ist es so voll, dass ich mit meinem 360°-Walk kaum durchkomme. Rechts und links im Gewühl Frauen in Kimonos, die es kaum schaffen, mal allein auf ein Foto zu kommen. Und Japanisch ist das nicht, was die da sprechen! Klingt chinesisch. Weg hier!

Wohin? Ab in die U-Bahn, der Tokyo Tower ist diagonal in die andere Richtung. Ist gut zu finden, ein schöner aktiver Tempel befindet sich zwischen der Station und dem Turm. Es gibt auch andere Zugänge, aber dieser ist schön. Aus der Nähe betrachtet ist dieser japanische Eiffelturm gar nicht so hässlich und auch nicht wirklich rot. „Internationales Orange“ nennt sich die Farbe. Im Dunkeln sieht man es auch nur als ein tiefdunkles, dennoch strahlendes Orange. Schon beim Betreten merkt man: Advertising hier ist auf einem ganz anderen Level! Jahre touristischer Erfahrung (seit 1958) geben genug Erkenntnisse, um das Erlebnis auf den beiden Decks in 150 m und fast 250m zu einem Highlight werden zu lassen. Alles nicht so gigantisch und trotzdem beeindruckend, die Sicht ringsum, weil nicht so weit weg vom Boden, viel besser, man sieht noch Details und schaut trotzdem über die Stadt. Das neue zweithöchste Gebäude der Stadt, Azabudai Hills Mori JP Tower, steht mit seinen 325m etwas im Wege, die Beschriftungen in den Fenstern des Tokyo Tower, die beschreiben, was da in der Stadt zu sehen ist, sind nicht auf dem neusten Stand und auch der Audioguide beschreibt Gebäude, die man dahinter nicht mehr sehen kann. Im Abendlicht kommt es zu dem schönen Effekt, dass sich der TT beinahe komplett in der breiten und hohen Fensterfläche des JP spiegelt – tolle Bilder!

Im oberen Observationsdeck ist die Aussicht noch besser. Die Dämmerung setzt ein und ich ergattere mir einen der seltenen Sitzplätze. Hier oben allein verbringe ich mindestens 1 1/2 Stunden. Saubere Fenster, klasse Aussicht, im Inneren spiegelnde Flächen lassen alles größer erscheinen, als es ist. Im Dämmerlicht sieht alles aus wie in einem Cyberpunk-Traum. Der Straßenverlauf da unten sieht aus, als würde sich der Tower auf dem Boden spiegeln, auch die Farben passen. Das Genialste aber dann: Trotz des diesigen Wetters kann man den Fuji sehen! Nicht direkt, aber die untergehende Sonne wirft den Schatten des Berges von hinten an die Wolken – irre! Nicht jeder sieht das, nur eins, zwei Fotografen knipsen wie blöde. Ich auch! Tag ist gerettet, Bilder (und Eindrücke) im Kasten. Zum Abschluss mache ich die 600-stairs-Challenge, allerdings den Turm runter, nicht hoch! 😀

Kleines Kay-Light: Besuch der höchsten Toilette des Landes im Skytree und weiterer hochgelegener im Tokyo Tower, Abeno und Government Building. Ist zwar keine Empfehlung für TripAdvisor, aber dennoch erledigt 😀

Wann ich auf die Idee kam, den Tokyoer Weihnachtsmarkt zu besuchen, weiß ich nicht, aber es wurde auch nix. War zwar da, wo er sein sollte, aber den gab es nur ein paar Tage bis Weihnachten. Das war nix. Aber der lag in Fußwegreichweite zu meiner Hotelgegend und daher gab es einen schönen Nachtspaziergang. Tatsächlich gibt es noch ein kulinarisches Highlight auf meiner Reise: Curry! Erst im Nachhinein erfahre ich, dass die Japaner das zu „ihrem“ Essen gemacht haben und das der Genuss von Curry in Tokio auf jeder Liste stehen solle! Ein unscheinbarer Laden, der Besitzer spricht Englisch, die Wände sind vollgeschrieben mit Dankessprüchen aus aller Welt. Mein Name steht jetzt auch dran. Wiederfinden würde ich den aber, glaube ich, nicht so schnell.
Abschließend gibt es „Lost in Translation“, der Film wird mit jedem Schauen besser, ein paar Screenshots machen für morgen, dann Bett.

29.2.2023

Heute werden Filmlocations gesucht. Ich gehe heute alles zu Fuß ab, soll gesund sein. Als erstes am oft genannten Lost-in-translation-Turm vorbei.

Als nächstes weiter mit der berühmtesten Kreuzung der Welt, die Alle-Gehen-Kreuzung von Shibuya (auf Englisch Scramble Crossing). Eines der bekanntesten Wahrzeichen Tokios. Kam in vielen Filmen vor, The Fast and the Furious: Tokyo Drift, Jumper, Resident Evil: Afterlife und Lost in Translation, um nur einige zu nennen. Ich gehe dorthin und sehe daher viel von dieser übervoll bebauten Stadt, krass, diese Enge. Über die Kreuzung gehe ich ein paar Mal und zücke die 360°-Kamera und filme mehrmals, wie die Menschen hin- und herüber strömen. Mir scheint, der Großteil davon sind mittlerweise Touristen. Auf einer Seite steht ein Mann mit einer Palästinafahne und diskutiert mit anderen.
Ich beginne meinen letzten 360°-Walk von Shibuya aus und beende ihn später im städtischen Niemansland, weg vom Glimmer und den Leuchtreklamen.

Zu Fuß in Tokio, pha, is kein Ding! Kenne mich mittlerweile so gut aus, dass ich wieder die Bahn meide. Ich muss am Park Hotel vorbei kommen, das sagt die Karte. Und das passt! Ich finde das auch schnell, suche den Eingang aus dem Film, finde ihn, Fotos, gleicher Spot wie bei Bill und Scarlett. In dem Haus komme mir echt edel vor und habe keine Probleme, in der „New York Bar & Grill“ einen Platz zu bekommen. Das wird so auch nicht mehr lange möglich sein, ab März wird die Bar renoviert und dann wird alles anders aussehen. Aber gegenüber dem Film sieht es hier eh schon alles anders aus. An der Bar selbst kann man gar nicht sitzen, es ist eine Sitzbar davor installiert, wo man rund herum sitzen kann. Ich schaue, über die Tische und das Piano hinweg, nach draußen und sehe den Turm, das oben erwähnte NTT Docomo Yoyogi Building. Und tatsächlich gelingt mir, an der Scheibe stehen, genau Aufnahme, Blickrichtung und Winkel, wie sie im Film war, einzuhaschen! Nur die Tageszeit stimmt nicht ganz. Links meine Fotos, rechts Screenshots aus dem Film. Plus Extra.

Einen japanischen Whiskey verkneife ich mir, Suntori aus dem Film gibt es eh nicht, aber ein Jameson ist auch passend. Jazzmusik dazu und der Abend ist jetzt schon perfekt!

Das Einzige, was ich in Japan nicht geschafft habe, ist Karaoke zu singen, der von mir ausgewählte Laden hat zu und die anderen sind schmuddelig aussehende Gay Bars. Nun, ein Laden liegt auf dem Heimweg, offenes Karaoke steht in der Map App. Kann man ja mal reinschauen.
Kleiner Laden, wenig Leute, ein kleines Grüppchen in der Ecke singt, die Barbesitzerin sitzt mit dem Rücken zu mir, bei ihnen. Ich ziehe die Jacke aus und will mich hinsetzen, da bemerkt sie mich und winkt ab, nein, nein, nix hier. Das Grüppchen übersetzt: Man müsse sich online anmelden und Plätze reservieren und heute wäre alles ausgebucht! Große Fragezeichen über meinem Kopf, Hündchenblick und ein „Bittebitte, ich verlasse Tokio doch morgen“ helfen nicht und ich will schon wieder gehen, da läd mich das Grüppchen ein, mit ihnen zu singen! Ja fein! Super! Jippi! Ich setze mich zu dem einen Mann und es stellt sich heraus, der heißt auch Kay! Anders geschrieben, aber „Kay“! Jetzt ist alles klar, ich darf Bier und Sake trinken und einen Mix, der einen Namen hat, den ich vergessen habe und dann noch, weil bisher noch nie getan, heiße Sake (das, was man in Deutschland für Sake hält?)! Ich will nur noch Bier danach, die Gruppe trinkt das harte Zeug weiter. Es ist lustig, ich schalte WhatsApp ein zum Live-Gesang, meine Eltern sind live dabei, es ist großartig! Was für ein Abschluss! Zum „Piano Man“ hole ich meine Mundharmonika raus und die mittlerweile volle Bude applaudiert und johlt (dass die Mundti aufgrund ihres Alters mittlerweile komplett verstimmt ist, merkt heute Abend keiner)! Musikalisch ist das der perfekte Abschluss hier in Tokio.
Dennoch glaube ich, ist das alles etwas „komisch“, denn als ich gehe, bekomme ich eine Rechnung für alles, was ICH getrunken habe. Inklusive der kalten und heißen Sakes, wo doch angeblich die anderen für bezahlt hätten… Egal, eine schöne Erfahrung. Scheiß aufs Geld!

Beschwipst, wenn man das so nennen darf, gehe ich ins Hotel zurück, es liegt gerade 3 Querstraßen entfernt. Dieser Tag war der anstrengendste, aber auch der schönste in Tokio.

Morgen geht es zurück. Mit dem Flugzeug, denn Fähren gab es nicht mehr in diesem Jahr. So bleiben mir in Seoul noch ein paar Tage.

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10 – Pusan – Osaka – Kyoto – Tokio (3)

3 – Kyoto

22.12.2023

Ich verlasse mein Hotel und kämpfe mich durch das Bahn-Chaos. Das muss man erstmal begreifen! Von wegen „U-Bahn-Netz“. Das merkst du, wenn du die U-Bahnkarte aufhast und trotzdem deine Verbindung nicht findest. Wer ahnt denn, dass Japan Railways (JR) – Züge da nicht drinstehen! Und wenn es dann noch private Zuglinien gibt, wird es ganz kompliziert. Glücklicherweise funktioniert Google! Der Tipp von Jacob, die Hankyu Kyoto Linie zu nutzen war ein guter (günstiger Preis), jedoch ist die nicht auf der U-Bahnkarte. Weil sie, genau, eine JR-Linie ist. Nicht zu verwechseln mit JR-Fernzügen.
In Seoul muss man nicht wissen, in welcher Zugehörigkeit die Züge zu suchen sind. Alles in einem Plan. Anders hier. So fahre ich mit dem Zug zu weit, da er nicht am Kyotoer Bahnhof hält, sondern schön daran vorbei fährt. Hin und wieder kommen Durchsagen, wo etwas von einem Bus geredet wird. Ein Blick auf Maps sagt mir, dass ich schon zu weit bin und steige aus, um wieder einzusteigen in die andere Richtung. Da, wo angeblich ein Round Trip Bus zum Bahnhof fahren soll, steige ich aus. Und finde keinen Hinweis, wo denn dieser Bus fahren soll. Ich frage Passanten, die zwar die Köpfe zusammenstecken, sich aber auch nicht sicher sind. Zwei chinesische Touristen helfen mir auch nicht wirklich weiter.
Irgendwann, nachdem ich aufs Land und sein Verkehrssystem geschimpft habe, finde ich tatsächlich eine Bushaltestelle, von der der Bus gerade abfährt, aber mich leider nicht mitnimmt. Nach wiederholtem Fluchen und weiterer Unsicherheit, wo denn nun die Bushaltestelle ist: da, wo es auf der Map sagt und wo an einer Wand ein Fahrplan klebt oder da, wo der offizielle Ort mit einem Schild markiert ist (dazwischen liegen zwar nur 40m, aber wenn du nicht da stehst, nimmt dich niemand mit), entscheide ich mich für den Klebefahrplan und liege richtig damit. Der Bus hält, ich zücke meine IC-Karte, mit der man überall digital abgerechnet fahren kann, um mir vom Busfahrer harsch sagen lassen zu müssen „only Cash“, steige hinten im Bus ein (vorne steigt man bezahlend aus), 100 Schulkinder machen Krach und lassen mir kaum Platz für mich und mein Gepäck. Dass das nicht der Zubringerbus zum Bahnhof sein kann, wird mir spätestens jetzt klar. Ach, dass an der Tür stand, man möge keine Koffer mit reintragen, hätte mich schon stutzig machen müssen. Und nix digital. Selbst das Bezahlen mit dem Geldschein am Ausgang ist nicht selbstverständlich, denn dort am Ausgang des Busses kann man nicht mit einem Geldschein bezahlen! Ich kann lediglich den Schein wechseln und die Münzen, die rauskommen, sind kein Wechselgeld, sondern Tauschgeld. Ich brauche 3x so lange zum Auschecken wie andere.

Endlich angekommen am Kyoto-Bahnhof probiere ich aus, wie man eine Shinkansen-Fahrkarte am Automaten bestellt. Ich komme bis zum Bezahlen, aber aussuchen, in welcher Klasse ich reisen möchte, das konnte ich bis dahin nicht. Und ich will ja, wenn schon – denn schon, 1.Klasse reisen! Die Schlange hinter mir wird länger, ich lasse es erstmal. Habe ja 3 Nächte hier.

Die erste Attraktion befindet sich gleich hinterm Bahnhof – ein 131m hoher Turm, der Kyoto Tower, mit einer Aussichtsplattform in 100m Höhe. Mit Koffer schlecht, also Coin lockers suchen. Das Schließfach schluckt meine erste Münze, als ich merke, dass 500Yen-Münzen hier nicht passen. Und es kostet 700 Yen! Keine Scheine, keine digitale Schließmöglichkeit – Mittelalter! Ich spreche eine Gruppe Japaner an, ob sie mir die 500 wechseln können und sie suchen zusammen. Aus jeder Brieftasche gibt es ein paar Münzen. Ohne Sprachkenntnisse und ohne Probleme! Ich danke und sie gehen zum 5m entfernten Geldwechselautomaten, den ich nicht als solchen erkannt hatte! Wir schauen uns an und lachen und ich kann meinen Koffer verstauen.

Der Turm ist nice und man heute eine irre Sicht! Das Wetter ist prima und man kann sogar ohne Probleme und mit bloßem Auge den Abeno Harukas in Osaka sehen, und der ist 50km entfernt! Rechts soll man auch an Osaka Castle sehen können.

Der Turm scheint einen hohen Bekanntheitsgrad zu haben aufgrund einer Manga-Serie. Ich vermute, dass „Kyoto Tower Hotel“ der Name ist.

Ansonsten erster Eindruck: Cheesy Christmas, japan style. Viel Weihnachtskitsch, wie in Seoul auch, vielleicht etwas detaillierter.

Die Bierauswahl hier ist gut. Allein die von „Suntori“, eigentlich eher bekannt durch den Whisky, den Bill Murray in „Lost in translation“ in die Kamera halten soll, ist schon beeindruckend.

Suntori hat die Finger in allem Möglichen, wie es scheint. Spielte „Lost in Translation“ nicht auch in Kyoto? In der Tat! Zufälligerweise hab ich ein fast identisches Bild geschossen!

Filmszene und mein Bild:

Lustige Übersetzungen oder Namen von Firmen, wenn sie denn auf Englisch sind, findet man überall. Vieles kann ich in Japan nicht lesen, die Japaner benutzen ja keine Buchstaben wie die Koreaner. Daher kann man praktisch nur das lesen, was mit unseren Buchstaben geschrieben ist oder, was Google Lens hergibt. Tatsächlich ist Google Lens die wichtigste App hier in Japan für mich geworden. Das geht los bei der Orientierung und hört nicht auf beim Entschlüsseln, was denn das für ein Essen ist!

Google funktioniert, auch Google Maps. Daher finde ich leicht meine Unterkunft – ein „Capsule-Hotel“, also ein Schlafkapselhotel, wie es typisch für Japan ist. Günstig und sauber. Wie ein Djimjilbang, nur mit zugeteilten Kapseln und anderen Annehmlichkeiten. Eine davon ist mein „Raum“. Ich habe die Premium Kapsel, oder, wie Booking.com sagt, ein „Premium Kapsel Zimmer“ im Capsule Hotel Anshin Oyado Premium Resort Kyoto Shijo Karasuma.

Es immer schwummerig im Kapselbereich, aber noch lange nicht Zeit zum Schlafen. Also auf, nochmal die Umgebung erkunden.

Nachtlichter haben mich schon als Kind begeistert. Auch hier gibt es schöne. Als der Hunger kommt, kommt auch wieder Frust – so viele, nur japanische Aushänge vor den Restaurants. Und wenn mal etwas in englischer Sprache steht, dann „We don‘t have an English Menu.“ Und wir sprechen auch nicht Englisch und wir schauen auch nicht auf deine Übersetzer-App. We don‘t fucking care. Geh woanders hin!

Ich finde ein Restaurant mit deutlichen Bildern und minimal engl. Beschriftungen. Waigu-Rind! Jaa, oh, nur eine Scheibe, egal, wenn man schon mal hier ist. Einen Pflichtsalat gibt es vorher. Das Essen braucht ewig, bis es da ist und dann kommt: eine Scheibe Rindfleisch. Die ist 1,5mm dick und wird mit einem Handbrenner gegart am Platz. Kostet 10 Euro. Nur die Scheibe! Ein kleiner Reisball kommt eine Viertelstunde später und macht mich auch nicht satt. Ich werde in diesem Land nicht satt.

Die nächsten zwei Tage Sightseeing, 360°-Videos, Touri-Stuff. Alles ungeführt, auf eigene Faust. Schöne Shoppingstraßen, schöne Tempel, schöne Lichter, schöne Bilder.


Was mache ich heute? Erst Bambuswald oder erst die Tore? Bambuswald. Aber man muss ja nicht alles direkt mit der Bahn anfahren. Ich suche mir eine gutgelegene Bahnstation und wandere dorthin erstmal 3km. Auf dem Weg liegen eine Burg mit Graben aus dem drövsten Jahrhundert. Mehr weiß ich nicht, da Eintritt für ein bissel Burg bissel teuer ist. Tripadviser sagt auch „meh“. Dann mit der Bahn zum Wald. Ich bin zu spät, er befindet sich hinter einem Berg und ist schon um 15:15 Uhr dunkel.

Ich nehme ein 40-Euro-Taxi diagonal durch die Stadt, um die letzten Sonnenstrahlen bei den 1000-Gates zu erhaschen. Dann ists es schnell dunkel, es ist Heiligabend und ich stehe zwischen den 1000 Toren, um erst mit Mielchen und dann mit Familie Videocalls zu machen. Das ist schön.

Ich nehme die Bahn (Achtung, nicht in das „Nur-Frauen“-Abteil einsteigen!), fahre zwei Stationen und gehe den Rest zu Fuß. Das Kapselhotel hat ein schönes Onsen.
In der Nacht gegen 3 Uhr Uhr ists in Oebisfelde 19 Uhr und damit Bescherung. Ich bin die ganze Zeit dabei! Leider konnten meine Geschenke nicht verteilt werden, die Pakete waren noch nicht angekommen.

Ich kann ausschlafen und stehe pünktlich an der Rezeption, um auszuchecken. Gegen 12 Uhr fährt mein Zug nach Tokio. Ich habe Zeit und gehe zu Fuß zum Bahnhof.

Tokio, ich komme!

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9 – Pusan – Osaka – Kyoto – Tokio (2)

Teil 2 – Osaka

Ich checke um 12 Uhr aus meinem Pusaner Hotel aus und alles ist okay, ich brauche nichts extra zu bezahlen. War wohl, wie mir scheint, auch nur einer von wenigen echten Hotelgästen. Alles andere sind Leute, die da wohnen. Vermutlich son Monatsdeal. Coupang-Bestellungen und Post-Aufkleber an der Türen und davor zeugen von „Residents“. Philipinos, Inder, Pakistani und … laufen einem hier ständig über den Weg.

Der Weg zum Terminal ist unkompliziert, ich schwitze aber dennoch mit meinen zwei Rucksäcken. Angekommen am Fährterminal erstmal ablegen, hinsetzen, etwas essen, trocknen. Ein Koffer wäre wohl besser gewesen…

Odeng gibt es und n Bier. Die 360°-Cam ist bereit, geladen und aufgesteckt, auf dem Boot/Schiff geht es weiter. Schaun mer mal, was wir alles aufnehmen können.

Anstehen. 3 YouTuberinnen auf Mission haben wohl die Royal-Kabine gebucht, sie dürfen vor allen anderen rein, auch zeitlich sehr viel eher. Das Fußvolk, selbst solche Edelmänner wie ich mit Juniorsuite, müssen noch draußen bleiben. Irgendwann geht es los, durch Gänge und Gangways, die Kamera läuft. Auch da, wo man es eigentlich nicht darf. Aber viele haben das Filmhandy in der Hand und machen Aufnahmen. Dann ich also auch!

Es geht eine Rolltreppe hinauf in die Lobby (wo auch das Restaurant/die Showlonge ist). Ich sehe das Saunaschild, weiß Bescheid und verziehe mich auf die 207, endlich alleine!

Auch vom Schiff aus hat man eine tolle Sicht auf Pusans Skyline. Wir fahren unter der Hafenbrücke durch – ein Highlight der Tour schon jetzt! Gerade erst drüber gefahren… Lustige kleine Leuchttürme links und rechts – es soll eine regelrechte „Leuchtturmtour“ geben, wo man die vielen Türmchen besuchen oder zumindest sehen kann. Den „Baby-Bottle“- (also Nuckelflaschen-) Leuchtturm hab ich schon gesehen, da wusste ich noch nicht, dass der so heißt. Und jetzt gibt es noch 2-3 gratis dazu 🙂

Ich hab ne „Junior Suite“, die beinhaltet ein eigenes Klo, eigene Dusche, zwei Betten, etwas mehr Platz, nen Kühlschrank, ein großes Fenster zum Meer und Essensgutscheine für Dinner und Frühstück. Und kein geteiltes Schlafkoyenzimmer mit nem Fremden! Wir reisen stilvoll!

Es gibt Buffet-Essen, es ist sehr voll, obwohl ich früh dran bin, aber ich bekomme wenigstens einen Platz ab. Niemand setzt sich zu mir, hab nen Vierertisch für mich allein. Die Asiaten sitzen gedrängt an ihren Tischen, zu mir kommt keiner. Lieber warten, dass an einem Asiatentisch ein Platz frei wird! Dann steh rum. Rassistensau! Ähm, ausländerscheuer, ostasiatischer Mitmensch…

Nach dem Essen gehe ich nochmal in die Sauna (war zuvor nur kurz drin, weil ich den Schweiß abspülen musste. Das Wasser für die Becken lief direkt in den Ausfluss, also Stöpsel rein!). Diesmal bin ich für kurze Zeit alleine, mache schnell ein 360°-Foto, genieße die schön heiße Sauna (ca. 80-82°C, mit etwas Feuchte) und das Warmwasserbecken, das mir mit 38°C zu kalt ist. Es ist keiner da und ich drehe den heißen Hahn auf. Bei 40°C drehe ich ihn wieder zu. Die See ist etwas rauh, das merkt man bei diesem Schiff zwar nicht so sehr wie auf kleinen Bootchen, aber man merkt es. Im Oncheonbecken dagegen schwimmt man leicht hin und her, das warme Wasser tariert aus und beruhigt die inneren Organe. Ich bin nicht seekrank.

Nach der Sauna entscheide ich mich gegen die Bühnenshow im Restaurant/Showroom und gehe in die Paradise Lounge – Zugang nur für „Junior Suite“-Gäste und höhere. Die 360°-Kamera (ich nenne sie ab jetzt nur noch die „Insta“) macht 150°C timelaps-Aufnahmen. Keine Ahnung, wie die werden und wie ich sie benutzen werde. Teste einfach.

Die 3 Youtuberinnen kommen herein, eine hat immer ein Script in der Hosentasche. Jetzt sprechen sie auf Japanisch etwas ab. Sie versuchen, sich einzuloggen in das kostenlose W-Lan, aber ich weiß mal was und kann ihnen sagen, dass das erst auf japanischer Seite funktionieren wird, da kein koreanischer Anbieter dahintersteckt. Sagte mir nämlich der philippinische Angestellte, als ich ihn auf das fehlende Internet ansprach. In dem YouTube-Video, das noch gar nicht so alt war, gab es in diesem Raum noch einen echten Schallplattenspieler und Schallplatten. Dass das DIESER Raum, diese Lounge war, erkenne ich an den Schallplattencovern, die genauso noch an der Wand hängen. Leider gäbe es auch keine Massagesitze mehr in der einen Ecke, meinte der gute Mann. Tja, nur das halbe Vergnügen, aber wenigstens Ruhe, denn die Mädels bleiben nicht lange. Ich bin allein und genieße die Aussicht vorneraus.


In der Show wird noch Krach gemacht (Karaoke, man kann wohl was gewinnen, aber ich verstehe nix), ich gehe raus aufs Deck – wir passieren die ersten Japanischen Inseln und Meerengen. Fotos.

Fotos und ab in die Koye, die Junior-Suit. Ich kann wunderbar schlafen, diese gleichmäßigen Maschinengeräusche hauen mich direkt in den Tiefschlaf.

Frühstück – pünktlich sein, schaffe es nicht ganz und finde nur einen Sitzplatz an einem Tisch, wo schon jemand sitzt. Ein Amerikaner, Jacob, ein Glücksgriff, wie sich herausstellt! Er ist illegal studieren in Japan und musste deshalb schnell das Land verlassen, damit er mit einem neuen Touristenvisum wieder einkommt. Wie man das halt überall in der Welt so macht, wenn es geht.

Jacob nimmt mich mit raus, kennt den Weg zur U-Bahn-Station und lässt mich gleich eine IC-Karte kaufen, sowas wie T-money, aufladen, U-Bahn fahren in Osaka, Kyoto, Tokio. Busse und Taxis weiß ich nicht, aber auch Japan Rail (JR)-Linien. Er sagt mir, wann ich raus müsse und ich finde es auch gleich. Trete aus der U-Bahn-Station heraus und bin einen Häuserblock entfernt von meinem Hotel, sagt Google Maps. Welches hier funktioniert, anders als in Südkorea, wo Google nicht überall genau arbeitet.

Bin zu früh im Hotel, kann jedoch früher einchecken und nach etwas arrangieren darf ich 2 Nächte bleiben, anstatt 2×1 Nacht (wie es nur zu buchen ging auf Booking.com). Ich lasse mir Tipps für das Internet (zum Leihen) geben, fahre nach einem kurzen Snack hoch in den obersten Stock und genieße das Onsen, das in allen Dormy Inn Hotels in Japan zu finden ist. Danke an Kwangjin für diesen Tipp!

Finde ich Namba Walk? Was ist das? U-Bahn-Station ist klar. Aha – das sind 2 unterirdische Einkaufs- und Fressmeilen! Ich finde den Shop, wo ich Leihinternet für die nächsten 10 Tage bekomme (abgeben kann ich es wieder am Flughafen Narita, Abflughalle in Terminal 2 – ich muss zu 3 für meinen Flug).

Ich bin endlich nicht mehr isoliert! Suche gleich Dotonbori (bitte googlen) raus und nix wie hin. Gleich einen 360°-Walk (Insta-Walk) gemacht. Nach dem Gang schnell nen Koffer gekauft (20 Euro!), etwas in einem Nudelrestaurant gegessen (nicht satt geworden), mit dem Taxi zurück. 7eleven, Dosenbier, getrocknete Snacks (Erbsen!), Bett.

21.12.23
Osaka am nächsten Tag ist verplant mit „Mal sehen“ und „Schaun mer mal“. Erstmal Osaka Castle. 1,5km entfernt, da gehen wir hin. Schöne Bilder, Insta-Walk, großen Selfie-Stick ausprobiert und SOFORT die Kameralinse angeschlagen. Hat jetzt 2 blöde Spots, die man sieht. Scheiße! Man kann sie für Sonnenspiegelungen halten, fallen nicht wirklich auf, sind aber da! Mist! Die Insta X4 kommt erst 2024 raus. Mal sehen. Wie-fixe-ich-Linsenschäden-Videos beinhalten aufsägen und entfernen der Linse. Mache ich erst, wenn ich die andere Kamera habe. Dann wird repariert, so dass sie verkauft werden kann. Ansonsten wird sie genutzt, bis sie von der Harley fällt! 😀

Von Osaka Castle zu diesem Aussichtsturm. Alles zu Fuß. Bin am Ende des Tages ca. 20km unterwegs gewesen.

Ich finde eine schöne Marktstraße und diese berühmten Tintenfischbällchen. Erstmal checken, ob die Zwiebeln haben – ah, hier gibt es zwei in einer Waffel, die probier ich mal! Keine Zwiebeln! Prima! Ich schlendere weiter und bekomme dann doch noch Geschmack auf mehr. Ich wieder hin zu dem Laden und 2×2 bestellt, aber einmal bitte mit scharfer Sauce.
Scharfe Sauce geht nicht!
Warum nicht? Company  policy.
Hmm, vielleicht wollen sie so die Einzigartigkeit dieses Produktes schützen, das wäre dann ja okay. Nun, wenn dem so wäre, dann gäbe es nicht den 8er und den 10er Pack mit „Sauce nach Wahl“! Ich bin sauer und breche meine Bestellung ab. Personal policy! Jetzt sind die auch sauer. Mir egal. Das war er, der „Extra-Gurke-geht-nicht-Moment“, den ich so nur aus einem deutschen McDonald’s kenne. Leider nun auch in Japan. Hatte ich in Korea so noch nicht.

Man kann, wenn man so knapp 100$ über hat, auch ein spaßiges Kostüm anziehen und dann auf der Straße GoKart fahren. Kann man machen.

Der Tsūtenkaku-Turm ist nur 103m hoch, ist aber schon 1912 erbaut worden und hat eine Aussichtsplattform in 93m Höhe. Er hat relativ teuren Eintritt und eine mds. 30-Minuten-Warteschlange, ich lehne beides ab. Foto gemacht, reicht. Der Abeno Harukas, das drittgrößte Bauwerk Japans (nach Sky Tower und Tokio Tower) und das größte Hochhaus Japans ist nur 1km entfernt. 300m hoch, schöne Aussicht, drei Etagen zum hoch und runter Ausprobieren. Schön! Und schöne Fotos.


Dann werde ich schon wieder nicht satt. In dem schicken japanischen Restaurant mit den Lampions davor (einer kostet 20 Euro im Laden!), Karte bekommen, auf etwas gezeigt und GENAU das und nichts anders bekommen. Ein Stick mit Innereien. Achso, man müsse sein Essen zusammenstückeln! Wer kann das ahnen. Ich bestelle 5 Items und bekomme also 5 Sticks. Und die sind im Nachhinein NICHT billig. Und ich bin nicht satt. Und besonders geschmeckt haben sie auch nicht. Waren okay, mehr nicht. Ich werde in diesem Land nicht satt. Wenn ich überhaupt etwas bekomme. Ich verstehe den Bestell- und Bezahlprozess nicht, habe keine Ahnung, was das für Essen ist und größtenteils gibt es keine englischen Speisekarten. „No english menu, no english language“ liest man oft. Also: „Wir geben einen Scheiß auf dich!“ oder „We don‘t care!“
Es gibt sich auch keiner Mühe, trotz Übersetzungsapp, die recht gut funktioniert und der extra Übersetzergeräte, die, halb so groß wie ein Handy, nur diese Funktion haben.

Ich begreife dieses Land nicht. Und ich werde nicht satt. Aber es gibt Baumkuchen.

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8 – Pusan – Osaka – Kyoto – Tokio (1)

Teil 1 – Pusan (1)

Nun ist es also soweit – Weihnachtsferien 2023! Ein Achtel geschafft, seven to go! Nein, so darf man das nicht sehen. Mir wurde eine Chance gegeben. Das ist bisher das Größte, was die Schule mir gegeben hat bisher. Und dann sie gab mir eine süße Klasse – alles Kinder zum Gernhaben, mit all ihren Macken und Eltern 😀 Letzteres war und ist es hauptsächlich, was mich nicht totalen schulischen Frust leiden ließ und lässt. Die Flexis in Musik sind auch prima, aber ich hab leider nur 2 Musikstunden in der Woche.

Ich rede von der Schule, statt von den Ferien – da sieht man mal, wie einen das nicht loslässt. Egal jetzemal, FERIEN!

Ich will also entspannt und minimal, aber dennoch konkret geplant in den Urlaub. Japan soll es sein. Zugfahren möchte ich da. Mit der Fähre soll es sein. Einer der Wünsche, die ich mir damals nicht erfüllen konnte. Allerding wollte ich damals mit dem Burgman darüber, aber davon hat mit Chris abgeraten. Und damals gab es noch keine Reisevideos, wo Leute einem das Reisen schmackhaft machen – zum Beispiel mit Fährfahrtvideos.

Ein Video brachte mich auf die Idee, nicht nach Fukuoka (nicht „fuckyouokay“ ausgesprochen) überzusetzen, sondern nach Osaka direkt. 19h auf einer Fähre – das hat mich gereizt. Auf den schnellen 3 1/2 h-Fähren nach Fukuoka, bei denen allen YouTubern schlecht wird, sollte mir selbiges nicht geschehen. Die 6h-Fähren waren ausverkauft, da war die 19h-Sache also beschlossene.

Und die Züge – nun, da wollte ich zunächst diese eine Webseite ausprobieren, nämlich, ob sie „legit“, also echt ist und ob man in Korea (wenn es hier geht, dann auch in Nippon) damit Züge buchen kann. Irgendwie bin ich nie dazu gekommen und dann war schon Dezember und jeder Tag verplant. Und das war gut so! „Railninja“, so die Seite, scheint zwar echt zu sein und man kann vielleicht damit Züge buchen, aber diese sind völlig überteuert! Ich habe, damit ich überhaupt was habe und nicht am Abreisetag dumm dastehe, online gebucht bei Trip.com und die waren erheblich billiger! Später sollte ich erfahren, dass ich genau den gleichen Preis wie meine Mitfahrerin bezahlt hatte – das war also echt. Leider geht Trip.com aber doch nicht für Japan. Muss ich bei der Anreise checken. Zugpreise vergleichen und ob sich der (mir von Kwangjin empfohlene) JR-Pass (Japan Rail) lohnt. Meine Fahrten sollen sein: Osaka – Kyoto und Kyoto – Tokio. Mehr ist noch nicht geplant (warum, später).

Um 13:57 Uhr soll es losgehen, also bestelle ich mir gegen 12:30 Uhr ein Taxi (ich schleppe das Zeug doch jetzt nicht zur Station!) Das kommt auch recht pünktlich und ich bin rechtzeitig an der Yongsan Station. Eigentlich wollte ich von der Ankunft bis zum Einsteigen ein Video machen, aber ich bin unsicher, ob das mit meinem Ticket alles so stimmt. Ich schlendere ein wenig herum, muss aufs Klo, wo es etwas länger dauert. So gegen13:20 Uhr schaue ich auf die Anzeigetafel und wundere mich, warum mein Zug da nicht draufsteht. Nicht auf Englisch, nicht auf Koreanisch. Hmmm. Komisch. Der Info-Schalter ist nicht besetzt. Hab ich vielleicht auf der Tafel etwas übersehen? Ich schaue nochmal ein paar Minuten auf die wechselnde Anzeige. Nichts. Ich gehe zum Ticketschalter. Der Angestellte reagiert aufgeregt: „This Ticket is from Seoul (station)! Not Yongsan“ – Ich bin am falschen Bahnhof! „Line 1 train 6, only 2 stops!“ Ich also nix wie los zur U-Bahnlinie blau 1, Zug 6 und die Bahn fährt vor meiner Nase ab! In 20 min fährt mein KTX ab! Gut: In 4 min kommt die nächste U-Bahn! Hatte selten so lange 4 Minuten! In solchen Situationen kommt mir immer wieder eine Liedzeile von Sebastian Krämer in den Sinn: „Du bist noch nicht zu spät, aber nachher wirst du es sein und du kannst gar nichts, … nichts dagegen tun!“ Und diesmal kriecht der Zug! Und ehe die Türen sich öffnen und schließen! Angekommen an der Seoul Station. In 13 min fährt mein KTX ab! Ich kenne mich Gott sei Dank aus hier! Folge den Wegweisern, KTX da lang, meine Karte hat keinen QR-Code, wie komme ich durch das Gate? Versuche meine T-Money-Karte. Geht, 4500 Won, scheiß drauf! Wo ist Bahnsteig 8? Ich finde den Zug, steige ein, Platz am Gang, ich schwitze wie die Sau, ziehe erstmal sehr viel aus und hänge es an. Der Fensterplatz hat nachher keinen Platz mehr… Ich habe noch 8 min Zeit. Phuu – Kay, das wäre auch entspannter gegangen!

5 Minuten später kommt eine junge Frau kurz vor Abfahrt und will auf den Fensterplatz. Ich stelle mich ein wenig umständlich an und frage sie, ob wir tauschen könnten. Sie ist so happy, dass SIE den Zug noch erreicht hat und überlässt ihn mir 😀
Zum Tagebuchschreiben oder Filmsehen komme ich gar nicht, weil sie sehr gut Englisch spricht. Sie gibt mir Empfehlungen für Pusan/Busan, ich schreibe fleißig mit. Meine Reiseziele werden ziemlich klar mit der Zeit. Draußen hat ein Schneesturn begommen – es war über Nacht Winter geworden. Die letzten Tage waren dauerverregnet und kein Spaß und jetzt hatten wir -5°C und Schneegestöber! Bis nach 2/3 des Weges war es draußen winterlich weiß, wenn auch nicht so eine dicke weiße Vorweihnachtswelt wie in Süddeutschland. Fotos, wieder Gespräche, Ankunft.

In Pusan finde ich direkt mein Hotel, es ist nur ca. 100m vom Bahnhof entfernt. Es hatte schon viele Namen und nennt sich jetzt „The Port Hotel“. Auf Google findet man es unter „Orum Hotel“. Anhand der Handtücher mit verschiedenen Namen drauf ahnt man die Namenswechsel.
Die Aussicht ist sagenhaft! Besser geht es fast nicht. Man sieht links den Bahnhof, den Fährterminal, geradeaus die Hafenbrücke (unter der ich am Diensttag durchfahre), das nicht fertiggestellte Opernhaus ist als Baustelle sehr prominent und wird, wenn es erstmal fertig ist, bestimmt richtig gut aussehen. Rechts und links die Lichter der Stadt, 180° uneingeschränkte Sicht. Grandios!

Viel wird heute nicht mehr unternommen. Einchecken, Essen gehen (da unten waren doch diese Streetfoodbuden!). Die sind völlig überbewertet, denn im Grunde genauso teuer wie reguläre Restaurants. Dafür zugiger und das Essen ist so lala. Und ich bin nicht satt. Obwohl ich noch ein Schüsselchen Reis dazubestellt hatte. Da gehe ich morgen nicht wieder hin, auch wenn es praktisch vor der Haustür ist.

Ich habe Zeit und gehe Richtung Bahnhof. Oh, da auf der anderen Seite ein „China-Town“-Tor! Viele Läden sind eher aus Russia-Town. Und es hat viel zu. Umgedreht, oh, „Texas-Street“. Da gibt es bestimmt Bars und BIer. Oh, eine Karaoke-Bar! Aber recht düster – nee, da gehe ich nicht rein. Noch mehr kyrillische Schrift. Überhaupt haben die Bars hier ein eigenartiges Ambiente. Spätestens jetzt dämmert es mir, dass ich im Rotlichtviertel angekommen bin. Wo sonst stehen so spärlich bekleidete junge Damen bei dieser Kälte vor den Läden… Nee, auf solchen Firlefanz habe ich jetzt keinen Bock! Hatte zwar seit 2012 keinen Tächtelmächtel mehr, aber das ist hier auch nicht garantiert. Außerdem regt sich nix bei mir, wenn ich ständig auf Russisch angequatscht und angemacht werde. Später lese ich online, dass „Texas-Street“ die „Itaewon“ Pusans wäre – was für ein Quatsch! Vielleicht der kleine Abschnitt Hooker Hill, ansonsten ist das ein Pfuhl! Nix wie weg hier! Mir ist kalt.

Aus dem 24h-Laden nebenan noch Frühstücksramyeons und Abendbier, dann hoch auf Zimmer 1405, Fotos machen, Sicht genießen, recherchieren, Bett.

Pusan (2)

Was stelle ich heute an? Spät aufstehen. Zum Jagalchi-Fischmarkt, Mittagessen. Zu Fuß hin. Leckeres Essen, nicht billig. Es gibt Gutscheine (wenn man eine koreanische Handynummer hat – habe ich! 20.000 Won zurück. Nun, unten im Markt sucht man aus. Dann die Gutscheine. Danach zum Restaurant. Dort bezahlt man Tischgebühr und Kochgebühr – da ist das Geld wieder weg 😀
Aber es ist es wert! Sehr frisch, sehr lecker, pappesatt.

Danach zum Pusan Tower. Das Bauloch, was man damals sehen konnte für den geplanten Wolkenkratzer, ist nicht mehr zu sehen, aber noch da. Steht ein Lotte-Gebäudekomplex davor. Turm ist nicht gebaut worden. Ein kleinerer ist in Planung. Wow. 20 Jahre ist da nix passiert…

Im Turm gibt es ein QR-Code-Rätselspiel, aber als ich es begreife, ist es zu spät und ich bekomme kein Geschenk. Aussicht ist gut, aber ich war ja schonmal hier damals. Nun ja, Aussicht ist schon besser geworden, wurde ja viel gebaut.

Ich bin zu faul, eine U-Bahnstation zu suchen und bestelle mir ein Taxi. Das macht Faxen, findet mich nicht und ich friere. Die Uber-App ist schon Gold wert, aber man muss doch ab und zu mal länger warten. Kakao-Taxi funzt bei mir iwie nicht. Muss ich mit Jaehan mal abklären… Irgendwann fährt mich das Taxi zum zweithöchsten und -teuersten Gebäude Korea, dem 411m hohen Busan X The Sky am Haeundae-Strand. Perfektes Timing, die Sonne geht unter und ich habe einen „Iced Americano“ aus dem höchsten Starbucks der Welt :-). Und das bei der besten Aussicht, die ich je hatte! Burj Khalifa, Taiwan 101, Eiffelturm, World Trade Center, Jin Mao-Tower, Petronas Towers, Berliner Fernsehturm, Lotte Tower, Namsan Tower, Sydney Tower Eye, Auckland Skytower, Washington Monument, Space Needle, Empire State Building (okay, das kommt schon sehr nahe!), Harbin Tower, Cairo Tower, Pusan Tower – alles Pillepalle gegen DIESE Aussicht! Zu DEM Zeitpunkt. Bei DEM Wetter! Stadt, Meer, Straßen, Schiffe… und das unter dem Sonnenschirm sitzend im Winter, direkt am Strand, nur halt in 380m Höhe! Irre!

Pusan (3)

Heute ist es nicht ganz so schön, etwas diesig. Das heißt, gestern hatte ich alles richtig gemacht! Heute schaue ich mal, wo denn das Fährterminal ist und wie es zu erreichen ist. Dazu wird der Gimbal getestet. Mit und ohne Stabilisierung des Handyvideos. Mal sehen, wie das klappt.

Ich finde den Weg schnell und unkompliziert – man ist in unter einer Viertel Stunde Fußweg vom Hotel zum Terminal unterwegs. Prima. Gimbal – noch nicht aufm PC gecheckt. Später.

168. Das ist die Anzahl der Stufen einer pitoresken Gegen, wo auch eine winzige Monorail-Bahn fahren soll. Die Stufen sind da. Monorail ist leider wegen Sicherheitsbedenken gesperrt. Ich mache ein 360°-Video, finde noch einen Tempel und einen netten Sky-Walk. Bilder machen, Taxi rufen.

Diesmal geht es fix, auf zum Shinsegae Spa Land – dem größten Djimjilbang der Welt – zumindest war es das damals, als ich mit dem Roller da war.
Wie schon gestern habe ich keine Rabattmarken o.ä., dabei wäre das Sky99-Ticket vom Haeundae-Haus 7000 Won Rabatt wert gewesen. Nun denn, egal. Meine Wahl, auf einen Montag anstatt am Sonntag zu kommen, war eine gute Idee, nur leider nichts wert. Es ist megavoll und kein Spaß. Erholung schon gar nicht. Füße fast verbrüht draußen, drinnen hat das 43°C-Becken mds. 45-46°C – das ist gesundheitsgefährdend! Wenigstens ist eine Liege frei. Mein 20min-Mittagsruhe wird ein 45min-Schlaf – aber der war nötig!
Im Djimjilbereich alles voll, den kostenlosen Reistrank gibt es für mich noch ohne Anstehen, aber kaum sitze ich, bildet sich eine lange Schlange an der Snackbar. In der einzigen Sauna, wo man noch reinkommt, sitzen ca. 20 Leute. Die Saunen im Feuchtbereich sind zu lau. Feuchtsauna 45°C, nicht wirklich dampfig, Finnische Sauna 67°C und 74°C – are you kidding me?! Eine große Enttäuschung! Das Badeland in Wolfsburg ist mittlerweile besser als das hier. Vor allem nicht so voll!

Im Kino kommt nix Vernünftiges, also zurück mit der U-Bahn. Geld sparen, zu viele Taxifahrten zuletzt…


Ich schlendere durch die Straßen und Gassen in der Nähe meines Hotels auf der Suche nach Doejigalbi, denn danach steht mir der Sinn. Zwar nicht typisch für hier, aber Hunger drauf! Finde nichts, esse am Straßenrand zwei Odeng (Busan Fish Cake am Stick), finde dann doch ein Schild mit „Doejigalbi“, aber das Restaurant hat zu. Gegenüber ist eins – jippi! Rein, bestellt, ja, komm, drei Portionen! Als das Essen dann kommt, habe ich Samgyeopsal auf dem Tisch – statt des marinierten Fleisches das rohe Bauchfleisch – später sehe ich dann, dass auf der engl. Karte, die mir gezeigt wurde, gar kein Doejigalbi zur Auswahl steht! Pech gehabt. War auch sehr schmackhaft, aber eigentlich… egal.

Zwei Bier, jedesmal die Verwunderung, wenn ich die Flaschen ganz zauberhaft (mit meinem Ring) aufmachte, 5 M(dünne) Mützen auf, ins Hotel, Blog schreiben.

Es ist 2:15 Uhr. Morgen verlängere ich hier um 1h (10.000 Won, ca. 7,00€). Dann ab zur Fähre. Da geht’s dann weiter.

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Geschützt: 7 – Winterkonzert

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5 – Tagebuch vom 5.November 2023

Mein Tagebuch,

selten schreibe ich zuerst online, aber hier soll es sein. Nachdem ein paar Online-Beiträge tagebuchbasiert waren, nun also umgekehrt.

Normalerweise ständen jetzt rechts oben in der Ecke das Wo und Wann. Jetzt also hier.

Wieder mal ging es nicht nach Plan. Der war: Am 3.11.23 kommt meine Sitzgruppe geliefert, am 4. und 5. November ist Handballturnier, am 6. fahre ich in die zweite Ferienwoche in den Urlaub. Und da ist nur Suanbo als erster Anlaufpunkt vorgesehen. Mit dann weiteren Plänen für die Woche und für Japan zu Weihnachten.

Es kam dann aber so: Der vorher länger geplante Aufenthalt in Seoul wegen der Rollerpapiere war über Nacht geklärt, so dass ich einen ganzen schönen Freitagabend mit Everquest II verbringen und dann am Samstagmorgen entspannt zum Handballturnier zur Seoul National University, Gwanak Campus fahren konnte. Allerdings waren am Freitag, dem 3.11.23, noch keine Möbel geliefert worden.

Beim Handball war für meine 2.Mannschaft (Challenger) nach 3 Spielen Schluss, nach einem Unentschieden, einer Niederlage und einem Sieg, weil die anderen Mannschaften halt so spielten, dass es für uns nicht reichte. Damals, 2010 durften die Ausländer auch nicht gewinnen, vor allem nicht gegen die Veteranen, dafür wurde gesorgt. Diese dunkle Seite hatte ich schon erfolgreich aus meinem Gedächtnis gelöscht und verdrängt. Nun denn, letztendlich waren wir am Ende auch nicht konsequent und schnell genug, um es unzweifelhaft zu machen… Die 1.Mannschaft (Champions) machte es eindeutiger und zog in die nächste Runde ein. Scheiterte am Sonntag und waren auch raus.

Und hier kommt etwas, wo ich meine Worte weise wählen muss. Um nicht arrogant zu wirken oder ignorant, großkotzig oder überheblich: Das Championsteam braucht einen besseren Torhüter. Oder besser gesagt: Sie braucht einen Torhüter! Der jetzige ist nämlich keiner. Er hat Angst vor dem Ball („I am terrified of the ball!“) und der Grund, warum er sich nie über Schiedsrichterentscheidungen aufregt, ist so traurig wie banal: Er kennt die Regeln nicht! Das erzählte er mir gestern beim Turnier. Er hat keine Ausbildung und keine Erfahrung. Der einzige Grund, warum er mit der 1.Mannschaft spielt, ist der, dass er in Seoul schon länger dabei ist. Und es ist ja auch nachvollziehbar, dass man „seinen“ Goalie nicht einfach gleich ersetzt, sobald der nächstbeste kommt. Teamtradition oder -anerkennung. Völlig verständlich. Und dennoch. Vielleicht war dieses Turnier erstmal der letzte Einsatz, vielleicht halten sie an ihm auch noch länger fest. Fakt ist: Mit ihm kann man kein Fast-break-Spiel machen, weil er nicht passen kann! Und das fehlt dem Team, ganz deutlich sichtbar beim Turnier. Nicht, dass der Goalie nicht ab und zu richtig stand, aber meistens war die Abwehr vorher schon zu gut, als dass er hätte aktiv werden müssen. Ein blindes Huhn… und einfach da sein. Und Pässe werfen kann er nicht. Nicht ein einziger kam beim Passtraining an! Das ist nicht übertrieben – es kam KEINER an! Über Technik brauchen wir nicht reden. Er hat keine. Er ist einfach nur „im Tor“. Aber selbst im Training meinte er zu mir, dass er ja nun keine Chance mehr hätte, weil ich ja nun da sei.  Wenn ich gesund und unverletzt bleibe, werde ich mir meinen Platz einfordern müssen! Naja, zumindest für mein, dann letztes, Turnier. Man möchte ja auch mal Erfolg haben. Und der Teamchef meinte nicht ohne Grund, er sähe Potenzial in mir. Nun, irgendwann muss er sich dessen bediene Wir werden sehen.

Nach dem nun doch kürzer geratenen Turnier ging es in eine der drei in der Nähe liegenden Saunen, bzw. Djimjilbangs. Mit JP (Jean Paul, mit 45 zweitältester im Team nach mir), der in der Sauna sehr oft furzen musste (wegen des Biers, dass er nach dem Spielen in einem Restaurant bei Pizza und Chicken verdrückte), aber mir gute Tipps bezüglich Japanreise bzw. -hotel zu Weihnachten geben konnte. Er ging nach der Sauna, ich blieb über Nacht. Da fällt mir ein, erstmal die Saunaliste weiterzuschreiben.

Niedliches kleines Djimjilbang mit vielen Schlafmöglichkeiten: Kojen, viele Räume, selbst in dem Saunabereich, Snackbar und Restaurant, die immer aufhatten (auch in der Nacht), Bulgama (Back- oder Pizzaofen, wird mit offenem Feuer angezündet zum Anwärmen), Eisraum, das wars. Aber viel Schlafplatz für eine so kleine Djimjilsauna. Das Heißwasserbecken mit 44°C war mein Highlight!

Done.

Um so schlimmer war dann der nächste Morgen. Regen. Aber ich hatte ja neue Regensachen, also was sollte schiefgehen? Beim Losfahren (der Roller sprang nur widerwillig an) nieselte es, ging in Regen über und sorgte schon beim Verlassen der Stadt dazu, dass mein Navi ständig wegsprang vom Bildschirm. Die Regentropfen hatten die Kontrolle übernommen. Meistens reichte ein kurzes Antippen, um die App wieder in den Vordergrund zu holen. Aber es nervte. Der Regen wurde stärker und jetzt muss ich auch hin und wieder mal anhalten. Irgendwann, die Handschuhe waren zum Auswringen nass, musste ich einen Komplett-Stopp machen. Handyhalter irgendwie anders anbringen, geschützter, weniger anfällig. Ich beneidete die intelligenten Aufbauten der Lieferdienstfahrer, die die unterschiedlichsten Methoden gefunden haben, den Niederschlag vom Bildschirm fernzuhalten. Ich schaute auf mein Display und sah nicht nur die Nachricht, dass meine Möbel (zwei Tage zu spät) geliefert worden waren (gestern hieß es noch, sie kämen dann in 2-3 Werktagen, jetzt war es Sonntag), sondern auch, dass ich mit 74km tatsächlich schon genau die Hälfte des Weges hinter mir hatte. Ich war längst nicht mehr in Seoul, aber immer noch in der Stadt. Kaum hatte ich meine Halterkonstruktion fertig, hörte der Regen auf. Und das blieb auch bis Suanbo so.

Einen Weg zu finden, der einen Motorrad- oder Großrollerfahrer ohne Einschränkungen oder Verkehrsvergehen schnell an sein Ziel bringen, ist durch Naver-, Kakaomaps oder Sygic so viel einfacher geworden. Früher hatte ich einen englischen Straßenatlas, der gut für die Übersicht, aber nicht sehr genau war und später dann dazu einen dicken koreanischen, der sehr detailliert, aber schlecht für die Übersicht war. Ich erinnere mich, dass ich oft einfache Ausdrucke dabeihatte. Was das Papier einem dann ab 2009/2010 dann nicht mehr sagte, war, dass die guten koreanischen Verkehrsbehörden mal eben Straßenabschnitte einer normalen Bundesstraße zur Autobahn („Motorway“) deklarieren würden. Bei einstelligen Straßen geschah das immer häufiger. Es war mal möglich, in schöner gerader Strecke auf zweistelligen und einstelligen Straßen nach Suanbo zu kommen. Und auf einmal war ein Straßenabschnitt auf 2-3 km Länge „Motorway“. Das bedeutet, dass dort Motorräder nicht fahren dürfen, denn die sind seit jeher verbannt. Das kommt noch aus Zeiten, wo es nur kleine Liefermotorräder gab, das beweist auch das Verbotsschild, ein durchgestrichenes Liefermoped.

Wiki meint: „Motorcycles‘ access on expressways (고속도로 gosok doro) was prohibited by a Notice of the Ministry of Home Affairs on 1 June 1972“. Motorradclubs und Vertreter aus Politik und Wirtschaft versuchen sich an Lobbyarbeit, aber ein Ergebnis werde ich hier nicht mehr erleben. Es sei denn, ich besorge mir eine große BMW oder Harley und fahre im Trupp mit, denn die ignorieren das Gesetz und protestieren so auf ihre Art dagegen. Aber will ich das? Nein, gerade die kleinen Straßen haben es mir angetan! Allerdings ist das erste Rausfahren schon sehr viel stressiger. Andererseits ist das Zurückfahren manchmal einfacher, weil nämlich fast jeder Autofahrer glaubt, dass der Motorway der schnellste Weg ist. Ist er aber nicht, vor allem nicht am Sonntag! Wenn ich die Auffahrtsschlangen sehe, feixe ich mir eins! Besser so.

Angekommen in Suanbo, bis auf die Handschuhe ist alles längst getrocknet, der erste Schock: „Das billigste Hotel am Ort“ (nach „Lonely Planet“) ist es nicht mehr – die Preise haben sich mehr als verdoppelt im „Limon Oncheon Spa Hotel“, welches früher nicht so hieß. Und Räume gäbe es keine. Oder zumindest noch nicht jetzt, um halb drei. Na, dann komme ich später wieder. Erstmal essen. Rüber ins Restaurant, wo ich zuletzt mit Warti war, es gab damals gutes Essen und viel Bier und Soju, der Besitzer hatte getanzt, als ich das „Drei kleine Bärchen“-Lied sang. Rein, wiedererkannt. Natürlich! Dazu der Verweis auf das wirkliche letzte Mal, am 29.12.2019, als ich mit Jaehan vorbei kann nach unserem Templestay – das hatte ich total vergessen! Der Dankeszettel, auf dem ich mich tausendmal bedankt hatte für tausendfache Gastfreundlichkeit, hing noch immer an der Wand. 😊
Die Besitzerin erklärte mir, dass der Besitzer des „Limon“ gewechselt hätte und es jetzt ein schickimicki Hotel gehobenen Anspruchs sei. Ich sagte ihr, ich würde mal bei Naver schauen, was es noch so gäbe. Hatte ich nicht bei „Coupang“ einen Coupon gesehen für ein Hotel in Suanbo? Mal sehen – ja, tatsächlich! Aber auch „nur“ über 75.000 Won für die Übernachtung im „Suanbo Oncheon Healing Hotel“. Und – für heute ging es nicht anzuwenden. Mist! Weitersuchen. Die gute Frau war kurz weg und als sie wiederkam, meinte sie, ich könne für 100.000 Won (ca. 70 Euro) in dem Hotel hinter dem Restaurant für 2 Nächte unterkommen. Sie kenne kenne Besitzer und hätte mit ihm geredet. Super! Wie heißt das Hotel? „Suanbo Oncheon Healing Hotel“!
Es zahlt sich aus, wenn man Leute kennt! Ich musste IHR versprechen, dass ich am Abend in SEINEM Restaurant essen würde! Vielleicht war das der Deal? 😉
Das Restaurant ist ne Chickenbude, und Chicken – das können die Koreaner!

Und da sitze ich nun und futtere leckere, scharfe Drumsticks. Viel zu viel, aber mampf!

Schaun wir mal, was die zweite Ferienwoche so bringt.

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6 – Konstantins Herbstferien

Ein Klassenmaskottchen auf Tour

Ich bin Konstantin, das Klassenmaskottchen der 3.Klasse an der Deutschen Schule Seoul International. Ich bin noch nicht lange in Korea und hab deshalb auch noch nicht so viel unternommen. Denn eigentlich sollte mich immer ein anderes Kind am Wochenende mitnehmen und dann in der folgenden Woche berichten, was es alles erlebt und unternommen hat mit mir.
Nur leider hat das erst ein Kind machen können, dann waren schon die Ferien da. Also hat mich Herr Groneberg mitgenommen (das ist der Klassenleiter der Klasse 3).
Und was wir zusammen erlebt haben, darüber will ich hier berichten.

Los ging es schon am ersten Ferienwochenende. Mit dem Motorroller von Herrn Groneberg ging es an die Westküste, nach Seongmodo, eine Insel hinter Gangwhado. Dort gab es ein Hotel, wo man am Automaten einchecken konnte! Das war zwar cool, aber Herr Groneberg hatte das falsche Zimmer gewählt. Er konnte das koreanische Hinweisschild nicht lesen, auf dem stand: „Diese Zimmer haben Meerblick“ und deshalb hatten wir ein dunkles, kleines Zimmer ohne Tisch und Stuhl. Aber das gefiel uns nicht. Also haben wir nochmal bezahlt am Automaten und diesmal ein schönes Zimmer bekommen! Mit Blick auf das Meer, sogar aus der Dusche heraus, mit Tisch und Stühlen, Fernseher, Heizdecke, PC und viel mehr Platz. Später am Abend konnten wir aber tatsächlich einen Schlüssel zurückgeben und haben auch das Geld wiederbekommen! Abends gab es leckeren Seafood Udong.

Am nächsten Morgen war es trüb. Kein Wetter, um einen Ausflug zu machen. Herr Groneberg ist dann ohne mich zu den Mineralquellen gegangen und hat unter freiem Himmel im Oncheon (Heißwasserbecken) sitzen können. Drachen waren leider nicht zugelassen, also blieb ich im Hotel. Später am Tag hatten wir noch einen kleinen Ausflug an den Strand, jedoch nur wenig Sonne und es war ganz schön kalt. Das Schönste aber war die kleine Wanderung hoch zum Bomunsa-Tempel. Da gab es eine prima Aussicht und schöne Tempelgebäude. Oben am Berg gab es einen in Stein gehauenen Buddha und etwas darunter tolle Drachen, die auf das Meer hinausschauten. Herr Groneberg hat ein 360°-Video gemacht, das kann man auf YouTube ansehen („360° Einfach gehen Bomunsa“)

. Fisch und Krabbe gab es zum Abendessen und im Hotel ein „Kaminfeuer“ (von YouTube 😉)

Wir mussten am nächsten Tag wieder zurück nach Seoul fahren, weil Herr Groneberg ein Handballturnier hatte. Da war ich nicht mit, das war mir zu anstrengend und zu laut.

In der zweiten Ferienwoche ging es dann schon am Sonntag früh los, da die Mannschaft von Herrn Groni verloren hatte und damit das Turnier schon wieder vorbei war. Früh morgens sprang der Roller von Herrn Groni ganz schlecht an, fast war die Batterie alle bei so vielen Startversuchen. Aber dann ging es doch los und da regnete es auf einmal ganz stark. Wir mussten ein paar Mal anhalten, weil das Navi durch den Regen immer wieder ausging (das Handy dachte, die Regentropfen seien Fingerberührungen!). Erst nach 100 km wurde es besser. Wir waren auf dem Weg nach Suanbo, da wollten wir ein paar Tage verbringen.

Suanbo ist ein Ort, wo es ganz viele heiße Quellen gibt. Das Wasser kommt mit 53°C aus der Erde. Es gibt viele Hotels mit Oncheons (den heißen Bädern), leckere koreanische Restaurants, viele bunte Lichter an den Straßen und sogar offene Fußbäder an den Wegen.
Herr Gronibergi musste ein anderes Hotel suchen als das, was er geplant hatte. Das war sonst immer günstig, aber jetzt gehört das Hotel jemandem anders und der hat die Preise dreimal so hoch gemacht. In einem Restaurant, wo wir lecker gegessen hatten und wo die Besitzer Herrn Groni schon lange kennen, wurde uns geholfen und wir haben ein cooles Hotel gleich hinter dem Flüsschen und dem Restaurant bekommen. Das war gar nicht teuer und hatte auf jedem Zimmer ein eigenes „Oncheon“ – nun, das war eigentlich nur eine große Badewanne, aber das heiße Wasser kam direkt aus der tiefen Quelle! Man musste aber ganz schön lange warten, bis das heiße Wasser kam 😊
Direkt im gleichen Haus gab es lecker Hühnchen-Restaurant – Mann, was haben wir uns die Bäuche vollgeschlagen!

Am nächsten Morgen ist Herr Gronebergi fast verzweifelt: Der Motorroller sprang nicht an. Über 15 min hat er es versucht, aber nichts ging. Die Batterie war schon fast leer, da wagte er einen allerletzten Versuch und – wir hatten das kaum noch erwartet – sprang der Roller doch noch an und wir konnten losfahren! Zwar war Regen angesagt, aber gerade schien die Sonne. Also sind wir los, um um den Chungju-Stausee herumzufahren.
Das war ein toller Trip! Es gab gute und schlechte Straßen und überall eine tolle Sicht auf den See. Ganz kurz durfte ich sogar mal vorne mitfahren! Leider war die Straße noch nicht überall fertig und so mussten wir auch durch Schlamm und Dreck fahren und manchmal unbefestigte Wege benutzen. Das war manchmal ganz schön gefährlich! Und hinterher war der Roller sehr schmutzig! 😀

Weil der Roller so schlecht ansprang, wollte Herr Groneberg ihn zur Werkstatt nach Seoul zurückbringen. Aber ich war dagegen, also sind wir von Suanbo wieder Richtung Westküste gefahren. Dort hab ich auf der Karte eine tolle Bulgama-Sauna entdeckt, wo auch ich mit reindurfte. Heiße Becken gab es hier nicht, aber dafür heiße Räume! Die waren cool – oder besser: HOT! Da gab es 3 oder 4 heiße Räume, in die man mit Saunaklamotten reindurfte, boah, war das heiß da! In dem einen Raum, der mit echtem Holz befeuert wird, kann es unter der hohen Decke 600-900°C heiß werden! Die Decke ist zwar in 4-5m Höhe, aber auch unten auf dem Boden, wo es ja immer kühler ist, waren es noch 80-100°C! Das war uns zu heiß.  Es gab Ramyeon und geröstete Eier mit Salz, was anderes gab es nicht. Überall war Fußbodenheizung und wir haben ganz gemütlich in einem der Schlafräume gelegen und Filme auf dem Tablet geschaut. Wir waren ganz alleine dort.

Leider sind wir dann am nächsten Tag schon wieder nach Seoul gefahren, weil Herr Groneberg Ohrenschmerzen hatte. Der Roller war dann in der Werkstatt und wurde repariert.
Da noch ein paar Ferientage übrig waren, machten wir uns am letzten Wochenende auf zu einem wunderschönen Garten, dem „Hwadam Botanical Garden“. Dort konnte man Monorail fahren, eine Bahn auf einer Schiene, die über den Wegen langführte. Wir wollten aber nur dort wandern, weil uns die Bahn ersten zu teuer war und 2. Herr Groneberg wieder ein 360°-Video machen wollte. Außerdem stand auf der einen Webseite, dass das Wandern dort kostenlos möglich wäre.
Als wir aber dort ankamen, war schon das erste Hindernis – man durfte nicht mit dem Motorroller dort direkt hinfahren! Aber wie sollten wir da denn sonst hinkommen? Also sind wir trotzdem auf der Straße dorthin gefahren. Wir wurden dann auch angehalten, aber glücklicherweise nicht von der Polizei 😊 Wir mussten dann zum Parken in ein Parkhaus fahren und den letzten Rest zu Fuß gehen.
Oben beim Eintritt dann der nächste Schock: Der Eintritt war nicht frei! Im Gegenteil: Er war fast genauso teuer wie mit Bahnfahrt. Aber wir konnten gar kein Ticket kaufen, denn es gab kein Tickethäuschen und keinen Automaten! Und nichts war auf Englisch, also musste Herr Groneberg mit dem Handy (Google Lens) die Schilder übersetzen. Bei einem wurde er richtig sauer – da stand drauf (auf Koreanisch): „Eintrittskarten können nur online gebucht werden. Aus Gründen der Fairnis allen Kunden gegenüber müssen ausländische Besucher auch online reservieren!“ Das geht aber auch nur, wenn man online bezahlen kann. Und das können ausländische Touristen eher nicht! Auch wir nicht, weil Herr Gronebergs Handy dafür noch nicht freigeschaltet war! Er meinte, das wäre jetzt unfair gegenüber Ausländern – wir haben auch kaum welche gesehen. Wir mussten etwas rumfragen, aber dann half uns ein junger Angestellter weiter. Er sprach nicht gut Englisch aber er sah, wie verzweifelt wir waren. Er verschwand kurz in dem Häuschen, wo die Koreaner ihre bestellten Tickets abholen können und kam mit einem Ticket wieder. Die Menschen sind gut – das System ist Schei…öner Mist!

Als wir im Garten waren, war der ganze Ärger vergessen und wir konnten den schönsten Spätherbst genießen! Es waren zwar sehr viele Menschen da, aber die Sonne schien und das Wetter war prima herbstlich! Man konnte tolle Fotos schießen. Wir waren fast 3h (das heißt Stunden – „hours“) und Herr Groneberg hat sogar zwei 360°-Videos gedreht!
Als wir zurückfahren wollten sprang der Motorroller wieder nicht an! Auch diesmal hat es eine Viertelstunde gedauert, bis er irgendwie doch noch ansprang. Herr Groneberg war jetzt richtig sauer, denn der Roller war ja gerade erst in der Werkstatt!

Auf dem Rückweg sind wir dann noch zur Yongsan iPark Mall gefahren und haben einen spannenden Film gesehen. Ich hab mich im Rucksack versteckt, weil mir das zu gruselig war! Vom Popcorn hab ich aber doch heimlich genascht!

Als wir wieder draußen waren sprang komischerweise der Motor sofort an diesmal…

Das war dann doch noch ein schönes Ende der Ferien, aber der Motorroller braucht wahrscheinlich auch Ferien und ein paar neue Teile!

Leider haben wir kein Rätselbild für euch gemacht. Aber weiß noch jemand, wie heiß die Quellen in Suanbo waren? 😉

So, ich wünsche euch viel Gesundheit und hoffe, ihr unternehmt noch viel mit mir!

Euer Konstantin

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4 – Von Saunen, Zügen und Streifenhörnchen

Zu Chuseok nach Chuncheon mit dem Chu-Chu-Train

Chuseok-Ferien, Tag 9. Moment. Nein, tatsächlich erst Tag 3, sagt der Kalender. Aber heute ist doch… stimmt, erst Samstag. Aber so viel geschehen.

Los ging es in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag. Um 3 Uhr war endlich wieder Raiden angesagt. Eine Stunde zum Nichtvergessenwerden und zum Nichtvergessen. Noch ein bissel Solospiel und dann schlafen gehen.

Ausschlafen – ein Luxus! Selbst die Wochenenden ließen es nicht immer zu. Immer was los. Jetzt war es Donnerstag und ich hatte keinen Plan. Hmm, verreisen heute ist aussichtslos, die Koreaner sind selbst am Verreisen und die Bahnhöfe und Flughäfen sind voll. Es sind die Hauptfeiertage in Korea. Erntedank, wo man die Großeltern auf dem Lande besucht und überteuerte Geschenke mitnimmt.
Also warum nicht das tun, was ich mir vorgenommen hatte für meine Koreazeit 2.0 – Saunen sammeln, Djimjilbangs erkunden, 50+ Saunen sollen es in den 2 Jahren werden. Ja, perfekt für so einen angefangenen Tag! Um 15 Uhr schaffe ich es aus dem Haus, habe in Hongdae, DEM Studenten-/Ausgehviertel, eine 24h-Sauna (meist sind das Djimjilbangs) entdeckt. Halbe Stunde, mit der U-Bahn gut zu erreichen. Hongik Station raus. Zum direkten Einchecken ist es zu früh, denn wenn man einmal bezahlt hat, kommt man nicht wieder raus (ohne erneut zu bezahlen).                    


Essen gehen, ja, das klingt gut. Ich suche mir ein Restaurant, wo niemand isst, was aber gemütlich aussieht. 30.000 Won (knapp 21 Euro) kostet ein Essen hier (die kleine Portion). Egal – ich hab Ferien. Es ist eine tiefe, heiße Pfanne auf dem Tisch mit gemischtem Schweinefleisch und Kalmar, viel Grün oben drauf und ’ner heißen Gasflamme darunter. Es beginnt zu kochen und das Wasser verdampft. Ich soll mischen. Es wird immer weniger Sauce. Ich kippe heimlich Wasser nach – so bleibt ein wenig von der leckeren Brühe. Das Wasser verdampft. Ich stelle die Flamme runter. Irgendwann bemerkt die Adjumma mein Werkeln und stellt an meinem Tisch zunächst die Flamme wieder hoch, um dann die Brühe abzuschöpfen. Eine Mischung aus Puntern und Armer-dummer-Ausländer-macht-Blödsinn-Verständnis kommt aus ihrem Munde und ich sitz doof dabei. Aha, das muss also „einbrennen“. Wieder was gelernt. Aber ich habe dadurch eine schöne extra Suppe aufm Tisch. Ich bin nach dem 2. Kelly schon dicht und dann irgendwann auch satt. Außerdem stieren Leute auf meinen Tisch – mittlerweile ist der Laden proppevoll, kein Platz mehr frei, draußen steht ne Warteschlange. Will mal nicht so sein und mache dem Platz frei. Jetzt bin ich sauna-ready.

Die Hongdae-Sauna ist gleich um die Ecke, im Keller eines Hochhauses auf 2 Etagen. Eintritt kostet 14.000 Won, das sind zurzeit 9,77 Euro. Guter Preis, kann man nicht meckern.

Ich erkunde erstmal nur die Sauna, also den Feuchtbereich. Nun ja, da ist nicht viel. Gerade eine Sauna, 85°C, aber trocken. D.h. zu kalt für „trocken“. Ins Schwitzen kommt man da nicht so schnell. Die Wasserbecken sind auch nix – gerade mal zwei Stück, eins kalt, eins warm. Beide sehr schmal, wenn vier Mann drinliegen, sindse voll. Bei dreien müsste man drübersteigen, nää, das probiere ich nicht aus. Mal hoch ins Djimjilbang. Hmm. 4 Räume. Eisraum, Erdraum, Finischraum (ist nicht in Betrieb), Backsteinofenraum (Bulgama). Keine Sitzmöglichkeiten außer den drei Massagesesseln. Doof. Ich wollte doch ein bissel was am iPad schreiben. Nee, das wird nix. Im Schlafraum ist es eng, tiefe Decke und vor den einzigen Steckdosen liegen schon Leute. Da kann ich nix aufladen. Neben den Massagesesseln ist ein schmaler, dunkler Streifen, da lege ich meine Schlafmatten hin. Fußmassage für 20 Euro lass ich mir noch geben, dann hinlegen. Ah, es gibt Bier. Kleine Büchse 4000 Won (2,80 Euro). Egal, Adjumma, gib mir drei! Ich hab Ferien!
Auf dem iPad finde ich einen Film, „Magical Mystery“ von Sven Regener. Passt. Schicke Chrischan noch ’n Foto, dann Film. Gegen halb eins fallen mir die Augen zu, Zähneputzen, pullern und ab ins Bett. Oder halt auf die Matte.

Um 4:22 Uhr ist die Nacht vorbei. Alarmsirenen verhindern das Weiterschlafen. Alle schauen lethargisch und verschlafen durch die Gegend, Alarm will hier jetzt keiner. Meine inneren Alarmglocken schrillen aber auch, das ist gleich 2x Alarm und den sollte man nicht ignorieren. Bei dem Fährunglück der „Sewol“ damals wollte auch keiner Alarm   haben, selbst als das Schiff schon Schlagseite hatte, kam noch „alles nicht so schlimm“ über die Lautsprecher. 304 Menschen haben danach nie wieder einen „Fehlalarm“ erleben können.
Ich packe meine Sachen zusammen und bin gerade im Feuchtsaunabereich bei den Umkleiden angekommen, als Feuerwehrleute in voller Montur nach dem Feuer suchen. Ich bin schnell draußen. Zwanzig Feuerwehren stehen in den Straßen ringsum – es ist halt ein Hochhaus! Aber kein Feuer. Egal – „Better safe, than sorry“ – „Lieber auf Nummer Sicher, als am Arsch!“

Wat nu? In der Gegend war doch noch eine 24er. Mal sehen. Naver sagt, nur knapp einen Kilometer entfernt. Ein schöner morgendlicher Spaziergang durch das menschenleere Hongdae, durch einen grünen Pfad mit Bächlein, der früher wohl mal ne Bahnlinie war, ab und zu liegen noch Schienen auf/in dem Weg.   

Die Sauna hier – Oseong Sauna – das ist ein ganz anderes Kaliber! Sieben Becken allein im Feuchtbereich (Pavillonbecken 41°C, sehr kaltes Becken 18°C, kaltes 25°C, Schwefelbecken 41°C, Massagebecken 40°C, Warmbad 41°C und ein Heißbad mit grandiosen 44°C!) im Trockenbereich dann drei verschiedene Backofensaunen (Natural Jewel, Charcoal Earth, Heißbackofen), Eisraum (Alps Charcoal), Gold Charcoal, Forest Room), Kinderspielplatzraum (mit Tür 😉 Snackbar, Restaurant und Eintritt nur 11.000 Won (7,70 Euro)! Hier hätte ich gleich herkommen sollen! Oh, kein Schlafraum… Egal, neben eine Säule gelegt, Handtuch über die Augen – zweiter Schlaf. Als die offizielle Schlafzeit um 9:00 Uhr vorbei ist, gibt es eine laute Durchsage, aber ich habe Ferien und schlafe weiter. Um halb 12 setze ich mich ins Restaurant und esse die saunatypische Algensuppe „Miyeok-Guk“. Dabei mache ich weitere Pläne. Würde ja gerne nach Chuncheon. Da soll man in diesen schwimmenden Anglerhütten, die ich aus einem koreanischen Horrorfilm kenne, übernachten können. Das wollte ich damals schon machen und hatte aber keinen Ort gefunden, wo das ging. Bzw. es war keine Zeit mehr. Das Schöne/Besondere: Man wird hingefahren mit dem Bootchen und ist dann da draußen auf dem See alleine in der Hütte. Perfektes Refugium! Okay, das klingt gut. Nach Chuncheon kommt man mit der U-Bahn. Letzte Station Richtung Nordosten. Kostet also nicht die Welt. Unter 3 Euro für die Fahrt!

Also auf, kurz nach Hause in Huam Dong, Sachen packen und direkt ab. Naver zeigt mir komische Verbindungen mit 3-4x umsteigen, dabei kann ich einfach in der U-Bahn sitzen bleiben! Tu ich auch. Ich sitze dann in einem Waggon mit „schwacher Klimaanlage“, extra ausgeschildert – für Leute, die das bevorzugen. Meiner Meinung nach könnten sie ALLE Waggons so belüften wie diesen, das sparte eine Menge Energie und man kommt nicht als Eiszapfen an!

In Cheongnyangni muss ich die Linie wechseln. Finde sie nicht. Folge den Schildern und steige nicht mehr durch. Verwirrende und mehrdeutige Hinweise auf die Verbindungen zu drei verschiedenen Zugarten bringen mich dazu, am Ticketschalter nachzufragen. Ja, es gibt sie noch. Zumindest hier, nicht nur Automaten! Ich fühle mich alt, aber nach der Auskunft sehr schlau!
Mit der U-Bahn könnte man fahren, kein Sitzplatz garantiert und so 2h. Der ITX braucht 1h, hat aber nur noch Stehplätze. Eine Stunde stehen? Nö. Lieber dann später fahren, kostet 6,20 Euro. Eine Stunde Zeit, Odeng und Auntie Annies Brezelsticks, Kaffee und etwas Teigiges. Zug kommt um die gleiche Zeit an wie die U-Bahn, aber ist bequemer, mit Sitzplatz und vor allem: mit Klo! Ich schaffe es, mein verschwitztes Hemd zu wechseln (ich schwitze hier seit 2 Monaten immer und überall, nicht nur in der Sauna!) und am Platz aufzuhängen, wo es ein wenig trocknen kann. Es riecht nicht sonderlich schlimm und trocknet tatsächlich etwas. Zum Planen komme ich, trotz der Stunde Zeit, nicht wirklich. Erstmal ankommen.

Endstation des Zuges – Chuncheon. Schon am Bahnhof merkt man, dass man nicht mehr in Seoul ist. Kann es nicht greifen, aber das Gefühl ist da. Anderer Geruch, anderes Tempo…
Taxifahrer schauen, aber sprechen mich nicht an. Ich bin der einzige Ausländer hier. Ich gehe zielstrebig nach rechts die Straße entlang, sehe rechts ein Motel (jo, ich will jetzt keine Djimjilbangs suchen!) und merke nach 200-300m, dass man nicht mehr auf die andere, die Flussseite kommt, die Bahnschienen liegen dazwischen. Zurück zum Bahnhof, Überführung, andere Seite Fahrstuhl, schnurstracks Richtung Motel. Oh, es sind zwei, sehen beide gleich aus. Hab keinen 24h-Laden gesehen, gehe mal noch ein bisschen weiter. Ah, ein 25er-Laden (Wie heißt der richtig? GS 25 oder so?) in Sichtweite. Zurück. Gebe dem „Underdog“-Motel eine Chance, denn das „W-Motel“ glitzert und blinkt so überheblich vor sich hin. Zwei koreanische Athleten (keine Ahnung, welche Sportart) übersetzen mein Anliegen und ich bekomme ein Zimmer im 5.Stock für 50.000 Won (ca. 35 Euro). Ein Blick und ich gehe rückwärts wieder raus: Das Fenster ist Attrappe, alles zu von innen, nur ein schmaler Streifen Licht, kein Tisch, nur Bett. Nää. Mal nebenan im „W“ schauen. Getan! Zurück. Unten kommen gerade 2 neue Gäste an, einer kann Englisch und ich lüge, dass ich im falschen Hotel bin, meine Freunde kämen morgen und die wären dann nebenan im „W“! Ich rechne nicht damit, mein Geld wieder zu bekommen, bekomme es aber! Mianhamnida, sorry sorry, wieder so ein Puntern und „Dummer-Ausländer-Ton“, aber ich hab mein Zeug und bin ruckzuck nebenan im Haus. Zimmer mit Ausblick. Zwar nur die Hälfte nutzbar und die Balkons dienen nur zur Klimaanlagenablage, aber es steht ein kleines Tischchen am Fenster und man hat einen tollen Blick auf die bunt beleuchtete Brücke und den Fluss! Hier bleibe ich. Die Frau unten ist jünger und netter, ließ mich vor der Entscheidung ein Zimmer ansehen. Zwar ist dieses 10.000 Won teurer, aber es ist es wert!
Es ist noch nicht so spät und ich schaue mal, ob die vielen Lichter, die ich draußen sehen kann, zu einem Restaurant gehören. Also runter und drauf zu. Es sind leider nur zwei Cafés, sehen aber gut aus. Ich mache ein paar Fotos am Fluss, von der Brücke, den Cafés, der nächtlichen Landschaft, hole mir einen Kaffee und setze mich kurz aufs Dach. Schön hier!
Auf dem Weg zurück komme ich an einem Möbelladen vorbei, hole mir zwei Kuscheldecken für meine Couch in Seoul und dann noch 1-2 Bier, etwas Kaffee und Frühstücksramyeon aus dem 24h-Laden und setze mich ans Fenster. Etwas Gescheites kommt nicht dabei heraus. Tagebuchschreiben ist da schon das sinnvollste. Nebenbei plätschern YouTube-Videos, die größten Zeitkiller überhaupt.

Am nächsten Morgen: Was macht man denn hier so? Lonely Planet aufm iPad raus, kurze Recherche, ja, Cable Car! Die längste in Korea. War zwar schonmal auf der längsten in Korea, aber da gab es die hier wohl noch nicht. Oder ich hab was missverstanden. Egal. Da es gerade 11 Uhr geworden ist, möchte ich der Frau unten zuvorkommen und noch schnell sagen, dass ich eine weitere Nacht bleiben möchte. Geht klar, bezahlt, rausgesuchte Wanderstrecke eingeschlagen. Ich habe Ferien und dadurch genug Zeit zum Wandern. 3km oder so bis zur Seilbahnstation. Ein Taxi bestelle ich mir nicht, denn mit meiner App… – TAXI! Es hält und ich wandere nicht mehr. Angekommen an der Seilbahnstation bemerke ich meinen Denkfehler: Chuseok, Cable Car, keine gute Kombi. Meint die 50m-Schlange vor dem Tickethäuschen jedenfalls. 2-3h Warten – nää, darauf habe ich nun auch keine Lust! In der Zeit kann ich wandern gehen! Zu diesem Berg, wo die Seilbahn hinfährt, kann man auch laufen. Ein paar Kilometer sind das zwar, aber ich habe Ferien und damit Zeit.


Naver zeigt mir schon wieder ’ne komische Strecke an, ich nehme den Fußgänger- und Fahrradweg, der genau am Flussufer entlang führt. Schöner Weg, nicht voll, nur am Rand voll mit diesen gelbgrünschwarzen großen Spinnen. Hunderte! Nach einer Weile erinnere ich mich an meine 360°-Kamera. Ein perfekter Zeitpunkt für ein halbstündiges „Just Walking – Einfach gehen“- 360°-Video! Es fängt leicht an zu nieseln, aber die Kamera und ich bekommen kaum etwas ab. Uiii, der Weg zieht sich ganz schön! Sah auf der Karte nicht so weit aus… Einige Fahrradfahrer sind unterwegs, ich gehe links, um sie kommen zu sehen. Ständig geht die Kamera aus! SD-Karte zu langsam! Habe alle getestet und viel schnellere gibt es nicht! Die hat die gleiche Schreibgeschwindigkeit wie die SD-Karten, die INSTA selbst anbietet! Nun denn, das Video wird dann halt etwas länger. Falls die abgebrochenen Aufnahmen noch funktionieren! Bei den Itaewon-Aufnahmen letzten Monat war das nicht der Fall. Oder halt etwas kürzer. Hauptsache funzendes Video!

Ich bin am Berg angekommen. Der erste Aufstieg (es gibt mehrere), es sitzen ein paar ältere Frauen in Wanderklamotten vor dem Eingang und sehen ganz frisch aus. Kann dann ja nicht so schwer sein der Aufstieg. Und wenn, dann fahr ich halt mit der Seilbahn wieder runter, dann spare ich mir das Gewandere!
Recht kleiner, unscheinbarer Eingang zur Treppe, kostenlos, niemand im Tickethäuschen (würde 2000 Won kosten). Hmm, ne Flasche Wasser hätte ich gerne noch gekauft, hier gibt’s aber keine. Egal, los geht es!
Die Treppe ist echt anstrengend! Hohe Stufen, viele Höhenmeter schon zu Beginn des Aufstieges. Dann hören die Treppen auf. Die Steigung bleibt. Nicht viele Leute kommen mir entgegen. Schon nach 200-250m muss ich verschnaufen. Das Haus, was man von der Straße unten im Berg sehen konnte, ist erreicht und ich schnaufe. Die 360°-Kamera läuft den ganzen Anstieg schon. Moment – das ist das Haus, was „unten im Berg“ stand?! So weit bin ich erst?! Na, das kann ja heiter werden. Aber wird es nicht. Nur steiler. Einen Weg kann man längst nicht mehr erahnen, ab und zu glänzt ein viel begrapschter Baum und verrät, dass schonmal jemand hier war. Oder die Steigtritte (!) sind irgendwo rechts oder links von der aktuellen Position zu sehen und weisen stumm darauf hin, dass man gerade nicht in der besten Spur kraxelt!
Dann – ein Tempel! Schön, nicht viel, aber eine Wasserschöpfstelle! Und ne geile Aussicht! Wasser trinken, und weiter. Oftmals muss ich innehalten und mich fragen, wo der Weg ist. Egal. Nach oben! Die Kamera läuft – hab ich das jetzt mit der Wegfrage laut gesagt? Ja. Egal. Ich schwitze. Verschnaufe, stöhne, versuche, die Knie gerade arbeiten zu lassen. Mittlerweile kann ich die Kamera nicht mehr stabilisieren, da ich beide Hände zum Weiterkommen brauche. Felsen. Wo ist der Weg? Jetzt einen Schluck Wasser… Luft holen, weitergehen. Weiterhangeln, weiterziehen, weiterfragen, weiterschwitzen, nach oben, nach links, nach oben, nach rechts. Wie lange bin ich im Berg? 27min seit der Hütte. Ich sehe den Weg nicht. Felsen. Wenn ich erstmal oben bin, dann fahre ich mit der Seilbahn wieder runter, soviel steht schon fest!
Ein schwarzer Rabe oder eine Krähe sitzt auf einem Baum. Ist es wirklich schon so weit? „Schwarzer Rabe“ kommt mir in dem Sinn und ich muss an den Ukrainekrieg denken. Ich rutsche ab und bin wieder voll bei der Sache! Mist, Knie verdreht. Felsen. Eine Treppe! Boah, ist die steil! Oben steht einer. Keine Schwäche zeigen! Zackzackzack, bin ich oben. Der nette Herr spricht mich an. Sein Englisch wird immer besser, je länger er redet. Nach kurzer Zeit weiß ich, dass er auch mal in Huam Dong gewohnt hatte, in der Nähe meiner „Stammsauna“, dass er bereits über 1000 koreanische Berge bestiegen hat, dass er 62 ist und dass er diesen hier definitiv NICHT noch einmal besteigen wird! Und er ist auf dem Weg nach UNTEN!! Oh, was habe ich mir da angetan?! Es geht weiter. Wo ist der Weg? Felsen. Da sind Leute. Wieso sind die soweit links von mir? Ah, hier geht es nicht weiter, ich bin falsch. Steigtritte. Hier geht es lang. Ein Seil. Da lang. Dahinten ein anderes Seil, ich bin falsch. Felsen. Ein Wegweiser. Ich habe 200m geschafft. NUR 200? Argh, ich schwitze. Die Kamera geht wieder aus. Na, das wird ein Video. Ausgerutscht! Konzentration, Kay! Ich habe Durst. Ich höre Stimmen! Echt oder eingebildet? Echt! Auf dem nächsten Flachstück sitzt eine Gruppe Koreaner und ist fröhlich. Ich kann nicht verstehen, wie man am Berg Soju trinken kann! Aber sie haben Wasser und bieten mir, als ich vorbeikomme, getrocknete Pfirsichstückchen an. Ich nehme dankend an und kann leider nicht auf ihre Fragen antworten, wünsche noch ein schönes „Chuseok chal bonnesseo!“ und weiß nichtmal, ob man „Chumal chal bonesseo!“ , also „Ein schönes Wochenende!“, einfach so auf Chuseok übertragen kann. Man sagt ja auch nicht „Gute Weihnachten!“, aber „Gute Nacht!“ Egal, weiter. Die Pfirsichstücke sind köstlich und ich verspüre für den Moment keinen Durst. Kaum außer Hörweite und der Weg ist wieder weg. Beziehungsweise es gibt drei Möglichkeiten, wo er sein könnte. Ich nehme die rechte und die ist fast richtig. Das bemerke ich an dem Seil, was ca. 5m links neben mir im Berg fixiert ist. Ah, da wusste jemand, dass Leute auch rechts langgehen – es gibt Steigkrampen, die die Wege verbinden! Woah, hier abrutschen und es geht tief. Inklusive Bruchs von irgendwas. Felsen. Hätte ich doch nur etwas zum Trinken… Jetzt artet es aus – zum Bergsteigen. Ich wickle meine Tasche so um das Kamerastativ, dass die Kamera nicht aufschlagen kann, wenn ich mich nach Greifmöglichkeiten bücke oder an einen Baum hänge. Der Bildqualität halber hab ich die Schutzlinsen, ähm die Linsenschutze abgemacht. Spinnweben hängen auf beiden Linsenseiten. Still stehenbleiben. Tuch raus, Linse putzen. Alles fixieren. Hoffentlich wird die Aufnahme etwas! Aaaaaaachtung, Gleichgewicht finden. Wieder Adrenalin. BLEIB BEI DER SACHE, KAY!! Rechts oder… nein links ist ein Weg. Ein Weg!! Ich höre Kinderstimmen. Der nette Herr hatte mir empfohlen, auf der anderen Seite runter zu gehen, das wäre einfacher. Ach so, es gibt übrigens keine Verbindung zur Cable Car, man kann, wenn man auf den Wanderwegen hochgeht, nicht mit der Seilbahn runterfahren… Aber Kinderstimmen bedeutet – die Leute sind von der anderen Seite hoch gekommen! Meine Motivation steigt und die Oberschenkel sind vergessen und da ist sie: Die Treppe zum Gipfel! Na ja, oder fast, jedenfalls ist das hier das, weshalb man herkommt und die geile Aussicht genießt! Die Familie ist laut, aber das stört mich nicht. Ich bin da, dem Gipfel nah. Nur noch ein kleiner Höhenweg – what the FUCK: Auf der einen Seite schön gemütlich, mit anlehnen an den Fels und mit Stahlseil zum Festhalten und hinter dem Felsen – 200m direkt runter! Glatter Felsen! Mir wird schwummrig – hier möchte ich nicht sein. Das Podest auf dem eigentlichen Gipfel (oder nur Aussichtspunkt, mir sowas von egal!) ist erreicht und bietet scheinbare Sicherheit. DAS ist definitiv NICHTS für schwache Nerven!
Ich muss sagen: Das war der schwierigste und gefährlichste Berg, den ich in Korea und überhaupt jemals bestiegen habe! Und der war jetzt nur so 650m hoch. Aber die Anstrengung und der (teilweise nicht vorhandene) Weg waren das Schlimmste! Will ich nicht nochmal machen! Nächstes Mal wird besser im Detail recherchiert!

Der Abstieg ist easy! Am Anfang wie ein Waldspaziergang, recht flach. Das Gefährlichste jetzt sind lediglich die Kastanien, die reif von den Bäumen fallen! Ich begegne einem Ehepaar, welches mir ein Apfelstück anbietet. Ich nehm an. Auch den traditionellen Keks dazu. Das ist das Leckerste, was ich in letzter Zeit gegessen habe!
Ich werde übermütig. Überhole Absteiger, habe einen flotten Schritt drauf. Zack, liege ich im Dreck! Nur kurz, egal, hat keiner gesehen! Weiter geht es über Stock und Stein und rutschhhhhhhige Wurzeln. Zack! Diesmal hat es einer gesehen. „Alles okay!“ Weiter. Achtung, ein Streifenhörnchen läuft über den Weg! Es wird feuchter. Zonk – eine Kastanie schlägt auf meinem Nacken auf, gerade, als ich ein koreanisches Mädchen überhole! Sie hört es! Oh! Egal, weiter. Nackenreiben. Ein kleiner grünbunter Frosch hüpft über den Weg. Moos auf den Steinen. Oder schon Algen? Wasser! Ein Streifenhörnchen mit einem grünbunten Frosch im Maul läuft über den Weg. Hmm? Weiter, zack zack, abwärts führende Treppen – pff, mach ich rückwärts! Ein grünbunter Frosch mit einem Streifenhörnchen hüpft … ich glaube jetzt wirklich, dass ich ein Wasser brauche! Ich hazuliniere! Treppen. Menschen. Eine Hütte. Ich hab kein Bargeld. Karte nehmen die hier oben bestimmt nicht. Eine Familie. Ausländer. Es kann nicht mehr weit sein. Noch eine Treppe, mit Stahlgitter überdacht. Ein Haus. Noch ein Haus. Zivilisation! Eine Adjumma bietet mir etwas an, ich zeige ihr meine Kreditkarte. Natürlich wird die akzeptiert! Wasser, Cola, Pocari Sweat wegen der Ionen, drei Tücher für den Kopf – ich habe es überlebt!

Die Karte zeigt mir, dass ich jetzt auf der anderen Seite des Berges bin. Boah, jetzt noch so viele Kilometer laufen! Egal, ich habe Ferien und es ist flach! Mein Knie macht sich bemerkbar. Jetzt! Ich folge der Straße auf dem Fußweg. Der endet. Wat nu? Rechts ab, das andere wird zur Autostraße. Ein Fahrradweg. DER um den Stausee? Egal. Da lang. Nach 2km sehe ich, wo ich bin. Ach du Scheiße, hier erst! D.h., jetzt muss ich noch 13km… TAXI!!! Tatsächlich erwische ich im Augenwinkel das rote „Dieses-Taxi-ist-frei-und-auf-der-Suche-nach-Kunden“-Leuchtzeichen und bin überglücklich, dem Fahrer verkünden zu dürfen, dass er mich nach Myeongdong, Downtown Chuncheon fahren darf!

Nie habe ich eine Taxifahrt so genossen wie diese! Ach, Fahrer, fahre er mich doch bitte in diese „Spicy Stir Fried Chicken Straße“, die Naver mir hier anbietet.
„Dakgalbi Alley“, wie es hier auf Englisch an der Straße heißt, ist wirklich genau das: Eine Straße, mehr so ein Ypsilon, wo fast jedes Restaurant ein Dakgalbiladen, also Gebratenes-Hühnchenrestaurant ist. Zwei Fahrradfahrer rufen sich auf Englisch zu: „Hey, lass uns da reingehen, wo viele Leute sind, das muss gut sein, oder?!“ Ich dagegen gehe auf den einsamen Mann zu, der vor seinem Restaurant steht und keinen Kunden hat, während andere Schuppen voll sind! Das verstehe einer – die haben buchstäblich ALLE das gleiche Essen…
Nun denn, ich bin da, frage nach Adjumma-Musik (während der Besitzer eher Heavy Metal hört), und ich bekomme mein Essen. Das ist gut, ich muss ab und zu mal nachfragen (er ist nicht so „auf Zack“, vielleicht hat er deshalb kaum Gäste) und er ist so „nett“, mir deutsche Popmusik vorzuspielen. Er glaubt, dass mir das gefällt und ich spiele mit. Aber nur drei Lieder lang, dann will ich Adjumma-Humpta-humpta! Das ist so, als würde man einem Koreaner in Deutschland im gutbürgerlichen Restaurant K-Pop vorspielen, obwohl der sich deutsche Volksmusik (oder volkstümliche Musik) gewünscht hat!

Es regnet leicht. Ohne Schirm gehe ich los und muss feststellen, dass zwei Saunen geschlossen und auch nicht wirklich 24h lang offen haben. In einem Restaurant frage ich nach dem Klo, darf, und dann geht es weiter. Eine Chance ist noch und die ist ein Volltreffer! Ein echtes, großes Djimjilbang! Auf drei Etagen mit eigenem Parkplatz unten. Eintritt ohne Schlafen – 11.000 Won!
Der Abend ist gerettet! Schnell finde ich mich zurecht und koste zwei der drei Saunen 55° (müsste feucht sein, isses abba nich), 60°C (feucht, gut) und 90°C (trocken, prima) gut aus. Dazu die fünf funktionierenden der sechs Becken – kalt, 20°C (sehr kalt war leer), Massage 36°C, Pavillon 37°C, warm 39°C und heiß (43°C) – perfekt! Im Massagebecken später noch Hemd eingeweicht und danach fast getrocknet, aber zuvor Djimjil überprüft. Alles da, kann man drin Zeit verbringen. Sogar mit Gym und PC-Bang (wenn auch nur 2 PCs). Besonderheit: traditionelle Holzkohlenofensauna, eine traditionelle koreanische Erfindung (erster von alle in die Welt!).

Knapp 2h bin ich wohl drin und dann auf den 2km-Heimweg. Unterwegs gibt es noch eine Festivität, die ich auch mitnehme mit scharfem Odeng (mit Bohnenkeimen), gezapftem Bier („saeng mektchu“) und ein paar Bechern fürs Motel, weil es da nur Medikamentenbecherchen gibt. Noch beim 24er/25er-Laden gehalten, Bier rein, Zimmer, schreiben.

Morgen werde ich wohl wieder nach Seoul reisen. Abendkino und dann eigenes Bett klingen verlockend!
Mit dem ITX. Wenn ich nen Sitzplatz bekomme. Aber dann bis zur Yongsan Station, ohne Umsteigen. Und pennen aufm Weg.

So wie jetzt.

Ach ja – Anglerhütten auf dem See hab ich nicht gesehen und auch nicht danach gefragt. Ein anderes Mal.

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3 – Pfadfinder – sie sind überall!

Zu heiß zu Besuch

Dadurch, dass die Homepage so lange nicht bearbeitbar war, fehlte mir die Motivation, die Stichpunkte auszuformulieren. Und jetzt (Dez.23) ist es so lange her, dass ich nicht mehr zu 100% weiß, was ich damals ausformulieren wollte.

Daher hab ich mich entschieden, die Stichpunkte so, wie ich sie aufgeschrieben hatte, als Blogeintrag zu belassen. Vielleicht kommen die Erinnerungen später zurück. Muss mal gehen 😊

– Busfahren 405 von Hamilton bis Library, Pfadfinder überall

– Wohnungssuche und gefunden (Huam Dong), Fahrstuhl wie Turm, Sauna nur 50m entfernt, 24h-Laden 30m, erst Ende August beziehbar ☹

– Busfahren 405 und 402 Schleife Namdaemun, Odeng, starker Regen, 2.Schirm,

– Pet Shops, Motorradstraße Chungmuro, große Rollerauswahl, Pfadfinder

– Bus 421 fährt zur Itaewon (von Chungmuro, Daehan Cinema)

– mit Sachen in Wanne, Cyberpunk Videos geschaut

– Treffen mit Andreas E., Essen Maple Tree- Pfadfinder

– Adjuma-Restaurant bei Hyatt, wiedererkannt, über deren Enkel und Ronja geredet, Pfadfinder

– Rose&Crown nett, wie Baby Guinness, nur öfter auf, Motorradsuche erfolglos, Dreirad hat keinen Fuß-, Beinplatz

– Finanzamt in Deutschland, erledigt, trotz wenig Geld zurück, dann doch mehr nach der Bestätigung, dass das alles so gebraucht wurde für den Job

– Webseite immer noch nicht bearbeitbar, Anschreiben Strato

– Barbie 1.8. – good movie!

– offiziell Angestellter

– kor. Führerschein anerkannt/verlängert/erneuert, gleiche Nummer wie damals, gültig

– 5000 won chicken wings trocken, nicht scharf in JR Pub, ungeduldig, sehr kalt, zu kalt

– Abstecher Schule Musikraum mit blöder Weihnachtsbude (Määäääder-Box)

– gefühlte 43°C (laut App)

– 8 Passbilder für SCH 30.000 Won

– Deo aus Schule, geöffnetes Paket bei Christian

– Busreisen – Loops 405, 421, trocknen, abkühlen, kenne alle Stationen

– kaum Pfadfinder, haben jetzt ihr „Jamboree“

– Listen machen für 360°, Saunen, Biersorten

– Deutscher Stammtisch, letzter Kunde, fernhalten von Schlechtrednern!

– Nacht an Itaewon, 5 Uhr Bett

– 14 Uhr aufstehen, nix erreichen, Nengmyeon ja, Bank nein, Bahn Yongsan, Sunin Plaza zu (Summer holydays)

– Motorroller online gecheckt, schon ein paar gefunden, besuche später

– Paket zurück wegen Batterie/Akku, 3-Euro-Paket wurde auch nicht weitergeleitet, dahin

– Deutschland raus aus Frauen-WM

– Foto Janine für Guinness-Drucker (Bild auf Schaum)

– Homepage geht noch nicht, 2.Beschwerde geschrieben

– Pfadfinder fallen um, zu heiß, Treffen abgebrochen, späte Einsicht (Wer hat das im Sommer in Seoul organisiert?! Dämlich!)

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